Solarheld Team

energieheld meets solarheld!

Das Experteninterview dieser Woche führen wir mit dem Team von Solarheld. Es besteht aus Marketingchef Daniel Wagner, Designerin Lucía López Besó, Techniker Alexander Knebel und Geschäftsführer Christoph Körner.

Zusammen haben sie den solarheld entwickelt. Mit dieser Mini-Solaranlage kann man einen Teil seines Strombedarfs decken und bis zu 20 Prozent Energie einsparen, so die Solarhelden. Im Interview sprechen sie über die Zukunft der Energiegewinnung aber auch die verschiedenen Hürden auf dem Weg dorthin. 

solarheld - Mut zur eigenen Energiegewinnung

solarheld sein – Mut zur eigenen Energiegewinnung

Das Ziel des Teams ist die Energiegewinnung weg von fossilen Ressourcen wieder mehr in Richtung Bürger zu bringen und hierbei vor allem dezentrale Kleinanlagen zu etablieren. 

Jeder kann mit dem Solarheld aktiv werden, Geld sparen und die Umwelt schützen.

Wir von energieheld wollen euch das Thema näher bringen.

Themen in diesem Interview:


Von der Idee zur Umsetzung

Wer sich so eine Mini-Solaranlage aufstellt und den Stecker einsteckt, wird zum Helden

Energieheld: Hallo Solarheld- Team, vielen Dank, dass ihr euch Zeit für uns nehmt.

Solarheld: Ja, gerne. Wir danken euch für die Einladung zum Interview.

Energieheld: Erzählt doch mal ein bisschen: Woher kommt die Idee für Solarheld und vor allem der Name. Darauf sind wir von energieheld natürlich besonders gespannt.

Solarheld: Die Idee zum Crowdfunding entstand im vergangenen Herbst als wir diskutierten, wie wir das geniale Konzept der Mini-Solaranlagen einem breiteren Publikum bekannt machen können.

Wir sind ja schon einige Jahre mit dem Thema beschäftigt und wundern uns über die geringe Verbreitung und Kenntnis dieser Anlagen. Hauptgründe hierfür sehen wir in der rechtlichen Situation mit dem Steckeranschluss und der Lobbyarbeit der großen Energiekonzerne. Diese Faktoren wollten wir unbedingt kämpferisch angehen und aufklären. Das Logo mit der Faust bildet das ja ganz gut ab.

Zum passenden Namen war es dann auch nicht mehr weit: wer sich so eine Mini-Solaranlage aufstellt und den Stecker einsteckt wird zum Helden.

Energieheld: Wie habt ihr die Umsetzung gestartet?

Solarheld: Als das Konzept grob stand, haben wir uns auf die Suche nach Herstellern und Partnern gemacht. Das Feedback war positiv und das Projekt beschlossene Sache.

Für die Ausarbeitung und Umsetzung der Kampagne haben wir Anfang des Jahres mit Freelancern verstärkt und zusammen viel Zeit und Grips investiert.

Energieheld: Ihr führt aktuell eine Crowdfunding-Kampagne durch, es ist ungefähr Halbzeit. Zieht doch mal ein Zwischenfazit.

Solarheld: Obwohl die Kampagne insgesamt recht gut ankommt und wir von vielen Seiten Lob und Anerkennung erfahren, ist die Fundingschwelle noch in weiter Ferne.

Wir vermuten, dass das Produkt für eine Crowdfunding-Kampagne den möglichen Unterstützern doch zu hochpreisig ist.

Der solarheld

Der solarheld ist dazu konzipiert, die Grundlast im Haushalt zu decken, d.h. die elektronischen Geräte, die üblicherweise dauerhaft eingeschaltet sind […].

solarheld

Der solarheld in Betrieb

Energieheld: Kommen wir doch mal zu eurer Mini- Solaranlage. Solarheld auspacken und ab in die Steckdose. So einfach geht‘s? 

Solarheld: Ja, so einfach geht’s tatsächlich. Technisch klappt das einwandfrei.

Energieheld: Ein solarheld soll ungefähr 20 Prozent Energie einsparen, kann ich mir fünf kaufen und mich so komplett selbst versorgen?

Solarheld: Das wäre schön und wird in Zukunft mit neuen Speicherkonzepten sicherlich auch möglich sein. Komplette Autarkie ist jedoch mit fünf solarhelden kaum zu schaffen, speziell im Winter, wenn der Strombedarf hoch und die Sonneneinstrahlung gering ist, reicht die PV-Leistung nicht aus.

Der solarheld ist dazu konzipiert, die Grundlast im Haushalt zu decken, d.h. die elektronischen Geräte, die üblicherweise dauerhaft eingeschaltet sind, z.B. Kühlschrank, Modem oder Geräte die tagsüber zum Einsatz kommen, wie die Waschmaschine oder Spülmaschine. Diesen Strombedarf kann der solarheld zum Teil mit Sonnenstrom versorgen.

Energieheld: Kann ich mit dem solarheld auch ein spezielles Gerät betreiben. Beispielsweise ein Radio oder Elektrogrill im Park?

Solarheld: Nein, der solarheld muss mit dem 230V Hausnetz gekoppelt sein, damit er funktioniert. An der Anlage selbst gibt es kein Eingang, wo man Geräte anschließen könnte. Getrennt als sogenanntes Inselsystem funktioniert der solarheld daher nicht. Die Idee ist ja die Abdeckung der Grundlast.

zwei solarhelden

Der Solarheld ist für nahezu jeden Haushalt geeignet

Energieheld: Nochmal was ganz praktisches. Was wird der solarheld ungefähr kosten?

Solarheld: Der solarheld I mit 240Wp ist für knapp unter 500 EUR zu haben und die doppelte Power für ca 800 EUR.

Welche Hürden sind zu bewältigen?

Es gibt sogar Energieversorger, die ähnliche Mini-Solaranlagen ihren Kunden anbieten – als Maßnahme zur Kundenbindung.

Energieheld: Ich kann mir vorstellen, dass der ein oder andere Energieversorger nicht unbedingt begeistert ist von eurer Idee. Gibt es rechtliche Probleme oder ähnliche Hindernisse?

Solarheld: Ja, das stimmt. Noch sind viele Energieversorger nicht begeistert. Einige erkennen aber mittlerweile, dass sich dieser Trend nicht aufhalten lässt und gehen das Thema proaktiv an. Es gibt sogar Energieversorger, die ähnliche Mini-Solaranlagen ihren Kunden anbieten – als Maßnahme zur Kundenbindung.

Rechtliche Probleme bestehen insbesondere in der unklaren Sachlage bezüglich des Anschlusses per Stecker. Dieser verstößt gegen eine VDE-Norm, die allerdings kein Gesetz ist. Dennoch schreckt das viele Interessenten und EVUs ab.

Energieheld: Muss ich denn mit Strafen rechnen, wenn ich den Solarheld einfach so betreibe?

Solarheld: Nein, der Betrieb des solarhelden ist ja nicht verboten. Wenn der Netzbetreiber allerdings einen solarhelden mit eingestecktem Stecker entdeckt, wird er den Betreiber wohl auffordern, die Anlage konform anzuschließen, also durch einen Elektriker fest verdrahten zu lassen.

Die Zukunft der Energiegewinnung

Mit kleinen, dezentralen Anlagen wie dem solarhelden können sich die Bürger von diesen Anbietern unabhängiger machen[…]. In Kombination mit vielen kleinen und großen Speichern und dem Schwarmgedanken wird das fossil-nukleare Zeitalter nach und nach abgelöst, davon sind wir überzeugt.

Energieheld: Seht ihr die Zukunft der Energiegewinnung generell in dezentralen Anlagen?

Solarheld: Ja klar, dafür machen wir uns stark. Wir stehen für eine bürgernahe und dezentrale Energieversorgung. Die über viele Jahrzehnte existierenden Monopol- bzw. Olipolischen Marktstrukturen führen zu einer starken Anbietermacht, was man ja auch an den steigenden Strompreisen sieht.

Mit kleinen, dezentralen Anlagen wie dem solarhelden können sich die Bürger von diesen Anbietern unabhängiger machen und sich zudem aktiv an der Energiewende beteiligen. In Kombination mit vielen kleinen und großen Speichern und dem Schwarmgedanken wird das fossil-nukleare Zeitalter nach und nach abgelöst, davon sind wir überzeugt.

Energieheld: Was muss die Bundesregierung tun um eine Energiewende mehr zu unterstützen oder sogar zu beschleunigen?

Solarheld: Die Bundesregierung hat sich von ihrem einst eingeschlagenen Kurs der Energiewende leider verabschiedet. Während die Erneuerbaren Energien weltweit boomen, werden sie hierzulande zugunsten der Kohle weiter ausgebremst.

Ein klares Bekenntnis zum frühzeitigen Kohleausstieg wäre schon viel Wert. Damit neben dem Stromsektor auch die Elektromobilität in Schwung kommt und sich auf 100% Erneuerbare stützt, stehen die Ausbaukorridore der Bundesregierung – zumal sie Jahr für Jahr verfehlt werden – in krassem Widerspruch zu den Zielen. Eine deutliche Korrektur nach oben wäre aus unserer Sicht angebracht.

Energieheld: Ist der solarheld erst der Anfang, plant ihr weitere Produkte und Projekte?

Solarheld: Der solarheld ist ein erster Test, um die Nachfrage nach Mini-Solaranlagen in neuen Marktsegmenten zu testen und anzukurbeln. In anderen Segmenten haben sich ja schon Marktnischen für PV-Anlagen zur Selbstmontage entwickelt, die wir auch bedienen. Die wollen wir auch weiter ausbauen, etwa mit neuen Konzepten für Komplettsysteme mit Energiespeicher. Auch mobile Inselsysteme sind sicherlich interessant.

Energiesparen im Alltag

Energieheld: Wir beenden unsere Interviews immer gerne mit drei Energiespartipps. Wie sind eure?

Solarheld: Oft liest man, dass man sich neue Elektrogeräte kaufen solle, um Energie einzusparen. Hier empfehlen wir wirklich genau zu prüfen, ob das Sinn macht. Denn auch für die Herstellung der Geräte wird viel Energie verbraucht. Oftmals mehr, als sich durch die Verwendung der modernen Geräte im immer kürzer werdenden Produktlebenszyklus einsparen lässt.

Zudem sollte man versuchen, defekte Elektrogeräte selbst zu reparieren, bzw. reparieren zu lassen. In Internet-Foren oder auf Youtube gibt es oft tolle Anleitungen wie man defekte Geräte wieder zum Laufen bringt. Ebenso boomen Repair-Cafés.  Auch hier bekommt man wertvolle Unterstützung.

Ein weiterer Tipp: auf den Wäschetrockner verzichten und die Wäsche lieber auf die Leine hängen. Das spart viel Energie und schont außerdem die Kleidung, die dann auch länger hält. Denn auch für die Herstellung von Textilien ist ein hoher Energieaufwand notwendig.

Update (30. Juni 2016)

Das Crowdfundingprojekt von solarheld ist mittlerweile beendet, trotz 170 Fans und fast 80 Unterstützern war die Finanzierung leider nicht erfolgreich. Die Fundingschwelle wurde zu 25 Prozent erreicht, somit wurde das Kampagnenziel verfehlt.
Die solarhelden sind trotzdem zufrieden mit der Aufmerksamkeit und dem Zuspruch, den sie erreicht haben. Mittlerweile gibt es sogar ein ähnliches Produkt über einen Fachhandel zu kaufen. Dieses Produkt arbeitet mit dem solarheld-Konzept, nur minimal anderen Technologien und ist bereits erhältlich.


Liebe Leserinnen und Leser,

zunächst einmal bedanken wir uns ganz herzlich bei dem Team von solarheld, dass sie sich während der Endphase ihrer Crowdfunding-Kampange noch Zeit für uns genommen haben.
Das Interview gibt interessante Einblicke in die Arbeitsweise eines jungen und ambitionierten Teams. Die Idee des Solarhelden wirkt zunächst großartig und auch der Mut des Teams gegen alle Widerstände für den Erfolg zu kämpfen ist bemerkenswert. Fraglich bleibt jedoch, ob dieser Kampf gegen große Energiekonzerne und Lobbyarbeit erfolgreich sein kann. Eine etwas kritischere Auseinandersetzung mit den Mini-Photovoltaikanlagen von Solarheld findet Ihr hier bei energynet, von Andreas Kühl.

Am besten wäre sicherlich ein gemeinsamer Weg, den auch das Team von solarheld als Möglichkeit andeutet, sicherlich wird das  nicht einfach zu bewerkstelligen sein. Aber die Idee der dezentralen Energiegewinnung hat es allemal verdient, dass sich Teile der Gesellschaft mit ihr auseinander setzen. Wir wünschen dem Team alles Gute für die Zukunft, wir hoffen noch viel von euch zu hören!


Bildnachweise:

Bilder: © Solarheld

Stephan Thies

"Für eine erfolgreiche Energie- und Wärmewende ist eine realistische und unabhängige Informationsbereitstellung wichtig. Bei Energieheld ist dies unser tägliches Bestreben."

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