Energieheld Blog Interviews

Interview: Alexander Wendt

In der Blog-Reihe energieheld fragt – Experten antworten, interviewt energieheld regelmäßig Experten aus den verschiedensten Bereichen.

Diverse wichtige Punkte zur Technik, zum alltäglichen Umgang mit Energie oder zur aktuellen energiepolitischen Lage werden angesprochen. Anschließend wird ein Ausblick auf Trends sowie Tipps gegeben, wie im Alltag etwas für die Umwelt getan werden kann. In der Reihe kommen Blogger, Politiker, Unternehmen, Prominente und viele mehr zu Wort.

Zu Gast: Journalist Alexander Wendt

Alexander Wendt, ist Redakteur beim Focus und beschäftigt sich seit 1995 mit den Themen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Besonders auf die Energiewirtschaft und den Strommarkt hat sich Alexander Wendt konzentriert. So schrieb er 2012 die Focus-Titelgeschichte „Die große Illusion“, über die Fehler der Energiewende.  Vorher arbeitete  Wendt als freier Journalist u. a. für den Stern und den Tagesspiegel.

Desweiteren bloggt er auf www.achgut.de (Die Achse des Guten) und auf seinem eigenen Blog alexander-wendt.com

Thema: Energiewende-Ideologie

„Die Windkraftbranche ist nicht die Welthungerhilfe, und Frank Asbeck nicht die Neuausgabe von Mutter Theresa.“

energieheld: Hallo Herr Wendt, schön dass Sie sich für uns Zeit genommen haben. Sagen Sie, sind Sie ein Anti-Energiewende-Journalist?

Alexander WendtNein, sondern Wirtschaftsjournalist. Bevor ich etwas bewerte, versuche ich erst einmal den Sachverhalt aufzuklären. Und in meiner Bewertung unterscheide ich mich nicht so sehr von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, der kürzlich feststellte, die Energiewende stünde kurz vor dem Scheitern. Meine Analyse deckt sich auch ziemlich weitgehend mit den Feststellungen von Stephan Kohler, dem Chef der halbstaatlichen Deutschen Energieagentur. Niemand würde hoffentlich behaupten, Gabriel wäre ein Anti-Energiewendeminister und Kohler ein Anti-Energiewende-Agenturchef. Es sind nun einmal die Sachverhalte selbst, die dafür sprechen, dass die real existierende Energiewende gegen die Wand rauscht.

energieheld: Unterscheiden Sie bei der Betrachtung der Energiewende zwischen ideologischen und kommerziellen Beweggründen?

Alexander Wendt: Ja, denn das sind wichtige Kriterien. Wenn die Lobbyorganisationen der erneuerbaren Energien Zeter und Mordio schreien, weil sie ganz allmählich aus ihrem Schlaraffenland vertrieben werden und sinkende Einspeisevergütungen hinnehmen müssen, Subventionsbegrenzungen bei Wind Onshore und ein moderates Ausschreibungsmodell ab 2017, dann führen sie sich regelmäßig auf, als würden finstere Gestalten den vereinten Weltrettungskräften in den Arm fallen. Bei der Installation von Windrädern und Solarpanels geht es aber nicht um die Weltrettung, sondern um ein Milliardengeschäft. Ich habe nichts dagegen, dass jemand für seine Branche wirbt.  Aber dann würde ich auch gern über Wirtschaft und Interessen reden. Die Windkraftbranche ist nicht die Welthungerhilfe, und Frank Asbeck nicht die Neuausgabe von Mutter Theresa.

Was die Ideologie angeht: Noch 2011 behauptete Claudia Kemfert vom DIW, die EEG-Umlage werde bis 2020 nicht wesentlich über 3,59 Cent pro Kilowattstunde steigen. Ganz ähnliche Prognosen gab es damals auch von Umweltminister Norbert Röttgen. Ich kann mir das nur mit selbstauferlegter Blindheit erklären. Frei nach Hegel: Wenn sich die Wirklichkeit nicht an meine Theorie hält, um so schlimmer für die Wirklichkeit.

Thema: Die Planung der Energiewende

„Die Energiewende entpuppt sich als ein wilder, unkoordinierter Installationswettbewerb, während die nötige Infrastruktur noch in der Planungsphase steckt.“

energieheld: Sie zitieren auf Ihrem Blog Sigmar Gabriel mit den Worten: „Die Energiewende steht kurz vor dem Aus. Die Wahrheit ist, dass wir auf fast allen Feldern die Komplexität der Energiewende unterschätzt haben. Für die meisten anderen Länder in Europa sind wir sowieso Bekloppte.“ Und das heißt? Hat der Staat bei der Planung der Energiewende versagt? Und welche Punkte des Scheiterns hätte man konkret vorhersehen können?

Alexander Wendt: Wo soll ich da anfangen? In meinem Buch habe ich für diesen Punkt fast 100 Seiten gebraucht. Um nur das Allerwichtigste zu nennen: Schleswig-Holstein produziert heute schon Windstrom weit über den eigenen Bedarf, und will am Ende des Ausbaus das Sechsfache des eigenen Verbrauchs herstellen. Auch Niedersachsen möchte ein Mehrfaches seines eigenen Strombedarfs produzieren. Südliche Länder wie Rheinland-Pfalz planen gleichzeitig ihre eigene Stromautarkie, Bayern sowieso. Im Norden entstehen also Riesenüberschüsse an Strom, für die es dort keine Abnehmer gibt, im Süden gibt sie es demnächst aber auch nicht. Es existieren außerdem noch keine Stromtrassen von Nord nach Süd und kaum nennenswerte Speicher. Die Energiewende entpuppt sich als ein wilder, unkoordinierter Installationswettbewerb, während die nötige Infrastruktur noch in der Planungsphase steckt. Das ist so, als würde man in fliegender Hast  übers Land verstreut Autobahnabschnitte bauen und sagen: um die Brücken und Tunnel kümmern wir uns später.

Ganz offensichtlich ist außerdem, dass sich fast alle Politiker bei den Kosten völlig verkalkuliert haben. Die dicksten Brocken kommen ja noch: von den Stromtrassen existieren erst ein paar Kilometer, der Ausbau des Niederspannungsnetzes hat noch gar nicht begonnen. Der Speicherbau wird extrem teuer, der Verzicht auf Speicher aber kaum billiger. In dem dauerhaft gestörten Strommarkt verdienen die konventionellen Kraftwerke kaum noch Geld, wir brauchen sie aber für die Versorgungssicherheit. Also benötigen sie Stütze – eine halbe Milliarde Euro pro Jahr und Gigawatt.

Thema: Energiewende in Bürgerhand

„Vor einer Beteiligung an Windkraftfonds und so genannten Bürgerwindparks kann ich nur warnen.“

energieheld: Die Bürger sollten sich stärker engagieren und eigenhändig die Energiewende voran bringen. Wäre das eine Lösung – anstatt auf die Stromkonzerne zu schimpfen?

Alexander Wendt: Wer sagt, dass sie das sollen? Vor einer Beteiligung an Windkraftfonds und so genannten Bürgerwindparks kann ich nur warnen. Nach einer Untersuchung von Werner Daldorf vom Bundesverband Windenergie laufen ein Drittel aller Bürgerwindparks und zwei Drittel aller Fonds defizitär oder zumindest ohne Gewinn, trotz Subventionen für den Strom. Selbst Stadtwerke wie die von Mainz und Erlangen haben mit Windkraft Geld verloren. Sinnvoll scheint es mir, auf dem eigenen Dach Solarstrom zum Selbstverbrauch zu erzeugen. Aber das kann eben nur ein Hausbesitzer mit Dach.

Thema: Journalistische Arbeit

„Der Strommarkt ist wirklich transparent.“

energieheld: In der Berichterstattung der großen Medien (zu denen Sie ja auch gehören) ist die Thematik bei der Energiewende häufig auf den Aufreger „Hohe Stromkosten“ beschränkt. Das heißt im Fokus steht die Stromerzeugung. Energiewende bedeutet aber auch Wärmewende und hat viel damit zu tun, effizient Heizenergie einzusparen. Warum findet dieses wichtige Thema nur selten Erwähnung?

Alexander Wendt: Es findet ja zunehmend Erwähnung, allerdings verbunden mit der gebührenden Skepsis. Wie viele andere bezweifle ich sehr, dass sich die nachträgliche Dämmung von  Altbauten rentiert.

energieheld: Wenn Sie recherchieren für einen Artikel: Können Sie Ihre Informationssuche beschreiben? Was sind für Sie wichtige Quellen? Wie versuchen Sie ausgewogen zu berichten?

Alexander Wendt: Zahlenmaterial zum Energiemarkt ist in geradezu luxuriöser Fülle vorhanden: Vom Monitoringbericht der Bundesnetzagentur über die Daten der Übertragungsnetzbetreiber bis zu den Zahlen der Strombörse. Der Strommarkt ist wirklich transparent. Ausgewogenheit bedeutet für mich, den Blick nicht auf die regenerativen Energien zu beschränken, sondern auf den ganzen Markt, nicht nur die wirtschaftlichen Aspekte zu sehen, sondern auch auf die technischen, und nicht nur Deutschland zu betrachten. Wir haben einen europäischen Strommarkt.

Thema: Klimawandel global

„Nach wie vor geht in China jede Woche ein Kohlekraftwerk ans Netz.“

energieheld: Der Klimawandel ist ein globales Problem. Durch das deutsche Engagement im Bereich PV ist diese Technologie weltweit aber so weit voran geschritten, dass z.B. in China mittelfristig so viel PV-Kapazität aufgebaut werden kann, dass ein echter Effekt bei der CO2 Minderung festzustellen sein wird. Sollten wir, anstatt immer zu klagen, nicht die globalen positiven Auswirkungen der Energiewende entsprechend würdigen?

Alexander Wendt: Ich fürchte, das sehen Sie etwas sonnig. Nach wie vor geht in China jede Woche ein Kohlekraftwerk ans Netz. China ist der größte Kohlendioxidemittent weltweit.  Dass die Preise für PV-Module stark fallen würden, war schon 2009 absehbar. Der Grund dafür lag in der technischen Entwicklung und der sich aufbauenden weltweiten Überkapazität, die inzwischen bei 100 Prozent liegt. Es ist etwas vermessen zu glauben, die deutschen Subventionen hätten diesen Preisverfall verursacht. Eine ganz ähnliche Entwicklung gab und gibt es auf dem Halbleitermarkt, und zwar ganz ohne Anwendersubventionen. Übrigens auch auf dem frühen Automobilmarkt: Die ersten Fahrzeuge waren reine Luxusprodukte, der Massenmarkt kam später. Nein, der Punkt ist ein ganz anderer: Wäre Deutschland erst 2012 groß in die Photovoltaik eingestiegen, hätten die Stromkunden Milliarden sparen können. Statt eine unreife, teure Technik zu bezahlen, hätten sie einfach warten können, bis sie billiger wird.

Thema: EEG-Umlage

„Vor allem hätte dem EEG gleich bei seiner Geburt im Jahr 2000 ein Sterbedatum zum 31. 12. 2022 verpasst werden müssen.“

energieheld: Der Strompreis ist in diesem Jahr bei einigen Anbietern gesunken. Und die  Höhe der EEG-Umlage wird 2015 reduziert. Die Strompreise an der Börse sind seit 2 Jahren auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Folge, Unternehmen die Strom beziehen und einen hohen Stromverbrauch haben werden von der Umlage befreit. Sie profitieren von der Energiewende. Wieso kommt aus diesen Lagern keine positive Rückmeldung über die Energiewende?

Alexander Wendt: Die EEG-Umlage sinkt 2015 gerade um 0,07 Cent pro Kilowattstunde. Allein die demnächst steigenden Netzentgelte werden das schnell wieder auffressen. Es stimmt zwar, die Hälfte des Industriestroms ist umlagenreduziert. Aber 96 Prozent aller Betriebe zahlen die volle EEG-Umlage. Es trifft also vor allem Mittelständler und Kleinbetriebe: Bäcker, Papier- und Keramikbetriebe und so weiter. Fragen Sie mal einen Mittelständler mit 50 Angestellten, der zu klein ist, um sich sein eigenes Blockheizwerk hinzustellen, wie begeistert er von der Energiewende ist.

energieheld: Wer viel kritisiert muss auch konkrete Vorschläge machen, wie das EEG hätte konstruiert werden müssen: Können Sie uns die Eckpfeiler und auch die damit verbundenen Vorteile und Auswirkungen einer solchen Alternative kurz skizzieren?

Alexander Wendt: Ich hätte es für sinnvoll gehalten, Produzenten regenerativer Energien einen prozentualen Aufschlag auf den Börsenpreis zu zahlen, vielleicht 30 Prozent im Jahr 2000, danach sinkend. Das hätte die Produzenten gezwungen, den Markt nicht blind zu fluten – denn wenn der Börsenpreis auf Null fällt, ist auch der Aufschlag Null. Biogas-Hersteller hätten einen Anreiz gehabt, das Gas zu speichern und erst dann zu verstromen, wenn die Nachfrage besonders hoch ist. Vor allem hätte dem EEG gleich bei seiner Geburt im Jahr 2000 ein Sterbedatum zum 31. 12. 2022 verpasst werden müssen. Jeder hätte dann gewusst: bis dahin muss ich marktfähig sein. Dann ist Schluss mit der Party.

Thema: Fünf Tipps

„Die Lösung liegt in einer internationalen Arbeitsteilung und nicht in einer Wahnidee von deutscher Energieautarkie.“

energieheld: Zum Ende etwas Persönliches – Was sind Ihre fünf Tipps für ein nachhaltiges Wirtschaften mit unseren endlichen Ressourcen?

Alexander Wendt: Erstens: Mehr Marktwirtschaft weltweit. Menschen, die jeden Tag um das Nötigste kämpfen, nehmen keine Rücksicht auf die Umwelt und die Ressourcen. In vielen armen Ländern spielt Biomasse als Energiequelle eine große Rolle. Dahinter verbirgt sich oft das Abholzen von ganzen Wäldern, um Feuerholz zu gewinnen. Und sehen Sie auf die Karte der Welthungerhilfe: am meisten leiden in Afrika Äthiopien und Somalia, in Asien Laos und Nordkorea – also gerade die marktfernsten Länder.

Zweitens: Wenn wir wirklich Ressourcen schonen und die Lebensqualität verbessern wollen, dann lasst uns die 100 schmutzigsten Kohlekraftwerke in Indien und China identifizieren, um sie mit deutscher Hilfe durch moderne Kohlekraftwerke zu ersetzen. In Asien laufen teilweise noch Uraltanlagen aus den sechziger Jahren, die nicht nur Dreck nahezu ungebremst schleudern, sondern auch einen lausigen Wirkungsgrad haben.

Drittens: Wir können auch energieintensive Prozesse zur Energiequelle bringen. Island beispielsweise stellt Unmengen regenerativer Energie ohne einen Cent Subventionen und zum Niedrigpreis her. Schon jetzt werden dort Daten aus der ganzen Welt gelagert und zwei Prozent des weltweiten Aluminiums geschmolzen, obwohl es auf der Insel kein Krümel Bauxit gibt. Im Mittelmeerraum könnte Sonnenstrom ebenfalls ohne Subventionen erzeugt werden. Die Lösung liegt in einer internationalen Arbeitsteilung und nicht in einer Wahnidee von deutscher Energieautarkie.

So, ich finde, diese drei Punkte geben schon ziemlich viel her. Jedenfalls mehr als die üblichen Tipps: dämmen Sie Ihr Haus, schalten Sie den Standby-Funktion an Ihrem Fernseher aus. Übrigens, bevor Sie fragen: Ich habe keinen Fernseher. Und auch kein Auto. Ich fahre Rad oder Zug.

energieheld: Lieber Herr Wendt, vielen Dank für das Gespräch!

energieheld fragt experten antworten

Liebe LeserInnen, 

wir haben uns sehr über die Zusage von Herrn Wendt gefreut, mit uns ein Interview zu führen. Uns ist es besonders wichtig auch kritische Stimmen zur Energiewende hören zu lassen. Herr Wendt wertet als Wirtschaftsjournalist die Energiewende ähnlich kritisch wie Sigmar Gabriel oder Stephan Kohl und seine Argumente sind dabei durch aus eingängig. Im Ganzen wünscht sich Wendt mehr Realität von Seiten der Energiewende-Befürworter – ein Erwachen aus dem Schlaraffenland.

Die Fehler der Energiewende sieht Wendt bereits bei der Planung. Es wird unglaublich viel installiert aber die Möglichkeit mit Hilfe von einem hinreichend ausgebauten Infrastrukturnetz den erzeugten Strom auch angemessen zu verteilen, ist zur Zeit nicht gegeben. Was also tun? Das ist schwierig und ein Patentrezept gibt es nicht. Von Bürgerwindparks d. h. von Bürgerengagement im Großen rät Wendt ab. Ein Ausbau der Photovoltaik-Anlage auf dem eigenen Dach wäre da schon eher der richtige Weg. Aber nicht jeder besitzt ein eigenes Dach für eine Photovoltaik-Anlage. 

Die EEG-Umlage auch so ein ambivalentes Thema. Für Wendt wäre es richtig gewesen von Beginn an ein „Sterbedatum“ festzulegen. Die ganz großen Stromverbräuche in der Industrie sind umlagereduziert. Doch die EEG trifft vor allem Klein- und Mittelbetriebe, die zu 96% die volle EEG-Umlage zahlen. 

Gerade im Gespräch mit Alexander Wendt haben wir wieder gemerkt, dass wie so vieles, auch die Energiewende zwei Seiten hat. Um so wichtiger Pro und Contra immer wieder zu erläutern und verständlich zu machen, um sich ein eigenes Bild zu schaffen. 

Stephan Thies

"Für eine erfolgreiche Energie- und Wärmewende ist eine realistische und unabhängige Informationsbereitstellung wichtig. Bei Energieheld ist dies unser tägliches Bestreben."

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Arnold Drewer

    interessant (und entlarvend) ist die Wortwahl des Herrn Wendt: er redet von „Wahnidee deutscher Energieautarkie“. „Wahn“ ist ein Begriff aus der Psychiatrie. Und hat in der Energie-Diskussion nichts verloren. Bin zwar nicht der Fan aller deutschen Projekte, aber z.B. das EEG ist weltweit nachgeahmt worden und hat die erneuerbaren Energien sehr weit nach vorne gebracht.
    Herrn Kalweit möchte ich gerne mal zu einer Schulung/Vortrag von mir einladen. Vielleicht ändert er dann seine sehr einfache und polemische Meinung. Übrigens habe ich die Dämmung nicht erfunden: die Tiere bekommen zur Zeit ein Winterfell, der Eisbär hat’s immer. Die Walrosse sind hervorragend mit Speck gedämmt, die Vögel plustern sich im Winter auf. Und Herr Kalweit – ich wette: Sie ziehen, wenn’s kalt ist, doch auch eine Jacke/Handschuhe/Mütze/Wollsocken an, oder nicht? Und warum gönnen Sie dem Haus keinen warmen „Mantel“? Wir können uns hier auch gerne über die grundlegenden thermodynamischen Grundsätze unterhalten (Wärme strebt nach einem Gleichgewichtszustand – und im Winter ist’s i.d.R. draußen kälter als drinnen, stimmt’s? Und dem Wärmestrom kann man einen Widerstand (ähnlich wie in der Elektrizitätslehre heißt er hier auch „R“) entgegensetzen, oder? Na, und wie macht man das?
    Nebenbei: ich wohne in einem Niedrigstenergiehaus mit 28 cm Dämmung in der Wand und 40 cm im Dach – und habe Heizkosten von 60,- € pro Monat (bei 135 m² Wfl). Also, Herr Kalweit: ein bischen kenne ich mich schon aus! (im Übrigen verweise ich auf das Grundlagenwerk „Wärmedämmstoffe – ein Kompass zur Auswahl und Anwendung“ (Köln 2013)

  2. Andreas Kuehl (@energynet)

    Da hat Arnold völlig recht, vor allem scheint er den Anstieg der Heizkosten nicht zu kennen. Ohne staatliche Einflüsse sind die Preise für Heizöl und Erdgas in den letzten zehn Jahren extrem angestiegen. Vielleicht spielt das bisschen Dämmung für den Klimaschutz keine große Rolle, aber für die Nebenkosten der Mieter oder für die Hausbesitzer kann das sehr relevant sein.

    An den Aussagen zeigt sich wieder die Verkürzung der Energiewende auf die Stromerzeugung und Wärme wird völlig vergessen. Lasst uns eben frieren – wenn der Winter wieder mal sehr kalt werden sollte.

    Was hat denn mehr Marktwirtschaft mit Nachhaltigkeit zu tun, diesen Zusammenhang verstehe ich nicht. Halte diesen Zusammen sogar für völligen Quatsch, denn wie er sagt, wer um Markt kämpft, der nimmt keine Rücksicht auf die Umwelt.

  3. Steve Sip

    Es ist erstaunlich, dass man erst mit einem Vertreter den man Anti nennt reden muss, um zu merken, dass auch die Energiewende zwei Seiten hat. Mit anderen Worten, man war jahreland einfach ideologisch verbohrt. Oder wie soll man diese Aussage verstehen?

  4. Arnold Drewer

    ein interessanter Artikel. Im Bereich der Erneuerbaren Energien sehe ich es ähnlich (unkoordiniertes Aktivistentum). Leider hat Herr Wendt aber von Dämmung keine Ahnung und perpetuiert vorhandene Vorurteile (lohnt sich nicht). Schade. Macht mal einen Kontakt zu mir, bitte.

    1. Kalus Kalweit

      In Hannover stehen zwei identische Häuser nebeneinander. Der Heizbedarf war für Jahre bekannt. Ein Haus wurde gedämmt, das andere nicht. Ergebnis: Das gedämmte Haus erhöhte seinen Heizenergiebedarf um 7 %.
      Also bitte, Herr Drewer, Sie haben auch keine Ahnung von Dämmung. Die lohnt sich nämlich nur in sehr seltenen Fällen.
      Es gibt nur drei Sanierungsmöglichkeiten, die sich rechnen.
      Fenster mit Einscheibenglas
      Heizungsanlage, wenn sie noch nicht nach dem Brennwertprinzip funktioniert
      Dachfußboden, wenn er ungedämmt ist

      1. Andreas Kuehl (@energynet)

        Schön, wenn man sich selbst widerspricht. Erst sagen, dass Dämmung sich nicht lohnt, und dann sagen, dass sich Dämmung lohnt.

        Sind eigentlich alle Häuser gleich, so dass man von einem Haus auf alle andern schließen kann?

      2. Arnold Drewer

        die oben zitierte Untersuchung der beiden Häuser hat gravierende methodische Fehler. Sie ist nicht geeignet, die Wirksamkeit von Dämmung oder deren Unwirksamkeit zu beweisen. Eher ist sie geeignet, Schuhe zu besohlen …

      3. Arnold Drewer

        noch ein letztes, Herr Kalweit: schön, dass Sie wenigstens die Dämmung der oberen Geschoßdecke befürworten. Davon habe ich 150.000 m² in Deutschland zu verantworten. In der Regel 30 cm (und mehr) dick.

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