Bild: Energiekrise

Energiekrise 2021 – Gaspreiserhöhungen treiben Inflation an

In den vergangenen Wochen und Tagen hat man in den Medien immer wieder davon gelesen oder gehört: Die Energiepreise heizen die Inflation in der Eurozone an und steigen fortwährend weiter. Experten befürchten, dass Gas in Europa in einem kalten Winter knapp werden könnte. Deshalb wird mit erheblichen Gaspreiserhöhungen gerechnet.

Das betrifft auch Deutschland. Laut Fachleuten droht eine Energiekrise, die sowohl die Wirtschaft als auch die Verbraucher hart treffen und sich zu einer globalen Krise entwickeln könnte.

Inhaltsverzeichnis


Hintergründe und Vorgeschichte

Der Begriff Energiekrise klingt erstmal nach dramatischen Entwicklungen und Katastrophe. Tatsächlich handelt es sich in diesem Fall um eine Verknappung von Gas auf dem Weltmarkt bei gleichzeitig wachsender Nachfrage. Diese betrifft Europa momentan besonders – und damit auch Deutschland. Allerdings bleibt die Krise nicht auf Europa begrenzt und weitet sich derzeit von Europa auf die ganze Welt aus. In der Tat birgt die Energiekrise also eine gewisse Dramatik in sich.

Ausgelöst wurde die (europäische) Energiekrise einerseits durch den langen und strengen Winter in Europa 2020/2021 mit hoher Nachfrage für Erdgas, in dem die Gas-Vorräte zum Großteil aufgebraucht wurden und einem wind- und sonnenarmen Sommer, der weniger Wind- und Solarenergie für die Stromproduktion lieferte. Zudem hatten europäische Gaslieferanten wie Norwegen mit relevanten Ausfällen der Produktion zu kämpfen, die die Situation weiter angeheizt haben. Außerdem treibt die CO2-Steuer den Preis weiter in die Höhe.

Andererseits nahm die Nachfrage nach Erdgas seit Jahresbeginn aus unterschiedlichsten Gründen global stark zu, was dazu führte, dass nur wenige Lieferungen per Schiff in Europa ankamen. Gleichzeitig hat Russland als größter Gaslieferant Europas die Gas-Lieferungen aus strategischen und / oder infrastrukturellen Gründen gedrosselt. Dadurch konnten die Vorräte nicht wie gewohnt im Sommer vollständig aufgefüllt werden, was nun zu der Verknappung des Angebotes für Gas in Europa und damit zur sogenannten Energiekrise führt.

Erdgas wird auch zur Stromerzeugung benötigt

Bild: PV-Anlage auf Dach
PV-Anlagen liefern günstigen Strom | © Altrendo Images / shutterstock.com

Durch die Verknappung von Wind- und Solarenergie dieses Jahr, wird eine zusätzliche Stromproduktion mit Gas nötig. Das gilt umso mehr, als dass die Stromproduktion mit Atomkraft und Kohle in den vergangenen Jahren immer weiter runter gefahren wurde. Aktuell nimmt der Kohleanteil an der Stromproduktion gerade wieder zu um dem entgegen zu wirken.

Gleichzeitig haben die großen Wirtschaftsnationen Asiens ebenfalls eine erhöhte Nachfrage, weil z. B. China bei der Stromproduktion von Kohle auf Gas umstellt und wegen des heißen Sommers auch nicht in gewohntem Maße auf Strom aus Wasserkraft zurückgreifen konnte. Ein ähnliches Szenario hat sich gleichzeitig in Brasilien abgespielt. Die Folge war, dass Strom auch dort zunehmend mit Erdgas erzeugt wurde.


Höhere Kosten für Verbraucher in Deutschland

Die Folge der Energiekrise ist, dass der Gaspreis in Deutschland seit Jahresbeginn deutlich gestiegen ist. Laut Bundesverband der Energiewirtschaft (BDEW) hat der Preis seit Januar um 4,2 Prozent angezogen. Das klingt nach viel, ist jedoch relativ zu betrachten.

Die Preise für Gas sind im vergangenen Jahr während der Corona-Pandemie nämlich zunächst tief gefallen. Trotzdem sind die Preise für Gas mit 6,22 Cent pro Kilowattstunde aktuell so hoch wie lange nicht mehr. Für Verbraucher bedeutet das, dass sie mit empfindlichen Preiserhöhungen bei Gas und Strom und daraus resultierend mit einer teuren Heizsaison 2021 / 2022 rechnen müssen.

Erdgas um 4,2 Prozent teurer

Für ein Haus mit 140 Quadratmetern Wohnfläche, 4-Personen Haushalt und einem Wärmebedarf von 18.200 Kilowattstunden pro Jahr kommt bei einem Gaspreis von 6,22 Cent pro Jahr und Quadratmeter eine Gasrechnung von ca. 1.225 Euro zusammen (inkl. CO2-Steuer). In einer Wohnung mit 92 Quadratmetern (durchschnittliche Größe einer Wohnung in Deutschland) entsteht inklusive CO2-Steuer eine jährliche Gasrechnung von ca. 800 Euro.

Jahr Gaspreis
2010 6,37 Cent / kWh
2011 6,63 Cent / kWh
2012 6,77 Cent / kWh
2013 6,63 Cent / kWh
2014 6,52 Cent / kWh
2015 6,26 Cent / kWh
2016 5,89 Cent / kWh
2017 5,73 Cent / kWh
2018 5,81 Cent / kWh
2019 6,17 Cent / kWh
2020 5,97 Cent / kWh
2021 6,22 Cent / kWh

Quelle: BDEW Juni 2021

Strom um 0,3 Prozent teurer als 2020

Da der Strompreis wegen der variierenden Netzentgelte von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ist und zudem auch je nach Höhe des Jahresverbrauchs schwankt, lässt sich der Strompreis pauschal nicht genau bestimmen. Eines steht jedoch fest: Auch 2021 ist der Strompreis gestiegen.

Laut Bundesverband der Energiewirtschaft (BDEW) lag die Preissteigerung gegenüber 2020 bei 0,3 Prozent. Den Strompreis für 2021 beziffert der BDEW bei einem jährlichen Strombedarf von 3.500 Kilowattstunden mit 31,89 Cent pro Kilowattstunde im Januar und 31,94 Cent pro Kilowattstunde im Juni.


Die globale Wirtschaft in der Energiekrise

War die Krise anfänglich auf Europa begrenzt, weitet sie sich zunehmend auch global aus. Das führt zu Stromengpässen, die wiederum Fabrikschließungen (z. B. in China) zur Folge haben. Diese wiederum führen zu Lieferengpässen wie z. B. Chip-Mangel (hat aber noch andere Ursachen) sowie steigende Preise für Stahl und Aluminium. Hierzulande droht dann wegen der krisenbedingten Drosselung der Produktion Kurzarbeit.

Im schlimmsten Fall kann es aber sogar zu Stromausfällen kommen, sodass bestimmte Industrien vielleicht ganz geschlossen werden müssen. In jedem Fall sorgt die Energiekrise für steigende Gas- und Strompreise, die die Konjunktur der europäischen Wirtschaft nach der Corona-Krise stark belastet. Außerdem heizt sie die Inflation im Euroraum an.


Förderung und Hilfen vom Staat

Um die Folgen der Energiekrise für die Verbraucher abzumildern, haben einige Regierungen in Europa bereits Maßnahmen ergriffen. In Frankreich zum Beispiel ist der Strompreis von der Regierung durch Subventionen gedeckelt worden. In Spanien wurden die Steuern für Strom zumindest vorübergehend gesenkt. Und in Großbritannien wurde ebenfalls ein Preisdeckel eingeführt, um Verbraucher und Wirtschaft vor ruinösen Energiekosten zu schützen.

Für Deutschland noch nichts geplant?

Auch auf deutsche Verbraucher kommt die Gas- und Strompreissteigerung mit Verzögerung zu. Das CDU-geführte Wirtschaftsministerium sah mit Hinweis auf den privatwirtschaftlichen Charakter des Energiemarktes in Deutschland zunächst jedoch keinen Anlass regulierend einzugreifen.

Bislang gibt es lediglich eine Senkung der EEG-Umlage, die durch die Preissteigerungen für Gas (zur Stromerzeugung) beim Verbraucher aber nicht ankommen werden, sondern lediglich einen größeren Anstieg des Strompreises für Endnutzer verhindern. Ansonsten gibt es umfangreiche Förderungen, für energetische Sanierungen wie z. B. den Tausch der alten Heizung gegen eine auf Basis erneuerbarer Energien.


Alternativen – Mit Sanierung unabhängiger werden

Grundsätzlich gilt: Wer vom Versorger eine Preiserhöhung erhält, kann sofort den Vertrag kündigen und einen neuen Anbieter wählen, der einen besseren Tarif bietet. Das wird die aktuelle Preissteigerung aber nur kurzfristig verhindern und evtl. mittelfristig abfedern.

Zudem werden die Preise auch durch den gestaffelten CO2-Preis – auch als  CO2-Steuer bekannt – weiter steigen. Diese CO2-Bepreisung steigt bis 2026 gestaffelt von aktuell 25 Euro pro Tonne CO2 auf 65 Euro. Somit bleibt Verbrauchern nur,  den Verbrauch zu reduzieren um Energie zu sparen. Als erste Maßnahme ist hier die Dämmung der Gebäudehülle zu empfehlen.

Sehr effizient sind Dachdämmungen und Fassadendämmungen. Neue Fenster mit Dreifachverglasung bringen zusätzliche Einsparungen. Besonders empfehlenswert ist neben der Installation von Dachdämmung und Fassadendämmung aber auch die Installation einer neuen Heizung auf Basis erneuerbarer Energien in Kombination mit einer Solaranlage.

Heizung austauschen

Bild: Wärmepumpe
Wärmepumpen sind im Betrieb sehr günstig | © Palatinate Stock / shutterstock.com

Neben der Dämmung der Gebäudehülle bringt vor allem der Tausch der Heizung Einsparungen bei den Energiekosten. In Neubauten ist immer die Wärmepumpe am effizientesten, da hier Dämmung und Fußbodenheizung für optimale Betriebsbedingungen sorgen.

Ist der Altbau gut gedämmt und mit einer Fußbodenheizung ausgestattet, ist die Wärmepumpe aber auch dafür bestens geeignet. Besonders effizient sind Wärmepumpen, wenn der Strom für den Betrieb teilweise aus einer eigenen Photovoltaik-Anlage stammt.

Dadurch wird man unabhängig vom Gaspreis und der CO2-Bepreisung für Gas und Öl. Zudem soll Strom als Ausgleich für den CO2-Preis durch die Deckelung der EEG-Umlage billiger werden (tatsächlich wird er vermutlich ebenfalls teurer, aber nicht so sehr wie Gas). Dazu kommt, dass der Preis des selbst hergestellten Stroms deutlich niedriger ist, als Strom vom Energieversorger. Und überschüssiger Strom der PV-Anlage wird vergütet. Außerdem erhält man für eine Wärmepumpe eine üppige Förderung vom Staat (bis zu 50 Prozent der Kosten).

Alternativen zur Preiserhöhung von Gas und Strom Wirkungsweise
Wärmepumpe senkt die Heizkosten aufgrund ihrer enormen Effizienz deutlich
Holzheizung senkt die Heizkosten
Solarthermie-Anlage senkt die Kosten für Warmwasser und / oder Heizung merklich
Photovoltaik-Anlage senkt die Stromkosten und / oder die Heizkosten (wenn der Strom von einer Wärmepumpe genutzt wird)
Anbieter für Gas und Strom wechseln senkt die Heiz- und Stromkosten durch günstigeren Tarif
Änderung des Verbraucherverhaltens senkt die Kosten für Strom und Gas durch Einsparungen beim Verbrauch

Eine Holzheizung bietet dagegen nur kurzfristig eine Alternative, da der Preis für Holz als Brennstoff bei einem sprunghaften Anstieg der Nachfrage ebenfalls steigen wird. Ist der Einbau einer Wärmepumpe unmöglich, kann eine Solarthermie-Anlage helfen, die Kosten für Gas und CO2-Steuer um bis zu 20 Prozent zu senken. Hat man als Mieter keine Möglichkeit Einfluss auf den Zustand von Gebäudehülle und Gebäudetechnik zu nehmen, bleibt einem nur die Veränderung des Verbraucherverhaltens um Energie zu sparen.

Bild: Photovoltaik auf dem Dach eines Einfamilienhauses

Fazit zur Energiekrise 2021

Bild: Energiewende
Erneuerbare Energien machen unabhängiger von importiertem Gas | © Bartolomiej Pietrzyk / shutterstock.com

Mit einer kurzfristigen Entspannung am Energiemarkt ist erstmal nicht zu rechnen. Da sich einige Probleme, die zur Verknappung von Erdgas geführt haben, mit etwas längerfristiger Perspektive jedoch vermutlich wieder klären werden (infrastrukturelle Probleme bei der norwegischen Gasförderung in der Nordsee / der Gasförderung in Russland, Inbetriebnahme von Nordstream 2), sollte die Krise zumindest in Europa mittelfristig unter Kontrolle zu bringen sein.

Ein Ausbau der Kohleverstromung ist wegen der Klimakrise allerdings keine valide Lösung. Stattdessen braucht es mehr erneuerbare Energien wie Windkraft, Solarenergie oder Biomasse sowie die Nutzung innovativer, energiesparender Technologien. In diesem Zusammenhang spielen die Sanierung von Bestandsbauten und der Neubau energieeffizienter Gebäude eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, die CO2-Emissionen zu senken. Dass die Energiewende nicht zum Nulltarif zu haben ist, sollte dabei aber auch jedem klar sein.

Bildverzeichnis:
Titelbild: © Emphyrio / pixabay.com CC0
Erdgas wird auch zur Stromerzeugung benötigt: © Altrendo Images / shutterstock.com; Heizung austauschen: © Palatinate Stock / shutterstock.com; Haus mit Photovoltaik: © Diyana Dimitrova / shutterstock.com; Energiewende: © Bartolomiej Pietrzyk / shutterstock.com

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