Klimaschutz zu Hause – Wie geht das?
Der Klimawandel ist real und menschengemacht – aber wie ist er aufzuhalten? Diese Frage stellen sich die Teilnehmer der UN-Klimakonferenz seit dem 6. November in Bonn. Die sogenannte COP 23 geht das Problem global an und schafft Zielvorgaben für die ganze Welt.
Was können Bürger in ihren eigenen vier Wänden verändern, um gegen den Klimawandel vorzugehen?
Wir haben mit Udo Sahling von der Klimaschutzagentur Region Hannover über das Thema gesprochen.
Darüber sprechen wir im Interview:
- Das Eigenheim als Klimaretter: Die wichtigsten Tipps
- Klimaschutz geht nur gemeinsam
- Global denken, lokal handeln: Klimaschutz vor Ort
- Und jetzt? Klimaschutz im Alltag umsetzen
Das Eigenheim als Klimaretter? Die wichtigsten Tipps
Janika Kemmerer (energieheld): Sie beraten Bürger, Hausbesitzer und Unternehmen zu Stromsparmöglichkeiten, energetischer Gebäudesanierung und allen Fragen rund um Klimaschutz. In welchem Bereich lässt sich am meisten bewirken?
Udo Sahling (Klimaschutzagentur Region Hannover): Unternehmen müssen ihre Effizienzpotenziale erkennen und dann nutzen. Hausbesitzer können schon viel Energie sparen, selbst wenn sie nur den Heizkessel austauschen. Und jeder von uns sollte so oft wie möglich das Auto stehen lassen und aufs Rad umsteigen. Das ist nicht nur gut fürs Klima, sondern auch für die Fitness.
Janika Kemmerer (energieheld): Wie viel Einsparpotenzial steckt in einem durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt?
Udo Sahling (Klimaschutzagentur Region Hannover): Ein paar hundert Euro kann eine Familie bereits sparen, wenn sie beispielsweise unnötige Stromverbräuche durch Stand-by vermeidet und die Heizung effizient eingestellt ist. Mit Nachtabschaltung und klugem Lüften lässt sich ohne Komfortverlust viel Energie sparen. Größere Einsparungen lassen sich natürlich mit Investitionen in Modernisierungsmaßnahmen, wie der Dämmung des Hauses erzielen. Doch dafür muss man dann erst einmal Geld in die Hand nehmen.
Janika Kemmerer (energieheld): Was sind Ihre drei Top-Tipps, um im Alltag mehr Energie zu sparen?
Udo Sahling (Klimaschutzagentur Region Hannover): Kurz gesagt: Clever Heizen, alte Elektrogeräte austauschen und häufiger vom Auto aufs Rad umsteigen.
Janika Kemmerer (energieheld): Hausbesitzer, die energetisch sanieren wollen, sind schnell überfordert und verwirrt von der Vielzahl an Fördermöglichkeiten. Wie können Sie diese Menschen unterstützen?
Udo Sahling (Klimaschutzagentur Region Hannover): Mit einer Vor-Ort-Beratung zur energetischen Gebäudemodernisierung, einen Solar-Check oder einer Heizungsberatung. Je nachdem, was die Hauseigentümer vorhaben, können wir sie mit einer passenden, kostenlosen Beratung unterstützen. Einfach 0511 220022-88 anrufen und einen Termin mit unseren unabhängigen Energieberatern vereinbaren.
Klimaschutz geht nur gemeinsam
Der Kampf gegen die Klimawandel ist eine Mammutaufgabe, aber nicht aussichtslos.
Janika Kemmerer (energieheld): Aktuelle Forschungsergebnisse belegen, dass der Klimawandel noch viel schneller kommt als bisher angenommen. Was kann eine einzelne Person überhaupt dagegen ausrichten?
Udo Sahling (Klimaschutzagentur Region Hannover): Natürlich kann jeder Einzelne für sich nur einen kleinen Beitrag mit seinem Verhalten im Alltag leisten. Über das eigene klimabewusste Verhalten hinaus, kann man aber Organisationen unterstützen, die sich für den Umwelt-und Klimaschutz einsetzen. Oder man schließt sich Verbänden an und engagiert sich politisch. Denn gemeinsam lässt sich viel mehr erreichen und Druck auf politische Entscheider ausüben.
Janika Kemmerer (energieheld): Ist ein klimabewusstes Leben nur etwas für Ökos und Besserverdiener, die sich teure Bio-Lebensmittel und ein Elektroauto leisten können?
Udo Sahling (Klimaschutzagentur Region Hannover): Gerade Menschen, die auf ihr Geld achten müssen, haben in der Regel eine gute CO2-Bilanz. Sie verbessern ihre Klimabilanz durch den Verzicht auf das eigene Auto, Flugreisen und hohen Konsum. Besserverdiener konsumieren viel mehr, auch wenn sie Untersuchungen zufolge häufiger klimabewusst sind, als Menschen mit geringem Einkommen.
Janika Kemmerer (energieheld): Herr Sahling, manchmal wirkt der Kampf gegen den Klimawandel aussichtslos. Was motiviert Sie weiterzumachen?
Udo Sahling (Klimaschutzagentur Region Hannover): Der Kampf gegen den Klimawandel ist eine Mammutaufgabe, aber nicht aussichtslos. Die Erde ist unser kostbarster Schatz. Mit Blick auf meine Kinder und Enkel fällt es mir leicht, mich immer wieder anzuspornen. Schließlich will ich ihnen eine lebenswerte Umwelt hinterlassen, damit sie eine gute Zukunft haben.
Global denken, lokal handeln: Klimaschutz passiert vor Ort
Janika Kemmerer (energieheld): Welche Aufgaben haben regionale Programme bei der Umsetzung weltweiter Klimaziele?
Udo Sahling (Klimaschutzagentur Region Hannover): Globale Ziele geben nur die Leitplanken vor, gehandelt wird auf regionaler und lokaler Ebene. Damit wirklich etwas gegen den Klimawandel unternommen wird, braucht man vor Ort konkrete Ziele und Konzepte für eine Energiewende, um sowohl den Strom- Wärme- und Verkehrssektor auf erneuerbare Energien umzustellen. Informationskampagnen, Beratungsangebote und die Unterstützung mit Fördermitteln erleichtern es den Menschen aktiv zu werden.
Janika Kemmerer (energieheld): Welches Ergebnis wünschen Sie sich als Vertreter der Klimaschutzagentur Region Hannover von der COP 23?
Udo Sahling (Klimaschutzagentur Region Hannover): Ich finde es wichtig, dass alle miteinander reden und – bis auf Herrn Trump – erkannt haben, dass etwas gegen den Klimawandel getan werden muss. Natürlich geht es aber viel zu langsam voran. Ich hoffe, dass es zu konkreten Vereinbarungen zwischen den armen und reichen Nationen kommt, die zur Verbesserung der Lebensverhältnisse in den vom Klimawandel besonders betroffenen Ländern beitragen werden.
Janika Kemmerer (energieheld): Was würden Sie einem Leugner des Klimawandels gerne sagen?
Udo Sahling (Klimaschutzagentur Region Hannover): Es ist mir unbegreiflich, wie man die weltweiten Erkenntnisse der Klimaforschung fundamental in Frage stellen kann. Klimaskeptiker sollten Gutachten und Studien lesen, mit offenen Augen durch die Welt gehen und registrieren, mit welchem Tempo sich das Klima verändert. Leider gibt es unter ihnen aber unverbesserliche, die Tatsachen ignorieren und sich sachlichen Argumenten komplett verschließen.
Janika Kemmerer (energieheld): Lieber Herr Sahling, wir danken Ihnen für das spannende Gespräch!
Und jetzt? Klimaschutz im Alltag umsetzen
Viele sind jetzt schon vom Thema Klimaschutz genervt und haben keine Lust, ihre Lebensweise zu ändern. Es ist mühsam und umständlich, immer den energiesparendsten Kühlschrank rauszusuchen, auch bei Regen mit dem Rad zu fahren und nur noch Wanderurlaub in der Sächsischen Schweiz zu machen.
Diese Trägheit und fehlende Motivation zum klimaneutralen Leben und vor allem Wirtschaften findet sich nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch bei den Staats- und Regierungschefs wieder. Nicht umsonst sind die weltweiten CO2-Emissionen im Jahr 2017 weiter angestiegen – trotz aller Klimaziele und Gesetzesänderungen.
Die Konsequenzen unserer energiefressenden Lebensweise treffen viele Menschen und Tiere jetzt schon real und zerstören ihren Lebensraum. Es ist gehört zur gesellschaftlichen Verantwortung, den Klimawandel und seine Folgen zu erkennen und so gut es geht zu verhindern.
Darum ist es wichtig, den Klimaschutz nicht als Problem der Politik und großen Unternehmen abzutun. Im eigenen Zuhause und Umfeld gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, Energie und damit auch Treibhausgase einzusparen. Das energetische Sanieren spart Eigenheimbesitzer nicht nur bares Geld, sondern schont auch die Umwelt. Neben den baulichen Maßnahmen haben wir hier 23 Tipps für einen klimafreundlichen Alltag zusammengefasst:
Schnelle Möglichkeiten um im Alltag den Energieverbrauch zu verringern:
23 Tipps für einen klimafreundlicheren Alltag |
---|
1. Wechsel zu Ökostrom und Ökogas! |
2. Auf LED-Lampen umsteigen |
3. Elektrogeräte nicht im Stand-by-Modus lassen (Generell die Stecker ganz ziehen) |
4. Kurzstrecken per Fahrrad statt Auto fahren |
5. Längere Strecken per Bahn statt Auto fahren |
6. Private Fahrgemeinschaften aufbauen (Auto mit Freunden teilen und finanzieren) |
7. Weniger Flugreisen tätigen (Urlaub muss nicht eine Weltreise sein) |
8. Weniger Fleisch nachfragen |
9. Hände mit kalten Wasser waschen |
10. Elektrogeräte mit hoher Energieeffizienz kaufen (Beim Tausch auf Effizienzklassen (A+++) achten) |
11. Wasser für das Kochen vorher im Wasserkocher erhitzen |
12. Dann im Kochtopf mit Deckel kochen |
13. Wäsche auf niedriger Temperatur waschen |
14. Kinderkleidung weitergeben und secondhand kaufen |
15. Lebensmittel regional und saisonal kaufen |
16. Produkte mit möglichst wenig Verpackung kaufen |
17. Leitungswasser statt gekauftes Wasser aus Plastikflaschen trinken |
18. Räume kurz, aber stark stoßlüften (Fenster nicht auf kipp lassen) |
19. Alte Gebäudetechnik modernisieren (Moderne Fenster, Sinnvolle Dämmung, Effiziente Heizung, unterstützende Solaranlagen, etc.) |
20. Heizungspumpe einstellen lassen |
21. Duschen statt baden |
22. Jute statt Plastik – Einkaufstüten selber mitbringen |
23. Beim Kauf auf Ökosiegel achten (Bio, Blauer Engel, Naturland, FSC, PEFC, etc.) |
Quellen:
Titelbild: © Pakhnyushcha / shutterstock