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Expertenmeinungen vom Dämmexperten Arnold Drewer

Wir haben Arnold Drewer, Institutsleiter des IpeG, getroffen und zusammen mit ihm über 100 Fragen, Vorurteile und Aussagen rund um das Thema Dämmung gesprochen.
Uns von energieheld ist es wichtig in Kontakt mit Experten der Branche zu treten. Denn nur mit umfangreichem Wissen können alle Eventualitäten berücksichtigt und Kundenwünsche erfüllt werden. Deshalb haben wir uns auch dazu entschlossen unsere energieheld-Kundenbetreuer und Fachbetriebe in Zukunft von Herrn Drewer und dem IpeG im Bereich Dämmung schulen und zertifizieren zu lassen.

In den nächsten Wochen wollen wir Ihnen hier im Blog jeweils unterteilt nach den Themen

  • Fragen & Vorurteile
  • Wirtschaftlichkeit
  • Energieeinsparung
  • Schimmel & Atmung
  • Material
  • Brandschutz
  • Experten-Meinungen
  • Fragen zu Bauteilen
  • Bauphysik
  • Politik

die Ergebnisse des Treffens und die zum Teil mit Augenzwinkern zu betrachtenden Ratschläge von Herrn Drewer vorstellen. Die jeweils interessantesten Kernaussagen werden zusätzlich auf unserer Homepage in themenrelevanten Ratgeberartikeln veröffentlicht.

Wer ist Arnold Drewer? Und wieso ist er Dämm-Experte?

Arnold Drewer ist Geschäftsführer des unabhängigen IpeG-Institutes (Institut für preisoptimierte energetische Gebäudemodernisierung GmbH). Herr Drewer befasst sich nunmehr seit über 25 Jahren mit nachträglicher Wärmedämmung im Altbau. Dabei war er auch für die praktische Umsetzung sehr vieler Sanierungsobjekte zuständig. Die IpeG entwickelt unter anderem Schulungsmodule und Weiterbildungslehrgänge speziell für Handwerker der Gebäudedämmung. Er ist Gründungs- und Vorstandsmitglied der DENEFF, Vorstandsmitglied bei Energie-Impuls OWL, Gründungsmitglied und Vorstandsmitglied des “Runden Tisches energiesparende Altbausanierung Paderborn”. Zudem ist Arnold Drewer Herausgeber des Fachbuches „Wärmedämmstoffe – Kompass zur Auswahl und Anwendung“ (ISBN 978-3-481-03094-0).

Als Einstieg in diesen mehrwöchigen Austausch zum Themenbereich Dämmung

…stellen wir vorab ein allgemeines Statement vom Dämmexperten Arnold Drewer zu den seit mehreren Jahren gängigen Vorurteilen gegenüber Energiewende und Dämmung vor.

Im Folgenden das Statement von Arnold Drewer:

Vorurteil: Die Energiewende ist unbezahlbar, Klimaschutz ist Luxus und sowieso ist Dämmung hässlich, teuer, lebensgefährlich und unwirksam.

Diese und viele andere Vorurteile spuken seit Jahren insbesondere durch den deutschen Blätterwald, werden abgeschrieben und zitiert, durch reißerische Medienberichte in Magazinen, Beiträgen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens weiter verschärft und bestimmen mehr und mehr das Bewusstsein der handelnden Akteure auf allen Ebenen: der Hausbesitzer, der Verantwortlichen in der Wohnungswirtschaft, der Journalisten, der Handwerker und deren Vertreter, der Planer bis hin zu Entscheidern in Politik und Wirtschaft. Kaum eine bauliche Maßnahme steht so exponiert in der öffentlichen und Stammtisch-Kritik wie die nachträgliche Wärmedämmung. Selbsternannte Weltenretter, die in anderen Themengebieten nur das Internet als Plattform nutzen können, werden in Symposien aller Art eingeladen, in Artikeln erwähnt und erhalten in Fernsehbeiträgen genügend Platz, ihre kruden Theorien auszubreiten.

Dabei spricht die Realität eine ganz andere Sprache:

Hausbesitzer rühmen den hohen Wohnkomfort von Niedrigenergie- bzw. Passivenergiehäusern und Altbausanierer sind froh, dass der Heizenergiebedarf und damit die Heizkosten nachweislich um 10, 50 und bei anspruchsvollen Sanierungen um bis zu 80% gesunken sind.

Alle – oft sehr anspruchsvolle – bauliche Altbau-Situationen wurden mit dem am Markt befindlichen Materialien gelöst und sind meistens allein durch die Energieeinsparung finanzierbar (fairerweise nicht eingerechnet die „sowieso-Kosten“).

Jedoch: die Sanierungsquote stagniert auf einem sehr niedrigen Niveau, fachlich versierte Planer und Handwerker haben oft einen schweren Stand bei ihren Auftraggebern und potenziellen Kunden. Was könnte der Grund sein?

These:

Die energetische Altbausanierung ist kein Problem der Techniken und Materialien – diese sind ausreichend und erprobt am Markt vorhanden – und auch kein Problem der Finanzierung. Sie ist ein Problem der absoluten Verunsicherung und Desorientierung der meisten Akteure! Die Entscheider sind einem Feuerwerk von einander widersprechenden Aussagen und Behauptungen ausgesetzt, was zu der Haltung führt „dann mach ich erstmal gar nichts!“

Und sie ist eine Frage der Vermittlung von Inhalten.

Reißerisch arbeitende Journalisten, Verschwörungstheoretiker und Verbreiter von Stammtisch-Parolen auf sprachlich niedrigem Niveau agieren mit einfachen Statements – Architekten, Energieberater und andere Fachleute pflegen hingegen eine Fachsprache, die vom normalen Bürger (und dazu zählen auch Politiker aller Ebenen) nicht mehr verstanden wird. Vorträge und Beratungen dieser Personengruppen ähneln häufig Vorlesungen in Bauphysik und Baurecht  und Erörterungen von Finanz-Fachleuten.

Auch allgemeines Unbehagen gegenüber der Politik aus Berlin und Brüssel gehen in die Stammtischparolen und Vorurteile ein nach dem Motto „die in Berlin werden sowieso von der Dämm-Mafia geschmiert“.

Im Folgenden werden viele Vorurteile, Statements und Argumente, denen sich Energie-Handwerker, Architekten und Dämm-Handwerker ausgesetzt fühlen, in kurzen und knappen Sätzen beantwortet. Diese sind bewusst häufig etwas flapsig und provokant formuliert und arbeiten mit einfachen, nachvollziehbaren Beispielen, sie sollen zwar fachlich korrekt, aber doch auch auf der Ebene der Argumentierenden verständlich sein. Es geht bei den genannten Technologien, Berufsgruppen usw. nicht darum, diese zu diffamieren, sondern es soll zum Nachdenken angeregt werden nach dem Motto „glauben Sie keinem – auch nicht mir. Denken Sie nach!“ Im Sinne der Aufklärung von Kant:

„AUFKLÄRUNG ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“

Die Expertenmeinungen auf diesem Blog

Liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs, wir freuen uns darauf, Ihnen ab nächster Woche die ersten Fragen und Antworten zum Themengebiet „Energiesparen“ vorzustellen.
Bis dahin, ihr energieheld-Team!

Stephan Thies

"Für eine erfolgreiche Energie- und Wärmewende ist eine realistische und unabhängige Informationsbereitstellung wichtig. Bei Energieheld ist dies unser tägliches Bestreben."

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

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  5. Merdan . M

    Hallo Herr Günther,

    Es stimmt, mit meinen Heizkosten bin ich sehr zu Frieden. Ich musste mich zwar etwas mit der Einstellung meiner Heizung beschäftigen, damit ich die Kosten soweit runterdrücke. Aber egal….ich bin ein Spielkind…brauche immer das neuste Handy…die neusten Rechner…nur beim Auto mach ich da eine Ausnahme…schließlich ist da oldschool geiler…und das meiste CO² wird bei der Produktion verbreitet…

    Zu meinem Badezimmer, das Fenster lässt sich leider nur Kippen…weil im direkten Winkel dazu die Zimmertür ist, da geht bei einem voll geöffneten Fenster, die Tür nicht mehr auf. Leider ist es dazu noch ein kleines Fenster (ca 40cm x 40cm) auf der Nordseite…unter einem Vordach…
    Drei Jahre nach dem Einzug hatten wir an den Silikonfugen…und am Fenster Schimmel…zum Glück ist niemand von uns so empfindlich…jedenfalls habe wir eine Einzelraum Lüftungsanlage installieren lassen…mit Wärmerückgewinnung…Die Stromkosten für das fabelhafte Gerät sind erträglich…Leider ist der 2 Stock in „Fertigbauweise“ von mir beschlossen worden…und der Geräuschpegel in der Lüftungsfunktion störend…Nachts Lüftet man ja zum Glück auch nicht…

    Die Außenhülle wurde mit Styropor gedämmt davor , Trennwände und Dach mit einer Naturprodukt ausgeblasen…soweit so gut…ich habe damals etwas blauäugig..die Beratung des ausführenden Unternehmens angenommen…diese haben natürlich alles Verkauft was geht…rein für die Dämmmassnahmen waren fast 45.000 €uronen fällig…ehrlich gesagt ging es mir damals…nicht um das Geld…heute auch nicht…für mich zählte der Umweltentscheid…ja ich hab mal die Grünen gewählt…aber man lernt ja nie aus…

    Das Fensteraufreisen sehe ich eigentlich Kontraproduktive…durch das Lüften verringert sich bei kalten Temperaturen die Raumtemperatur sehr stark…da die aufgewärmte Raumtemperatur ja ausgetauscht wird…ebenfalls bei einer Dunstabzugshaube in der Küche (die aber durchaus den Sinn ihrer Funktion einhält)…wird Warme Luft nach außen geblasen…Wir haben zwar in der Küche ein schönes Großes Fenster mit viel Sonnenlicht…nur beim Kochen…dieses Fenster zu öffnen und in der Kalten Luft zu stehen ist unangenehm…

    Gerade durch die Optimierungen an meiner Heizung…und der daraus bedingten niedrigen Vorlauftemperatur (Fussbodenheizung) dauert es etwas mit dem Aufheizen…der Komfort hat darunter etwas gelitten…die Kosten entstehen ja dadurch das ich vermeiden muss ein großen Temperatur unterschied zu haben…so ist das nun mal….wenn ich wenig verbrauchen möchte…sind 18″ Felgen…mit Breitreifen nicht mehr drin..

    Mein Fazit…Dämmen ja…aber dann mit einer Zentralen Lüftungsanlage mit Temperatur Rückgewinnung…(Angebot liegt vor…ist aber leider im Moment noch nicht bezahlbar)…wenn ich nochmal vor der Entscheidung stände…würde ich alles anders machen…in dem Fall würde ich komplett Neubauen…Isolierte Fertigbodenplatte…wo die Fußbodenheizung gleich mit Integriert ist…darauf ein Naturstammhaus…das Atmet und lebt…

    Aber auch da…gibt es Pro und Kontra…wie du es machst ist es verkehrt…seufz

  6. Merdan . M

    Oben bemängelt Ihr die reißerischen Berichte in den Medien…Schlagwörter: Dämm-Mafia // Stammtischparolen…Ihr Bericht ist leider nicht weniger Reißerisch…

    Na egal…mein Haus wurde nachträglich isoliert…jetzt habe ich das Problem…dass im meinem Gästebadezimmer…mit Dusche…Schimmelbildung herrscht…das kleine Fenster bittet keine Möglichkeit eine ausreichende Luftkonvektion zu schaffen…Die Lösung einer Einzelraum Lüftungsanlage schlug mit gut 2000€ zu buche…

    Interessant wäre auch zu erfahren wie mit dem Übriggebliebenen Dämmstoffen umgegangen wird…einerseits sollte ich bei Abgabe an die Städtische Müllentsorgung den Sondermüll bezahlen…anderseits habe ich zu jeder Abfuhrtermin zwei Eimer in der Schwarzen Tonne mit entsorgt…hat zwar gut 1 1/2 Jahre gedauert…und ist in der selben Kasseler Müllverbrennungsanlage gelandet…wie sieht das der Fachmann? Wird in der Berechnung der Energieberater die Entsorgung mit einberechnet? In meiner Berechnung die ich gemacht bekommen habe, gab es keine Angaben dazu.

    Ich hab zwar jetzt dank Dämmung und neuester Brennwerttechnik meinen Verbrauch auf fast 100€ im Monat runtergedreht…aber wenn meiner Frau jetzt in der Küche den Herd mit mehr als drei Platten abschmeißt…gehste förmlich ein…bzw…manchmal legt sie auch ein Striptease hin…ist ja eigentlich schon wieder gut was…trotzdem nerven die Hitzespitzen beim Kochen…oder weihnachtlichen Raglette Essen.

    Meiner meinung nach ist ein nachträgliches Dämmen nur mit einer richtig berechneten Lüftungsanlage möglich…an sonst sperrt man sich in seinem eigenen Mief ein…

    1. Stephan Günther

      Hallo und vielen Dank, dass Sie uns an Ihren Erfahrungen teilhaben lassen. Es ist immer interessant echte Beispiele zu haben, statt theoretischer Berechnungen, die eh nur bedingt das wahre Leben widerspiegeln.

      Also zunächst sei gesagt, dass eine Gebäudedämmung immer ganzheitlich betrachtet werden muss. In Ihrem Fall ist es natürlich sehr sehr ärgerlich, dass es durch die Dämmung zu Schimmelbildung kam. Gerade in Badezimmern ist dies natürlich ein gängiges Problem. Über was für ein Fenster verfügen Sie dort denn? Lässt sich dies komplett öffnen? Dies ist nämlich sehr wichtig in gut gedämmten Gebäuden, so lässt sich generell die Feuchtigkeit durch Baden oder Duschen in 10 bis 15 Minuten weglüften. Aber ja, nun ist es eh zu spät. Je besser ein Gebäude gedämmt ist, um so mehr muss man auf die Lüftung achten, gegebenenfalls sind dann Lüftungsanlagen nötig. Gerade bei nachträglichen Dämmungen kann es sonst schnell zu Schimmel kommen. Dies sollte natürlich eine gute Dämm-Firma im Vorfeld beachten. In Passiv-Häusern beispielsweise sind Lüftungsanlagen zwingend notwendig.

      Zu Ihrer Frage bezüglich der Entsorgung der Dämmstoffe:
      Die zukünftigen Kosten sind leider meist nicht in der Berechnung einbezogen. Momentan ist zum Beispiel Styropor recht günstig, aber niemand weiß wie teuer in einigen Jahrzehnten die Entsorgung sein wird. Ökologische Dämmstoffe sind generell einfacher zu entsorgen bzw. weiter zu verwenden und haben auch nicht so einen hohen Energieverbrauch in der Produktion.

      Das Ihr Energieverbrauch durch die Dämmung so niedrig ist, ist doch super.
      In der Küche muss man halt gucken, dass man den Luftwechsel am besten schon während des Kochens durchführt, unter anderem mit einer Abzugshaube. Kochen mit offenem Fenster erhöht natürlich den Energieverbrauch, beugt aber wiederum Schimmelbildung vor, lässt Gerüche verschwinden und hilft auch den Raum nicht zu warm werden zu lassen.

      Bei jeder Dämmung sollte ein Lüftungskonzept erstellt werden. Es muss nicht immer eine Lüftungsanlage eingebaut werden (auch wenn es bei Ihnen der Fall war) es kann auch viel mit Stoßlüften erreicht werden. Oftmals genügt dies.

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