Bifaziale Module: Alles über beidseitig photoaktive Solarzellen
Von Nikita Kühne
Bifaziale Solarmodule stellen eine spannende Innovation in der Photovoltaik dar. Sie versprechen nicht nur höhere Stromerträge, sondern auch eine effizientere Nutzung der Flächen. Aber was unterscheidet sie von den klassischen monofazialen Modulen?
Dieser Artikel gibt Ihnen einen Überblick über Funktionsweise, Einsatzmöglichkeiten und Vorteile bifazialer Module und zeigt auf, wann sich diese Technologie lohnt. Zudem informieren wir Sie über ungefähre Richtwerte zu den Kosten von bifazialen Modulen.
Was sind bifaziale Module und wie funktionieren sie?
Bifaziale Module sind Solarmodule, die sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite Strom erzeugen können. Der lateinische Begriff "bifazial" bedeutet "zweigesichtig". Es handelt sich dabei also um Solarzellen, die im Gegensatz zu den klassischen monofaziellen Zellen nicht nur das direkt von oben einfallende Sonnenlicht, sondern auch das vom Boden reflektierte Licht, das auf die Rückseite trifft, in Solarstrom umwandeln können. So erzeugen sie bei gleicher Fläche eine größere Menge an Strom.
Um dies zu ermöglichen, sind die Zellrückseiten mit speziellen Kontakten versehen, die das Eindringen von Photonen ermöglichen. Die Module bestehen meist aus zwei transparenten Schichten aus gehärtetem Solarglas, die beidseitig lichtdurchlässig sind. Bifaziale PV-Module wurden erst in den letzten Jahren marktfähig und revolutionieren seitdem langsam aber sicher die Solarbranche.

Wie viel Strom erzeugen bifaziale Solarmodule zusätzlich?
Der mögliche zusätzliche Stromertrag von bifazialen Modulen hängt von verschiedenen Faktoren ab. Entscheidend ist etwa der Wirkungsgrad der Rückseite, der bei modernen Modulen bis zu 95 Prozent der Vorderseite erreichen kann. Dieser mögliche Zusatzertrag wird mit dem sogenannten Bifazialfaktor, auch "Bifacial Gain", angegeben, der je nach Zelltyp zwischen 70 Prozent und 95 Prozent liegt. Hierfür existiert jedoch noch keine genormte Definition oder Methode zur Messung, sodass eine Gegenüberstellung unterschiedlicher PV-Module oft eine Herausforderung darstellt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Rückstrahlvermögen des Untergrunds, die sogenannte Albedo. Helle Flächen wie Sand oder weiße Folien reflektieren mehr Licht, während dunkle Materialien wie Asphalt weniger effektiv sind. Sie brauchen sich also nur merken: umso heller der Untergrund, desto höher die Albedo und der Ertrag.
Mit optimalen Bedingungen können bifaziale PV-Module bis zu 30 Prozent mehr Strom erzeugen als herkömmliche monofaziale Module. Die genaue Höhe des Mehrertrags hängt dabei von den bereits genannten Faktoren, aber auch von der korrekten Installation der Module.
Hier sind einige Oberflächen mit ihrem zugehörigen Albedo-Wert:
Untergrund | Albedo-Wert |
---|---|
Schnee | 0,8 - 0,9 |
Wolken | 0,6 - 0,9 |
Beton | 0,18 - 0,23 |
Gras | 0,1 - 0,4 |
Asphalt | 0,05 - 0,25 |
Wasseroberfläche | 0,05 - 0,22 |
Wann sind bifaziale Module sinnvoll?
Bifaziale Solarmodule eignen sich besonders gut für Installationen, bei denen ausreichend Licht die Modulrückseite erreicht oder bei denen die Möglichkeit besteht, das Rückstrahlvermögen des Untergrunds zu erhöhen. Beispiele für geeignete Einsatzbereiche sind:
- Flachdächer: Hier werden die Module oft in einem Winkel installiert, der den Einfall von reflektiertem Licht optimiert. Eine helle Folie unter den Modulen steigert die Albedo und damit den Ertrag.
- Freiflächenanlagen: Diese bieten große, offene Flächen und oft ideale Bedingungen für die Nutzung von reflektiertem Licht.
- Solarzäune: Besonders bei Ost-West-Ausrichtung können bifaziale Module das Licht der tief stehenden Sonne morgens und abends effektiv nutzen.
- Carports oder Terrassenüberdachungen: Ohne Dachunterkonstruktion können die Module das Licht von beiden Seiten vollständig aufnehmen.
Auf Schrägdächern mit einer Ziegeleindeckung lohnen sich bifaziale Module hingegen eher nicht, da sich hier die Modulrückseite zu nah am Untergrund befände und kaum direktes oder reflektiertes Licht aufnehmen könnte.
Ob sich der Einsatz bifazialer Module in Ihrem Fall lohnt, sollte jedoch ein Fachmann für Solartechnik individuell beurteilen. Bei Interesse zögern Sie nicht, sich an die Experten von Energieheld zu wenden – wir vermitteln Ihnen dank unseres großen Handwerkernetzwerks schnell und unkompliziert Fachbetriebe in der Nähe.

Bifaziale Solarmodule werden oft mit der Halbzellentechnik kombiniert, um ihre Effizienz zu steigern. Dabei wird jede Solarzelle in zwei Hälften geteilt, was den Stromfluss verbessert und Leistungsverluste reduziert. Eine durchdachte Anschlusskonstruktion minimiert zudem Verschattungen auf der Rückseite, sodass bifaziale Module das Licht optimal nutzen können – sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite.
Kostenvergleich: Bifaziale vs. monofaziale Module
Bifaziale Solarmodule kosten zwar mehr als herkömmliche monofaziale Module, bieten jedoch auch einen höheren Ertrag und eine längere Lebensdauer. Die durchschnittlichen Kosten betragen:
Modultyp | Kosten pro kWp | Kosten pro Modul* |
---|---|---|
bifazial | ca. 200 bis 450 € | 88 bis 147 € |
monofazial | ca. 120 € | ca. 50 € |
* Bei unserer Kostenangabe wird mit einem 420 Wp Modul gerechnet
Vorteile und Nachteile von bifazialen PV-Modulen
Bifaziale Solarmodule bieten spannende Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung, bringen jedoch auch spezifische Herausforderungen mit sich. Um eine fundierte Entscheidung über ihren Einsatz zu treffen, lohnt sich ein Blick auf die wichtigsten Vor- und Nachteile. Die folgende Tabelle fasst diese übersichtlich für Sie zusammen.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Höherer Stromertrag: Zusätzliche Nutzung von reflektiertem Licht | Höhere Anschaffungskosten: Führen zu langsamerer Amortisation |
Robustheit: Gehärtetes Glas schützt beide Seiten | Komplexere Installation: Erfordert spezielle Montagesysteme |
Bessere Leistung bei diffusem Licht: Ideal für bewölkte Tage | Höherer Pflegeaufwand: Beide Seiten müssen sauber gehalten werden |
Geringere Temperaturverluste: Stabilere Leistung bei hohen Temperaturen |
Fazit: Wann lohnen sich bifaziale PV-Module?
Bifaziale Module sind besonders in Anwendungen mit hohem reflektiertem Licht effizient, wie z. B. auf Flachdächern oder in Freiflächenanlagen. Unter diesen Bedingungen können sie bis zu 30 Prozent mehr Strom erzeugen.
Auf Schrägdächern oder bei ungünstigen Untergründen hingegen ist der Nutzen begrenzt. Hier sind die Anschaffungskosten höher, was dazu führt, dass sich die PV-Anlage nur langsam amortisiert. Ob sich bifaziale Solarmodule für Sie lohnen, ist also immer davon abhängig, wo diese angebracht werden sollen.
Wenn Sie die Anschaffung von bifazialen Modulen in Erwägung ziehen, sollten Sie unbedingt die individuellen Gegebenheiten prüfen und sich von einem Fachbetrieb beraten lassen. Die Kombination aus höherem Stromertrag und Langlebigkeit kann die Investition in vielen Fällen rechtfertigen.
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Zum Autor: Nikita Kühne

Nikita Kühne ist studierter Wirtschaftsingenieur (M.Sc) und bei RENEWA/Energieheld Teamleiter der Fachplanung. Als Energieberater für Wohn- und Nichtwohngebäude bringt er sein Interesse an Digitalisierung und datengetriebenem Arbeiten in die Beratung ein. Mit seiner Expertise entwickelt er neue Ansätze, die Energieeffizienz und Lebensqualität steigern sollen, um eine nachhaltige Zukunft zu schaffen. Hier gelangen Sie zu Nikitas LinkedIn Profil.