Energieheld Blog Interviews

Expertenwissen über die Dämmung

Bitte glauben Sie keinem, auch nicht mir! Bilden Sie sich eine eigene Meinung über die Wärme-Dämmung.

Arnold DrewerIn diesem Experteninterview beleuchten wir wieder einmal einige interessante Aussagen und Fragen zur Dämmung. Dafür steht uns Arnold Drewer, vom unabhängigen IpeG-Institut zur Verfügung. Er ist Experte auf dem Gebiet Dämmung.

Dämmung brennt und ist lebensgefährlich

A. Drewer: Autos auch. Es gibt wenige Brand-Fälle in Deutschland, bei denen ein Wärmedämm-Verbund-System (auf der Basis von Polystyrol) in Brand geraten ist. Das hat immer mit falscher Lagerung, Fehlern beim Anbringen usw. zu tun. Ein „fertiges“ WDVS brennt nicht! Und, wer trotzdem davor Angst hat: es gibt auch unbrennbare WDVS auf der Basis von Steinwolle oder anderen mineralischen Dämmstoffen.
So gut wie alle Brände in deutschen Häusern sind Zimmerbrände (Kerzen, Kurzschlüsse, spielende Kinder usw.) Die Laminatböden, Spanplattenmöbel, Zimmereinrichtungen usw. setzen im Brandfall extrem giftige Gase frei, an welchen die Bewohner tragischerweise oft ersticken. Wenn man das durch Verbote verhindern will – müssten große schwedische Möbelhäuser (und andere) sofort geschlossen werden.

Können Fensterbauer, die nach einer Dämmung neue Fenster einsetzen, der Dämmung schaden und wie kann ich das feststellen, solange der Fensterbauer „noch in die Pflicht zu nehmen ist“?

A. Drewer: Grundsätzlich gilt, dass ein WDVS und neue Fenster aufeinander abzustimmen sind. Da dies sowieso recht aufwändige und damit teure Verfahren sind (die übrigens i.d.R. auch von der KfW bezuschusst werden), lohnt es sich immer, einen externen Fachmann (Architekten, Energieberater), der sich gut auskennt, mit ins Boot zu nehmen. Ansonsten: wenn ein Fensterbauer neue Fenster eingebaut hat, und nachträglich eine Außendämmung durchgeführt wird, hat der Fensterbauer für evtl. Probleme nicht zu haften, außer natürlich für eigene Ausführungsmängel.

Kellerdeckendämmung ist schwierig und geht doch nicht wegen der Rohre und der fehlenden Höhe?

A. Drewer: Dann kann man PUR-Sprühschaum nehmen. Der passt sich fugenlos an alle Gegebenheiten an und hat einen sehr guten Dämmwert!

Mein Architekt hat gesagt …

A. Drewer: Fakt ist, dass in der Ausbildung von Architekten das Thema „Wärmeschutz“ eine höchst untergeordnete Rolle spielt. Es gibt Architekten, die sich hervorragend mit der energetischen Optimierung von Gebäuden auskennen. Leider eine verschwindend geringe Minderzahl. Das Gros der Architekten hat von preisoptimierter energetischer Altbausanierung keine Ahnung! Ein „guter“ Architekt versteht sich als Generalist und weiß, welche Fachleute er zu welchem Thema befragen kann; und muss – man kann nicht alles wissen!

Mein Energieberater hat gesagt …

A. Drewer: Welcher Energieberater? Architekt? Bauingenieur? Schornsteinfeger? Energieberater im Handwerk – Dachdecker? Vielleicht im Baustoffhandel? Verbraucherzentrale?
„Energieberater“ ist kein geschützter Begriff – jeder kann sich so nennen. Und entsprechend miserabel sind oft die Beratungen. Stiftung Warentest hat Energieberater getestet – von 6 Energieberatern waren 5 katastrophal schlecht! Bei der Ausbildung von „Energieberatern im Handwerk“ (200 Unterrichtsstunden) wird das Thema „Wärmeschutz“ in 8 Stunden abgehandelt. Ein Energieberater kann sehr gut sein – muss es aber nicht. Leider sieht man ihm das nicht „an der Nasenspitze“ an! These: ein guter Energieberater ist ein schlechter Marketing-Mann und kann sich nicht so gut verkaufen wie ein Marktschreier.

Mein Handwerker hat gesagt: mach das! Dem vertraue ich!

A. Drewer: Wer macht’s? Das HANDWERK! Eine tolle Kampagne – welche auch uneingeschränkt gültig ist. Und der Handwerker installiert die Dämmung auch fachgerecht.
Allerdings: Ein Handwerker ist bei der Auswahl der Produkte und der Dämm-Qualität auch Planer (im weiteren Sinne).
Und hier ist ein Dilemma: Der Handwerker hat die Grundlagen der preis-optimieren Dämmung gar nicht gelernt. Er könnte diese zwar perfekt anbringen – aber wer sagt ihm, welches Produkt in welcher Dicke und mit welchem Verfahren das richtige ist?

Der Schornsteinfeger hat aber gesagt meine 25 Jahre alte Heizung sei noch in Ordnung!!

A. Drewer: Funktionsfähig ja, warm wird es auch, also: warum soll ich die Heizung denn austauschen? Ja, das weiß ich auch nicht. Ein 50%iger Wirkungsgrad reicht doch vollkommen aus, oder?
Naja, es gibt auch moderne Heizungsanlagen, die die in Brennstoff gespeicherte Energie zu fast 100% ausnutzen oder Heizungsanlagen, die über ¾ Umweltenergie nutzen. Doch bevor Sie sich zu einer neuen Heizungsanlage entschließen, sollten Sie prüfen, wie sie den Wärmebedarf senken können. Dann kann auch die Wärmeerzeugungsanlage kleiner und kostengünstiger ausgelegt werden.

Im Fernsehen hab ich gesehen, …

A. Drewer: Das Fernsehen zeigt auch Märchenfilme.

In der WELT stand letztens …

A. Drewer: Ist das nicht das „Schwesterblatt“ der BILD?

Der eine Energieberater sagt so, der Handwerker sagt etwas anderes, noch ein Energieberater sagt noch was anderes, und Sie raten mir zu dieser Maßnahme. Was ist denn jetzt richtig?

A. Drewer: Bitte glauben Sie keinem, auch nicht mir. Sondern benutzen Ihren eigenen Kopf und bilden sich eine eigene Meinung!

Mein Dachdecker hat gesagt …

A. Drewer: Er kann sehr gut Dächer decken und Schiefer schlagen – aber: ob er wirklich das beste und preiswerteste Dämmverfahren kennt? … Ein Beispiel: Wenn Sie nicht „unter dem Dach wohnen“ (der Spitzboden ist nur eine Rumpelkammer) – dann sollten Sie auf keinen Fall das Dach dämmen lassen, sondern nur die „obere Geschoßdecke“. Bei gleicher Leistung (Energiespar-Effekt) geben Sie nur 1/12 für die Maßnahme aus. Diesen Rat „unterschlagen“ so manche Dachdecker und verkaufen lieber ein komplett neues Dach. Wie gesagt – manche.

Stephan Thies

"Für eine erfolgreiche Energie- und Wärmewende ist eine realistische und unabhängige Informationsbereitstellung wichtig. Bei Energieheld ist dies unser tägliches Bestreben."

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