Der Weg ins Smart Home – das ist zu beachten
Das Thema Smart Home ist kein neues mehr und büßt trotzdem weiterhin nicht an Aktualität ein. In der Hauptsache liegt das darin begründet, dass der Nutzen von automatisierten Häusern und Wohnungen zwar bekannt – und weitestgehend anerkannt – ist, der große Durchbruch der Technik jedoch nach wie vor ausbleibt.
Zu groß sind vielfach noch die Vorbehalte gegen Smart Home-Technologie: Zu verspielt, zu teuer, zu komplex. Dabei ist ein großer Teil der angebotenen Lösungen so ausgerichtet, dass er weder den Geldbeutel noch die technischen Fähigkeiten potenzieller Nutzer überfordert. Anhand weniger Punkte können die eigenen vier Wände vergleichsweise leicht smarter umgerüstet werden.
In diesem ausführlichen Artikel geht es um die Datenübertragung, die Kompatibilität, den Nutzen, die Bedienbarkeit sowie die Sicherheit von Smart Home-Lösungen.
In wenigen Schritten ins smarte Zuhause
Das schwerwiegende Problem, mit dem Smart Home-Lösungen immer noch zu kämpfen haben, liegt nicht allein – wenn auch zu einem guten Teil – im mehr als vielfältigen Angebot. Als wirklich problematisch erweist sich vielmehr nach wie vor die zaghafte Akzeptanz von Seiten der Verbraucher. Trotz regelmäßig prognostizierter positiver Marktpotenziale, ist dennoch kaum mehr als ein Drittel der Deutschen nach eigener Aussage sehr gut oder gut über die Thematik informiert.
Dabei dürften inzwischen die meisten Menschen zumindest eine ungefähre Vorstellung davon haben, was sich hinter dem Begriff des intelligenten Zuhauses verbirgt. Die Schwierigkeit besteht darin, diese ungefähren Vorstellungen von komplexen technischen Lösungen, die aus dem gesamten Haus eine vollautomatisierte Anlage machen, in die richtigen Bahnen zu leiten. Tatsächlich lässt sich schon in einem sehr viel kleineren Rahmen von smarten Geräten sprechen.
Einer der großen Vorteile des intelligenten Zuhauses besteht eben darin, es sehr genau den eigenen Bedürfnissen und technischen Fähigkeiten anpassen zu können – ganz unabhängig davon, ob es um Wohnkomfort, Energieeffizienz oder Sicherheit geht. In all diesen Bereichen lassen sich zahlreiche Möglichkeiten für Einsteiger finden und zugleich ein relativ großes Spektrum an Funktionen abdecken. Ausgehend davon sind die meisten Lösungsansätze so konzipiert, dass sie bei Bedarf ergänzt werden können.
Bedarf ist im Zusammenhang mit den Potenzialen der Gebäudeautomatisierung ein gutes Stichwort. Denn insbesondere in Belangen der Energieeffizienz sind Smart Home-Lösungen eine der Hoffnungen für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende. Was nicht zuletzt daran liegt, dass sich Bedarf und Verbrauch sehr genau ermitteln lassen. Bei entsprechender Steuerung werden im besten Fall sowohl Strom- als auch Heizkosten gesenkt – das bedeutet einen geringeren Ressourcenverbrauch und geringere Kosten.
Ein weiterer Vorteil: Der Ausbau zum Smart Home erfordert nicht unbedingt eine vollständige energetische Sanierung, sondern kann ohne größere Eingriffe in den Baubestand vorgenommen werden.
Die Art der Verbindung
Wer die Intelligenzkur für sein Zuhause etwas ernsthafter angehen und über intelligente Steckdosen hinaus ausstatten möchte, wird sich zu Beginn mit der Frage auseinandersetzen müssen, mittels welchen Standards die eingesetzten Geräte kommunizieren sollen. Der Begriff „Standard“ mag dabei irreführend sein, weil er im Prinzip keine Auswahlmöglichkeit impliziert. Tatsächlich ist es aber so, dass in den letzten Jahren ein regelrechtes Überangebot verschiedener Übertragungs- und Funkstandards auf den Markt gekommen ist.
Den einen Standard gibt es nicht
Die grundsätzliche Frage, die es jedoch vorab zu klären gilt, lautet: Kabel oder Funk? Beide Varianten haben ihre jeweiligen Vor- und Nachteile, die Einsatzmöglichkeiten hängen etwa stark von der Wohnsituation ab. Das Verlegen der notwendigen Kabel ist am einfachsten noch in einem Neubau zu verwirklichen, in Bestandsgebäuden dürfte hingegen – je nach geplantem Umfang der Smart Home-Lösung – ein größerer Eingriff in die Bausubstanz notwendig sein. Was wiederum in Mietverhältnissen generell für Schwierigkeiten sorgen kann, weswegen in diesem Bereich Funksysteme die unproblematischste Lösung sind.
Unter Umständen ist dies also die einfachste Entscheidung, die bei der geplanten Aufrüstung zum Smart Home zu treffen ist. Danach wird es deutlich komplexer, denn der Markt für Kommunikationsstandards, die es braucht, um die einzelnen Komponenten des intelligenten Zuhauses miteinander zu vernetzen, ist fast schon unübersichtlich zu nennen.
Dazu kommt noch die notwendige Unterscheidung in proprietäre Systeme, die von einem bestimmten Hersteller angeboten werden und offene Systeme. Das hat zur Folge, dass zwei Systeme zwar dieselbe Bandbreite für die Übertragung von Daten nutzen, aber ein unterschiedliches Protokoll. Daneben gibt es durchaus Unterschiede bei der Reichweite der verfügbaren Funksysteme. Nachfolgend werden die wichtigsten Vertreter kurz vorgestellt.
Kabelgebundene Systeme
KNX
Der KNX-Standard findet inzwischen seit über 25 Jahren Verwendung in smarten Häusern und Wohnungen. In dieser Zeit konnte sich KNX zumindest bei den kabelgebundenen Systemen eine Vorreiterrolle sichern, was nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass dieser Standard mit vielen Produkten kompatibel ist. Das bedeutet die wohl größte Bandbreite technischer Möglichkeiten für das Smart Home und das mit einem vergleichsweise einfachen Prinzip. Alle Komponenten werden mittels zweiadriger Kabel miteinander verbunden. Beim Datenaustausch geht es dann hauptsächlich darum, woher die übermittelten Informationen stammen und an wen sie gehen sollen.
Praktisch: Ein solches System kommt theoretisch ohne zentrale Steuerungseinheit aus, wenngleich eine ganzheitliche Gebäudesteuerung nur mit einem Server machbar ist. So groß der Funktionsumfang mit KNX auch sein mag, bei der Einrichtung ist fachmännische Hilfe sicherlich ein Vorteil.
Loxone
Die österreichische Variante entstand seinerzeit als mögliche Antwort auf die teils recht kostenintensiven KNX-Lösungen. Was den Umfang anbelangt, steht Loxone der Konkurrenz in kaum einem Bereich etwas nach. Über entsprechende Schnittstellen lassen sich auch Produkte verschiedener Hersteller miteinander kombinieren.
Der größte Unterschied zwischen beiden Anbietern: KNX verteilt die „Intelligenz“ des Systems auf alle eingebundenen Geräte, bei Loxone steckt sie im zentralen Server. Während KNX-Systeme so aufgebaut werden können, dass partielle Ausfälle nicht das gesamte System lahmlegen, ist die Stabilität bei Loxone vollständig vom Funktionieren des Servers abhängig. Dafür sind eigenständige Anpassungen durchaus umsetzbar.
digitalSTROM
Die Unterschiede zwischen den kabelgebundenen Systemen liegen häufig auch in der verwendeten Verkabelung. In dieser Hinsicht bietet digitalSTROM die wahrscheinlich einfachste Lösung, denn es werden über die ohnehin verlegten Stromkabel hinaus keine weiteren benötigt. Die Sensorinformationen werden mittels der Stromleitungen übertragen – wodurch das ansonsten aufwändige Nachrüsten von Kabelsystemen wesentlich erleichtert wird.
Alle Geräte, die direkt mit Strom versorgt werden – zum Beispiel Lichtschalter, Rolloschalter oder Steckdosen, können mit entsprechenden Modulen smarter werden. Um eine möglichst umfangreiche Smart Home-Lösung zu bieten, hat digitalSTROM zusätzlich Funkmodule im Angebot, mit denen sich dann auch Heizkörperthermostate und ähnliche Geräte, die nicht an der Stromversorgung hängen, in das Netzwerk einbinden lassen.
Was prinzipiell alle kabelgebundenen Systeme eint, ganz gleich, ob eines der genannten oder andere Alternativen wie LCN, Crestron oder Busch-free@home verwendet werden –, ist die im Vergleich zu Funksystemen wegfallende Problematik der Reichweite und Störung durch andere Netzwerke. Allerdings wird dieser Vorzug mit den deutlich größeren Schwierigkeiten beim Einbau in Bestandsgebäuden erkauft. (Eigenständiges) Nachrüsten ist daher nur in wenigen Ausnahmefällen möglich.
Funksysteme
Z-Wave
Der vermutlich bekannteste Funkstandard ist vor allem in den Vereinigten Staaten weit verbreitet, allerdings nutzen auch immer mehr europäische/deutsche Hersteller – darunter Devolo, Hauppauge und Schwaiger – Z-Wave. Das ist durchaus sinnvoll, denn als Kommunikationsstandard soll Z-Wave herstellerübergreifend für die Kompatibilität der eingesetzten Geräte sorgen.

Wer langfristig eine möglichst umfassende Smart Home-Lösung anstrebt, sollte von Beginn an darauf achten, dass später hinzugefügte Komponenten mit den vorhandenen wirklich kompatibel sind
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Der Unterschied zu anderen Funkstandards liegt in der genutzten Bandbreite, die in einem Bereich deutlich unter denen von Bluethooth oder ZigBee liegt. Durch den Rückgriff auf Frequenzen unterhalb von 1 GHz kann einerseits die Reichweite vergrößert und andererseits das Signal unanfällig für Bluetooth- oder WLAN-Netzwerke gemacht werden.
Dazu funktioniert ein Z-Wave-Netzwerk ähnlich wie das kabelgebundene KNX: Es besteht aus verschiedenen Knotenpunkten, die von einem zentralen Controller gesteuert werden. Jeder Knoten ist dabei zugleich ein Repeater, der die Reichweite erhöht. Mit einem solchen Mesh-Netzwerk wird zudem einem Totalausfall des Systems vorgebeugt, sollte ein einzelner Knotenpunkt nicht funktionieren.
ZigBee
Dereinst speziell für das Internet of Things entwickelt, stellt sich heute die Frage nach der Zukunftsfähigkeit des Standards. Das hat mehrere Gründe:
– Die im Vergleich mit etwa Z-Wave geringere Reichweite – die sich wie in jedem Maschennetzwerk mit einer ausreichenden Anzahl an Modulen zwar vergrößern lässt – wurde bisher immer durch den besonderen Fokus auf Energieeffizienz aufgewogen. Allerdings ziehen andere Kommunikationsprotokolle in gerade dieser Hinsicht nach oder arbeiten – wie die aktuelle Variante von Bluetooth Low Energy – sogar noch effizienter.
– Der Kostenfaktor könnte sich in Zukunft ebenfalls als Bumerang erweisen. ZigBee-Module sind zwar erschwinglich, sind aber Bestandteil eines geschlossenen Systems mit den entsprechenden Nachteilen bei der Kompatibilität. Eine Verbindung von Geräten mit unterschiedlichen Protokollen ist damit noch möglich, die Kommunikation der Geräte untereinander, die ein Smart Home erst intelligent macht, jedoch nicht.
Der erst kürzlich vorgestellte ZigBee PRO 2017-Funkstandard setzt bei der Reichweiten-Problematik an, indem er auch den niedrigen Frequenzbandbereich unterstützt, wie er von Z-Wave genutzt wird. Der neue Standard ist allerdings nicht mehr nur allein auf das Smart Home ausgelegt, vielmehr soll er auch bei Netzwerkinstallationen im größeren Stil – angefangen bei Gewerbeimmobilien bis hin zur Smart City – Anwendung finden.
EnOcean
In puncto Energiesparen ist ohnehin EnOcean die Referenzgröße. Der Vorteil gegenüber anderen Funklösungen: Die Signalübertragung verbraucht so geringe Mengen Energie, dass keine Batterien benötigt werden. Die wenige Energie, die es zum Erhalt des Systems natürlich trotzdem braucht, wird mit Sonnenkollektoren oder Energiewandlern erzeugt und gespeichert. Letztere versorgen das System zum Beispiel aus der kinetischen Energie, die beim Betätigen eines Schalters eingesetzt wird.
Der Preis für diese umweltschonende Variante mit alternativer Energiegewinnung: Die Leistung ist prinzipiell so schwach, dass eine Zwei-Kanal-Kommunikation (also nicht nur das Senden eines Signals an den Empfänger, sondern auch dessen Antwort) ohne Hilfestellung nicht möglich ist. Den erforderlichen Rückkanal besitzt das EnOcean-Protokoll zwar mittlerweile, der geht allerdings zu Lasten der Energieeffizienz – die notwendigen Elemente müssen dann letztlich doch mit Batterien oder Strom aus dem Netz betrieben werden.
WLAN und Bluetooth
Ist zumindest für die Kommunikation und den Internetzugang mittlerweile der gängige Standard. Im Bereich der Hausautomation hat sich diese Funkvariante bislang noch nicht durchsetzen können. Ganz ähnlich sieht für die Bluetooth-Technologie aus, die zwar schon seit Jahren für die Vernetzung verschiedener Geräte genutzt wird – tatsächlich ist das in beiden Fällen der bislang große Nachteil: Vornehmlich steht bislang das Einbinden von Einzelgeräten im Vordergrund, nicht aber die Verbindung zu einem großen System.
Kompatibilität als „Knackpunkt“
Neben den Aspekten Zuverlässigkeit, Sicherheit und gerade für den Eigenbedarf auch Einfachheit, ist die Interoperabilität einer der entscheidenden Faktoren, wenn es um die Einrichtung einer Smart Home-Lösung geht. Die Möglichkeit, Geräte verschiedener Hersteller zu einem individuellen, passgenauen System zusammenzufügen, bildet dabei mit dem Wunsch nach einfachem Aufbau und einfacher Bedienung eine Schnittmenge.
Diese zu finden wird zudem nicht leichter dadurch, dass immer mehr Unternehmen auf das Marktpotenzial von Smart Home setzen und mit eigenen Lösungen einsteigen – so wie es beispielsweise Apple mit seinem HomeKit tut oder Samsung mit dem Connect Home. Das Feld der Konkurrenten vergrößert sich in Zukunft womöglich noch weiter, während auf der anderen Seite an potenziellen Anknüpfungspunkten gearbeitet wird. Das Ziel ist ein offener Standard, der für alle Geräte nutzbar ist.
Für Smart Home-Interessierte würde damit die penible Suche nach sich ergänzenden und miteinander kompatiblen Komponenten erübrigen, die jetzt noch dazugehört, wenn die Lösungen eines einzelnen Herstellers nicht vollständig zufriedenstellend sind. Dennoch sind Bündnisse wie das zwischen der Open Connectivity Foundation OCF und der Thread Group immer auch Machtspiele – denn die beteiligten Unternehmen sind vielfach Global Player, die möglichst viel Einfluss auf dem lukrativen Zukunftsmarkt Smart Home erhalten wollen.
Was soll das Smart Home alles können?
Die nächste wichtige Frage, die sich mit einiger Berechtigung auch schon im Vorfeld der Um- oder Nachrüstung stellen ließe. Das ist zugleich eine Frage des persönlichen Geschmacks und der individuellen Vorstellungen. Die Funktionen und Aufgabengebiete eines Smart Home lassen sich in drei Gruppen einsortieren, wenngleich es durchaus zu Überschneidungen kommen kann. Das muss dann kein Nachteil sein, im Gegenteil: Wenn die mit Bewegungssensoren verbundene Hausbeleuchtung dabei hilft, Stromkosten zu sparen, ist das ein offenkundiger weiterer Vorteil über den Komfort hinaus.
Einfach ist die Beantwortung freilich nicht, denn grundsätzlich ist nahezu alles möglich, was sich die Nutzer vorstellen können. Nur dürften die wenigsten wirklich so weit gehen wollen und eine ebenfalls nicht geringe Zahl von Menschen wird nicht so weit gehen können. Im Vordergrund wird jedoch für alle in erster Linie der praktische Nutzen stehen – und eventuell das Ausleben eines Hangs zu technischen Spielereien.
Komfort
Die Bandbreite der möglichen Erleichterungen des Arbeitslebens ist enorm. Automation bedeutet eben, in sehr viel geringerem Ausmaß selbst Hand anlegen zu müssen. Zumindest, sobald die Programmierung abgeschlossen ist. Dann stellen sich Heizung und Beleuchtung gemäß der vorgegebenen Parameter selbständig ein und aus oder die vorhandenen Elektrogeräte lassen sich mittels Sprachsteuerung bedienen.

Es ist nicht zwingend ein Übermaß an Technik notwendig für ein intelligentes Zuhause, denn smarter werden Haus und Wohnung schon mit den richtigen Heizungsthermostaten.
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Energieeffizienz
Die größte Deckungsgleichheit der Funktionsgebiete dürfte es zwischen Komfort und Energieeffizienz geben. In den oben beschriebenen Szenarien führt die Programmierung nämlich nicht nur dazu, dass tägliche Handgriffe nicht mehr getätigt werden müssen – sie können im Zuge der Automatisierung auch nicht mehr vergessen werden. Die Heizung laufen lassen, während alle Fenster zum Lüften geöffnet sind? Das Licht durchgehend brennen lassen, obwohl sich niemand mehr im Raum aufhält?
In solchen Fällen helfen Timer und Sensoren dabei, rechtzeitige Gegenmaßnahmen zu ergreifen und einen unnötigen Energieverbrauch, etwa in der Küche, zu vermeiden. Die andere Variante entspricht smarter Kontrolle, etwa durch Smart Meter: Die bilden den Stromverbrauch ab, bisweilen hin zu jedem einzelnen Verbraucher im Haus oder der Wohnung und zeigen somit Einsparpotenziale auf.
Sicherheit
Was sich auf den ersten Blick vermeintlich auf ein videoüberwachtes Zuhause, schlüssellose Türen und dergleichen mehr beschränkt, ist doch weitaus mehr. Natürlich stehen Sicherheitssysteme, mit denen der Schutz der Wohnstatt gegen Eingriffe von außen gewährleistet werden soll, im Vordergrund. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch im Inneren potenzielle Gefahrenherde lauern.
Was wiederum einer der Gründe dafür ist, selbst Rauchwarnmelder intelligenter zu gestalten. Möglichkeiten zur Funktionserweiterung über den üblichen Alarm hinaus gibt es viele, etwa Funkverbindungen für große Gebäude, um die Gefahr in möglichst allen Räumlichkeiten melden zu können. Von da ist es kein allzu großer Schritt hin zu Geräten, die nicht nur den Brandherd, sondern auch den Aufenthaltsort der einzelnen im Haus befindlichen Personen lokalisieren können.
Spätestens im Bereich des Ambient Assisted Living für ältere Menschen spielt die Sicherheit im gesundheitlichen Sinne eine noch viel größere Rolle. Da können beispielsweise Komfortfunktionen wie eine an Bewegungssensoren gekoppelte Beleuchtung als Schutzmaßnahme gegen Stürze in der Dunkelheit dienen. Darüber hinaus erhöhen auch Notrufsysteme die Sicherheit für Menschen, die auch im hohen Alter gerne noch im eigenen Haushalt leben möchten.
Bedienung leicht gemacht
Komfort bedeutet im Smart Home-Umfeld aber nicht allein ein möglichst einfach zubewerkstelligende Installation, sondern auch eine leichte Bedienung. Ein komplettes Haus zu einem intelligenten Heim umzufunktionieren, kann jedoch zu einer komplexen Angelegenheit werden.
Unterstützung für iOS und Android?
Dabei gehört es inzwischen zur Grundausstattung, eine App zur Steuerung des jeweiligen Systems mitzuliefern, die es erlaubt, die eingesetzten Geräte vom Smart Phone aus zu bedienen. Denn mobile Geräte ersetzen bei der Haussteuerung zunehmend die herkömmlichen PCs, umso wichtiger ist es, den Kunden die Möglichkeit zu geben, auch die smarten Funktionen ihres Hauses per Smart Phone oder Tablet steuern zu können.
Die Frage nach iOs oder Android ist dabei zweitranging, wichtiger ist vielmehr die Frage, ob die Steuerungs-Apps mit beiden Betriebssystemen kompatibel sind und – was noch viel wichtiger ist – wie leicht sie zu bedienen sind. Der Bedienumfang kann beispielsweise je nach Hersteller variieren. Die Steuerung einzelner Geräte versteht sich gewissermaßen von selbst, interessant wird es allerdings erst mit Features wie einer Ablaufplanung ganz im Sinne einer Hausautomatisierung über eine Zentrale. Daher ist die Leistungsfähigkeit der mitgelieferten App womöglich ebenfalls schon ein Kaufkriterium.
Modulare und offene Systeme
Das gilt ebenfalls für die Kompatibilität. Der praktische Nutzen von Smart Home-Lösungen verringert sich ganz erheblich, wenn die Bedienung schon dadurch umständlicher wird, dass für die einzelnen Komponenten jeweils eine eigene App gebraucht wird. Lassen sich die verschiedenen Elemente nicht zu einem ganzheitlichen System zusammenfügen, bleibt er womöglich sogar gänzlich aus. Für den Einstieg und die Aufrüstung einem überschaubaren Rahmen ist die Lösung mit verschiedenen Apps wahrscheinlich sogar noch akzeptabel.
Bei einem weitreichenderen Ausbau des Smart Home ist schon wegen der Komplexität der Vernetzung aller Einzelkomponenten bei der Bedienung mehr Übersicht gefragt. Das gilt insbesondere dann, wenn zwischen den Geräten ganz bestimmte Sinn- und Handlungszusammenhänge hergestellt werden sollen. Zum Beispiel durch die Verbindung von smarten Thermostaten mit Bewegungsmeldern – mit dem Ergebnis, dass die Temperatur sofort zurückreguliert wird, wenn keine Rückmeldung der Sensoren mehr kommt.
Eine vergleichsweise einfache Lösung, um gleichzeitig auch Geräte unterschiedlicher Hersteller sinnvoll miteinander zu verbinden, ist das Würfel-System Homee. Das fungiert als Zentrale, in der verschiedene Funkstandards und somit auch die Produkte verschiedener Hersteller miteinander verbunden werden können. Der enorme Vorteil: Sämtliche zu steuernden Funktionen werden so in einer einzigen App – und mehr braucht es im Prinzip nicht, die Konfiguration und Steuerung kann vollständig über das Smart Phone erledigt werden – zusammengefasst.
Steuermöglichkeiten berücksichtigen
In diesem Zusammenhang ist auch der Rückgriff auf Opensource-Lösungen denkbar. openHAB2 zum Beispiel ist eine Software, die vom Grundprinzip her genau das macht, was auch mit Homee erreicht werden soll: Sie fungiert als zentrale Verwaltungsstelle für Geräte unterschiedlicher Hersteller. Allerdings muss in diesem Fall zusätzlich darauf geachtet werden, dass diese Geräte tatsächlich mit der Verwaltungssoftware kompatibel sind.
Wer keinen übermäßigen Wert auf die mobile Steuerung legt, kann eine Steuerungszentrale auch über das Internet anlegen. Die Fritz!Boxen von AVM lassen sich beispielsweise ebenfalls als Schnittstelle verschiedener Smart Home-Geräte nutzen. Einzige Voraussetzung natürlich: Diese müssen mit der AVM-Technik kompatibel sein. Die Bedienung aus der Ferne ist damit genauso möglich.
Der Faktor Sicherheit
Die Steuerung über das Internet erfordert allerdings eine ausreichend große Sensibilität für das Thema Sicherheit. Neben der Preisfrage gehört der Sicherheitsaspekt häufig zu den Faktoren, die potenzielle Nutzer am ehesten von einer Investition in Smart Home-Technologie abhalten – bisweilen leider zu Recht. Ein Grund dafür, dass sich nun auch in politischen Kreisen des Themas angenommen wird.
Vernetzung als Gefahrenquelle
Denn nicht immer entsprechen die Sicherheitsstandards der Produkte den Anforderungen: Häufigste und schwerwiegendste Mängel sind etwa fehlende Authentifizierungen beim Zugriff auf die Geräte und mangelhafte Verschlüsselungen. Letzteres führt dann schlimmstenfalls zu einer unverschlüsselten Übertragung von Passwörtern, die mit vergleichsweise geringem Aufwand abgefangen werden könnten. Die Mängelliste, die in den letzten Jahren in verschiedenen Studien zusammengetragen wurde, ist teils erschreckend:
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- In vielen Fällen reichen beispielsweise schon schwache Passwörter wie „12345“ aus.
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- Häufig sammeln die Geräte persönliche Daten der Nutzer, vom Namen über die Adresse bis hin zur Kreditkartennummer.
- Besonders ärgerlich: Eine fehlende Netzwerkverschlüsselung, die einen Zugriff von außen erleichtert.
Gerade der letzte Punkt ist für viele das Smart Home-Horrorszenario schlechthin, wenn nämlich jemand Fremdes die Kontrolle über die intelligenten Geräte übernimmt. Tatsächlich ist es in besonders schwerwiegenden Fällen wirklich schon möglich gewesen, etwa das Videomaterial von Sicherheitskameras abzufragen oder die Stromversorgung zu beeinflussen.
Überaus bedenklich: Der Fund von versteckten Mikrophonen in Schaltsteckdosen. Dass solche oder andere versteckten Sensoren, Dienste oder Funktionen, die ein Sicherheitsrisiko darstellen können, für die Nutzer aufgrund der fehlenden Dokumentation nirgendwo nachvollziehbar sind, ist dabei nur ein weiteres Ärgernis.
Mehr Schutz für das System
Die Nutzer sind somit gewissermaßen gezwungen, im Bereich Sicherheit für das Smart Home selbst tätig zu werden. Ein erster wichtiger Schritt: Vorab über die Sicherheitsstandards der Anbieter informieren. Schließlich sind nicht alle Hersteller nachlässig in der Sicherung ihrer Produkte, es gilt also in erster Linie, die zuverlässigen zu finden. Hilfreich sind in dieser Hinsicht die Prüfsiegel unabhängiger Institute. Im Smart Home-Bereich wäre das etwa das Testlabor AV-Test mit Sitz in Deutschland, die regelmäßig Smart Home-Systeme überprüfen.
Danach können schon Alltagstipps rund um den Schutz privater Daten helfen, das intelligente Zuhause sicherer zu machen:
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- Voreingestellte Passwörter sollten niemals übernommen werden. Allerdings sollte die Änderung wiederum kein schwaches Passwort beinhalten, genauso wenig wie Namen, Geburtstage oder sonstige, leicht herauszufindende Informationen. Hierzu gehört ebenfalls, nicht für jeden Zugang dasselbe Passwort zu benutzen.
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- Immer auf die Verschlüsselung der Datenverbindung achten. Mit einer SSL-Verschlüsselung (im Browser am „https://“ in der Adresszeile und dem Schloss-Symbol zu erkennen) sind vertrauliche Daten sicher.
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- Wenn das Smart Phone für die Steuerung der Heimautomatisierung genutzt wird, sollte es ebenfalls ausreichend gesichert sein. Ein verlorenes oder gestohlenes Handy, auf dem die Zugangsinformationen gespeichert sind, sollte gegen unbefugten Gebrauch geschützt werden.
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- Bedienterminals statt Tablet, auch wenn eine solche Lösung zunächst nach Komforteinbußen klingt. Der Vorteil der Terminals liegt allerdings darin, dass sie keine Schwierigkeiten mit den Bedien-Apps verursachen, wie es nach Updates der Tablet-Betriebssysteme passieren kann.
- Trotzdem sollten Updates generell nicht nachlässig behandelt werden, insbesondere wenn es um die verwendeten Browser, Apps und die Firmware der Geräte geht. Hier bedeuten Neuerungen neben verbesserten Funktionen oft auch einen verbesserten Schutz vor beobachteten oder befürchteten Sicherheitslücken.
Zukunftsfähigkeit erhalten
Der Smart Home-Markt ist ein Wachstumsmarkt, noch dazu einer, in dem viel Bewegung herrscht. Das gilt einerseits für die immer fortschrittlicheren technischen Möglichkeiten, aber auch für den Zuwachs an Anbietern und Lösungen. So interessant die Angebote, gerade von jungen, innovativen Startups sein mögen, so bleibt doch fraglich, wie nachhaltig deren Produkte unterstützt werden. Niemand möchte sich gerne in eine technische Sackgasse manövrieren, aus der nur der Umstieg auf einen anderen Hersteller der Ausweg ist.
Gerade für den Einstieg empfehlen sich daher Anbieter mit einem ausreichenden Erfahrungsschatz, die zudem verlässlich für Updates der Geräte wie auch der verwendeten Software sorgen. Gleich einem neuen Trend zu folgen, könnte sich bei der Integration in das eigene Smart Home-System als nachteilig erweisen. Hier ist also langfristiges und vorausschauendes Planen gefragt. Dafür bleibt die Intelligenz des Zuhauses ebenso langfristig erhalten.
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