Energieheld Blog Interviews

Interview: Daniel Bönnighausen

Daniel Bönnighausen über das ElektroautoIn der Blog-Reihe “energieheld fragt – Experten antworten” interviewt energieheld regelmäßig Experten aus den verschiedensten Bereichen der Energiebranche. Diverse wichtige und interessante Punkte zu Techniken oder zur aktuellen energiepolitischen Lage werden angesprochen und ein Ausblick auf Trends wird gegeben. In dieser Reihe kommen unterschiedlichste Experten zu Wort, so etwa Blogger, Politiker, Unternehmen und viele mehr.

Zu Gast: Energieblogger Daniel Bönnighausen

Heute beantwortet uns Daniel Bönnighausen einige Fragen. Herr Bönnighausen betreibt seit April 2010 den Energieblog saving-volt.de und ist Gründungsmitglied der Energieblogger. Darin informiert er vor allem über die Themen Emobility (Schwerpunkt Elektroautos), Energieeffizienz im Haushalt und Smart Home.


energieheld: Hallo Herr Bönnighausen, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen um unsere Fragen zu beantworten. Heute werden wir neben der Energiewende vor allem über die Chancen von Elektroautos reden. Diese sind bekanntlich durch einen Elektromotor angetriebene Kraftfahrzeuge zur Personenbeförderung.

Thema: Vorteile von Elektroautos

Was genau sind mögliche Vorteile von Elektroautos gegenüber konventionell benzinbetriebenen Fahrzeugen?

Daniel Bönnighausen: Es ist die geräuschlose Fortbewegung, die gleichzeitig für eine stressfreiere Autofahrt sorgt. Man möchte nicht mehr rasen und das ist erst einmal unabhängig von der Angst vor der schwindenden Reichweite. Ja, sogar Nebenverbraucher wie das Radio möchte man nicht unbedingt einschalten und empfindet es als nervend.
Hinzu kommt die günstigere Fortbewegung. Dazu lasse ich Berechnungen wie die Anschaffungkosten erst einmal weg und beschäftige mich nur mit dem Preis den ich für jeden gefahrenen Kilometer an elektrischen Strom oder Benzin/Diesel zahlen würde.

Gefühlt hat sich die Anzahl der Carsharing-Angebote, dank des Hypes der Elektrofahrzeuge, deutlich erhöht. Man neigt ebenso dazu mehr Mitfahrgelegenheiten zu nutzen und bei dem ein oder anderen hat sich die Überlegung nach einem noch sparsameren Fahrzeug mit konventionellen Antrieb noch weiter in den Vordergrund gedrängt. Auch mit der Denkweise, dass das angeschaffte konventionelle Fahrzeug sich eher rechnet als ein Elektroauto. Bei einem hohen Verbrauch kann die Rechnung schnell wieder anders aussehen. 

Thema: Nutzer von Elektroautos

energieheld: Wer ist eigentlich der klassische Elektroauto-Nutzer? Wann macht es Sinn, auf Elektroautos umzusteigen?

Daniel Bönnighausen: Der klassische Nutzer von Elektrofahrzeugen ist der Pendler oder jemand der nur im Stadtverkehr unterwegs ist. Auch Firmen, die einen eigenen Fuhrpark besitzen und regelmäßig gleiche Strecken abfahren und die in die dort verfügbare Ladeinfrastruktur sowie Reichweite passen, sind klassische Nutzer für Elektrofahrzeuge.

Umzusteigen macht eben genau dann Sinn, wenn einmal ein Elektrofahrzeug als Zweitwagen oder sogar Erstwagen ausreicht, Strecken gleich bleiben und die dortige Ladeinfrastruktur für die eigenen Bedürfnisse ausreicht. Carsharing-Anbieter, Unternehmen mit Autovermietung oder Unternehmen mit eigenem Fuhrpark sind diejenigen, die über eine Anschaffung von Elektrofahrzeugen nachdenken könnten.

Thema: Fahrgefühl eines Elektroautos

energieheld: Sie haben es selbst getestet und wissen es am besten: Wie fährt sich ein Elektroauto eigentlich? Ist das Fahrgefühl ähnlich zum konventionellen Wagen oder gibt es spürbare Unterschiede? Wie steht es um die Beschleunigung und die Höchstgeschwindigkeit?

Daniel Bönnighausen:  Wenn Sie einen Segelflieger sehen, woran denken Sie? An Freiheit, an Ruhe und an stressfreier Fortbewegung. Genau so kann man sich auch die Fahrt in einem Elektroauto vorstellen.
Die Beschleunigung ist besonders aus dem Stand heraus enorm und drückt einen regelrecht in den Sitz. Hinzu kommt die gleichmäßige und ruhige Beschleunigung. Bei hoher Geschwindigkeit, zwischen 90 km/h und 110 km/h nimmt diese aber rapide ab.

Bei der Höchstgeschwindigkeit wird häufig ein Vergleich zu konventionell betriebenen Fahrzeugen vollzogen. Doch empfinde ich eine maximale Geschwindigkeit zwischen 120 km/h und 150 km/h als ausreichend. Sie haben im normalen Berufsverkehr gar nicht das Verlangen schnell, rasant und vor allem stressig zu fahren.
Ich habe einem Arbeitskollegen einmal das Testfahrzeug überlassen. Seine Fahrweise hatte sich innerhalb weniger Stunden geändert. Statt vorher etwas rasant und sportlich zu fahren, bestand dieses Bedürfnis erst gar nicht mehr und das war unabhängig von der Rücksicht auf die schwindende Reichweite.

Thema: Fahrtkosten im Vergleich

energieheld: Wie teuer ist das Fahren mit Strom? Was kostet eine 100-km-Fahrt im Vergleich zu Benzin und Diesel? In welche Kostenrahmen bewegt sich ein Elektroauto in der Anschaffung?

Daniel Bönnighausen: Bei der Berechnung möchte ich alle Faktoren gar nicht mit einbeziehen, sondern lediglich den Preis den ich für 100 Kilometer mit beiden Antriebstechnologien zahlen würde. Privat fahre ich einen SEAT Ibiza ST 1.4 für den ich im Schnitt bei sparsamer Fahrweise 6,5 Liter Benzin auf 100 km benötigen würde. Bei einem Benzinpreis von 1,54 Euro komme ich so auf 10,01 Euro.

Mit einem Elektroauto, in meinem Beispiel war es der Nissan LEAF, rechnet man mit einem Verbrauch von 12,5 kWh bis 17 kWh. Nehmen wir die 17 kWh und den Strompreis von 0,27 Euro / kWh. So komme ich auf einen Preis von 4,59 Euro. Einige dürften jetzt die Diskussion mit wissenschaftlichen Berechnungen anführen, aber mich persönlich hat genau nur dies interessiert. Was zahle ich für jeden gefahrenen Kilometer und das unabhängig von hinzugerechneten Verschleiß oder anderen Faktoren.

In welchen Kostenrahmen sich die Anschaffung bewegt ist schwer zu sagen. Es gibt Fahrzeuge im niedrigen und hohen Preissegment, je nachdem was man haben möchte. So kennen wir es auch vom normalen Fahrzeugmarkt. Mir zu erzählen, ein Elektroauto wie der Tesla Model S wäre viel zu teuer, der sollte einfach nicht nach einem Premiumfahrzeug suchen, sondern nach einem in seinem Preissegment.
Schauen wir nach Renault, so kann hier der ZOE (Klasse vom VW Polo) für rund 20.000 Euro erworben werden und dazu kommt noch die monatliche Batteriemiete. Im mittleren Segment finden wir Fahrzeuge wie den Nissan LEAF, BMW i3 oder auch den VW e-Golf, die preislich im Rahmen von 30.000 Euro bis 45.000 Euro liegen.

Thema: Das Elektroauto und die Energiewende

energieheld: Ziel der Energiewende ist unter anderem, der schrittweise Verzicht auf Energieerzeugung aus Öl und Co., da diese bei der Verbrennung viel CO2 emittieren. Umweltschutz durch Elektroautos – wie kann das gehen?

Daniel Bönnighausen: Beim Verbrauch und CO2-Ausstoß sind Elektrofahrzeuge deutlich sparsamer unterwegs. Ein weiterer Punkt stellt für mich aber auch die Umwelt dar, denn die Lärmbelästigung durch Fortbewegung sinkt rapide. Darüber dürfte sich nicht zuletzt auch die Natur erfreuen. Wenn dann der Strom aus rein regenerativen Energiequellen genutzt werden kann, dann gewinnt das Elektroauto im Punkto Umweltschutz deutlich.

energieheld: Könnte ich mein Elektroauto durch eine eigene Stromproduktion tanken bzw. aufladen? Reicht die Leistung einer 10 kW Photovoltaikanlage, mit Batteriespeicher im Sommer, aus?

Daniel BönnighausenNein, zumal eine solche Pauschalaussage nicht getroffen werden kann. Eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 10 kW müsste jeden Tag so viel an elektrischer Leistung konstant erzeugen, dass ich die Batterie eines Elektroautos damit laden kann. Dies ist aber nicht gewährleistet und diese Anlagengröße würde dafür nicht ausreichen.

Generell kann natürlich ein Elektrofahrzeug aber durch die eigene Stromproduktion aufgeladen werden. Alleine die Sonnenenergie reicht aber hierfür bei der Anlagengröße nicht aus. Entweder müssen hier weitere Quellen hinzugezogen werden, oder aber ein Teil des benötigen Stromes eingekauft werden. Hier würde es sich anbieten, dies ausschließlich über einen echten Ökostromanbieter zu lösen.

Thema: Hindernisse auf dem Elektroauto-Markt

energieheld: Die Anzahl an Elektroautos ist in Deutschland immer noch sehr gering. Im Jahre 2013 lag der Anteil an Elektroautos bei 0,2% der Neuzulassungen. Was sind Ihrer Meinung nach die größten Hindernisse im Elektroauto-Markt?

Daniel Bönnighausen: Die Reichweite lasse ich als Argument nicht mehr durchgehen. Ein Elektroauto ist ein Nischenprodukt und genau dort ist eine Reichweite zwischen 120 km und 170 km mehr als ausreichend. Eines der großen Hindernisse ist für mich die Ladeinfrastruktur in Bezug auf Lademöglichkeiten, fehlende Standards und die unterschiedlichen Abrechnungsmethoden. Wenn ich alleine in Hessen mit 5-6 unterschiedlichen Abrechnungsmethoden zu arbeiten habe, bekomme ich mit Mitte 20 graue Haare. Hinzu kommt die Ungewissheit über die Verfügbarkeit der Säule, ob diese überhaupt noch in Betrieb ist und ob mein Fahrzeug mit dem dortigen System harmoniert. Kann ich die dortige Ladesäule nutzen? Wie lang muss nach diesem System mein Fahrzeug laden und habe ich alle Adapter dabei? Solche Fragen dürfen bei der Fahrt mit einem Elektrofahrzeug gar nicht erst aufkommen.

Etwas abschwächen möchte ich dieses Argument aber damit, dass ein Elektrofahrzeug für den Stadtverkehr oder Berufspendler gedacht ist und diese sich nur in der Anfangsphase wirklich schwer bei der Beantwortung dieser Fragen über das jeweilige Ladesystem tun. Ganz anders sieht es mit freien Parkplätzen und Abrechnungsmethoden aus.

Dem Argument über die zu hohen Preise bei der Anschaffung kann ich zumindest teilweise unterstützen. Wenn die Bundesregierung ein Ziel von einer Anzahl X zum Zeitpunkt Y vorgibt, dann erwarte ich eine passende Unterstützung und zwar in Form einer einheitlichen Förderung. Für meine Begriffe sollte diese über eine Befreiung von der Kfz-Steuer hinausgehen. So wäre doch eine Förderung durchaus sinnvoll, bei der auf den Neufahrzeugpreis bis zu 20 Prozent, maximal aber eine Summe X, abgezogen werden kann.

Bei vielen lokalen Energieversorgern gibt es dies bereits, auch wenn es sich dabei häufig nur um rund 1.000 Euro handelt, die bei einer Anschaffung gefördert wird.

Thema: Zukunft der Elektroautos

energieheld: Wie wird sich der Markt für Elektroautos in Deutschland weiter entwickeln? Ist eine Etablierung auf deutschen Straßen zeitlich absehbar? Und worin mag das Durchsetzen diese Art der „Energiewende“ begründet liegen?

Daniel BönnighausenWas heißt Etablierung? Sie hat schon längst stattgefunden. Unter Elektroautos würde ich in diesem Zusammenhang auch die Hybridfahrzeuge nennen und davon gibt es mehr als sich manche vorstellen können. Hier wäre nur einmal der Toyota Prius genannt. Elektroautos sind Nischenfahrzeuge und haben besondere Einsatzzwecke, so wie auch Nutzfahrzeuge in ihrer Kategorie einen ganz eigenen Einsatzzweck besitzen und nicht mehr. Das Thema Reichweite ist so nervig geworden. Elektrofahrzeuge haben für ihre Einsatzgebiete eine mehr als ausreichende Reichweite und das schon heute.

Natürlich wird sich dennoch die Reichweite erhöhen und die Anzahl der Fahrzeuge in den kommenden drei Jahren exorbitant im Vergleich zu den vergangenen drei Jahren zunehmen. Dazu trägt nicht zuletzt auch der Standard für Ladestecker und Anschlüsse bei, sondern auch mit Sicherheit deutliche Änderungen in der Straßenverkehrsordnung (bspw. Parkplatzsituationen) und in Abrechnungsmodellen.

Elektroautos in der jetzigen Form bilden die Grundlage zur Entwicklung anderer Antriebsmethoden oder darauf basierenden Antriebsmethoden und Speichermöglichkeiten. Dank der Elektromobilität und Vernetzung hat sich die Speichertechnologie für den Haushalt deutlich weiterentwickelt. Nicht zuletzt wird das Elektroauto selbst als Pufferspeicher weiter zunehmen.

energieheld: Vielen Dank für Ihre Antworten Herr Bönnighausen.

energieheld fragt experten antworten

Liebe LeserInnen,

für den Energieblogger Daniel Bönnighausen ist das Elektroauto ein Leib und Magen Thema. Besonders liegt ihm dabei am Herzen, das Argument fehlende Reichweite der Elektorautos zu entkräften. Denn diese sind ideale Zweitwagen für die Städte-Fahrer. Für die Fahrt in der Stadt genügend eine Reichweite von 170 km, ohne Probleme.  

Und, wir verwandeln uns wenn wir mit einem Elektroauto unterwegs sind. Der Elektroautofahrer, so Daniel Bönninghausens eigene Beobachtung, wird im Stadtverkehr langsamer, ruhiger und ist damit weniger gestresst.  Vielleicht wirklich das ideale Gefährt um zu entspannen und lautl0s über den Asphalt einer hektischen Großstadt zu zischen?!

UPDATE: Noch mehr Informationen zu Elektroautos finden Sie in unserem Lexikon.


Quellen:
Titelbild: © Daniel Bönninghausen

Stephan Thies

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  1. Pingback: Bei Energieheld im Interview zum Thema Elektromobilität - Saving Volt

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