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Das KfW-Effizienzhaus und Maßnahmen für die bauliche Umsetzung

Der Begriff KfW-Effizienzhaus steht für ganz bestimmte energetische Standards beim Bau eines Hauses. Grundlage für die Einstufung sind einerseits der jährliche Bedarf an primären Energien – Brennstoffe, wie Kohle oder Erdöl, sowie andere Energieträger, wie Sonne, Wind oder Kernkraft.

Andererseits spielt der Transmissionswärmeverlust, also der Energieverlust eines Gebäudes über die Gebäudehülle, eine wichtige Rolle.

Dazu hat die Bundesregierung das Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) – vormals Energieeinsparverordnung (EnEV) – erlassen. Darin ist genau geregelt, welche Höchstwerte für Neubauten gelten und welche weiteren Standards es gibt. Auf der Grundlage dieser Vorgaben hat die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Vorgaben für das KfW-Effizienzhaus entwickelt.

Die KfW Effizienzklassen

Darüber hinaus hat die KfW noch strengere Standards festgelegt, die sie mit entsprechenden Förderprogrammen unterstützt. Wichtig zu wissen: Die Zahlenwerte bei KfW 40, KfW 40 plus oder KfW 55 bezeichnen den jährlichen Primärenergiebedarf und geben an, in welchem Verhältnis der Energiebedarf eines Neubaus zu Referenz-Neubauten stehen muss. Grundsätzlich gilt: Je geringer der Zahlenwert desto höher die Energieeffizienz des Hauses. Halten Bauherren diese strengen Standards ein, können sie bei der KfW die den Maßnahmen entsprechende Förderung beantragen. Dabei gibt es nicht nur zinsgünstige Darlehen, sondern – je nach Förderprogramm – auch Tilgungszuschüsse von bis zu 37.500 Euro. Dieser Artikel informiert zusätzlich darüber.

Die Standards der Energieeinsparverordnung ändern sich von Zeit zu Zeit, deshalb ist es nötig, die Vorgaben aktuell zu prüfen, bevor es an die Planung und Umsetzung geht. Bis 2016 gab es für Neubauten noch den Standard KfW 70, dieser ist inzwischen weggefallen. Anträge auf Effizienzhäuser mit Standard KfW 55 sind für Neubauten auch nur noch bis zum 31.01.2022 möglich – danach wird die Förderung für diesen Standard eingestellt. Wer noch für diesen Standard  plant, sollte sich also mit der Antragstellung beeilen. 

Neu hinzugekommen ist dagegen der Standard KfW 40 plus sowie seit 2021die sogenannte EE-Klasse (nur KfW 40 und KfW 55) für einen  55 Prozentigen Anteil der Wärmebereitung mit erneuerbaren Energien und die NH-Klasse für besonders nachhaltige Neubauten mit entsprechendem Nachhaltigkeits-Zertifikat „Nachhaltiges Gebäude“.  Bei Erreichen dieser Klassen erhöht sich die Förderung im Neubau um max. 2,5 Prozent. Für die Klasse KfW 40 Plus gilt als Voraussetzung, dass man die Anforderungen der Klasse KfW 40 EE erfüllen muss.

Das KfW-System ist komplex und erfordert Fachwissen, um die Hausplanung den Vorgaben entsprechend zu realisieren. Wer ein solches Projekt in Angriff nimmt und eine Förderung dafür beantragen will, muss sich von einem Energie-Effizienz-Experten beraten lassen. Dieser kann ein Haus planen und eine passende Strategie entwickeln, um die verschiedenen Förderprogramme auszuschöpfen und sinnvoll miteinander zu kombinieren. Seine Mitwirkung ist verpflichtend und soll sicher stellen, dass das Gebäude den Vorgaben der KfW genügt. 

KfW Effizienzhaus 40

Holzpellets als regenerative Energieform
© Lernestorod / pixabay (CCO public domain)

Um den minimalen Energieverbrauch – 60 Prozent weniger als die Vorgaben der Energieeinsparverordnung – zu erreichen, ist umfassender Wärmeschutz notwendig. Dämmung von Dach, Bodenplatte und Gebäudehülle sind notwendige Maßnahmen. Darüber hinaus sind alle Öffnungen hermetisch abgedichtet, sodass die Gebäudehülle luftdicht ist.

Für die Energieversorgung kommen ausschließlich regenerative Energien infrage um die Vorgaben einzuhalten. Daher kommt meist eine Kombination aus mehreren Energiequellen zum Einsatz. Das können Solaranlagen, Holzpellets, Wärmepumpen oder Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sein. In Kombination mit speziellen Fenstersystemen lassen sich mit diesen modernen Heizungs- und Lüftungsanlagen diese hohen Standards erreichen. Folgende bauliche Maßnahmen sind dazu notwendig:

  • sehr gute Wärmedämmung bestimmter Gebäudeteile: Kellerdecke, Dach und Außenwände.
  • Zwei- oder Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung, die zusätzlich wärmedämmende Fensterrahmen aufweisen.
  • wärmetechnische Schwachstellen in der Konstruktion reduzieren (z. B. Fensteranschlüsse, Außenecken, Balkonplatten).
  • Gebäudehülle luftdicht gestalten.
  • Warmwasserversorgung und Heizung auf Basis von / in Kombination mit erneuerbaren Energien / thermischer Solaranlage.

Die Kriterien für eine Förderung sind wie folgt:

Energiebedarf Maximalwert
Heizwärmebedarf 25 kWh je Quadratmeter (angenommener Wert, Berechnung erfolgt individuell nach GEG)
Primärenergiebedarf 40% vom KfW Effizienzhaus 100
Transmissionswärmeverlust 55 % vom in der EnEV definierten Standard

Außerdem darf keine Heizung auf Basis des Brennstoffs Öl installiert werden. Das gilt auch für die Kombination mit einer Solarthermie-Anlage.

KfW Effizienzhaus 40 Plus

Die Vorgaben für das KfW Effizienzhaus 40 EE-Klasse gelten auch beim KfW Effizienzhaus 40 Plus. Darüber hinaus sind folgende Kriterien zu erfüllen.

  • Das Haus benötigt eine gebäudenah installierte Anlage zur Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien.
  • Das Haus braucht einen stationären Stromspeicher (Batteriesystem).
  • Stromverbrauch und Stromversorgung sind über ein Benutzerinterface zu visualisieren.
  • Die Lüftungsanlage muss mit Wärmerückgewinnung ausgestattet sein.
  • Es darf keine Heizung auf Basis des Brennstoffs Öl installiert werden (auch keine Kombination mit Solarthermie).

Mit entsprechenden Vorgaben reglementiert die KfW Einbau und Betrieb der verschiedenen Systeme. So muss die Stromerzeugung auf dem eigenen Grundstück erfolgen, der Strom ist überwiegend im Gebäude zu nutzen. Dazu ist eine Vorrangschaltung zu installieren. Außerdem muss es eine physikalische Verbindung zwischen Energieerzeuger, Energiespeicher und Verbraucher geben. Hinzu kommen noch weitere Vorgaben den Wärmebereitstellungsgrad (mindestens 80 %), die Luftdichtheit und die Außenluftvolumenströme betreffend.

KfW Effizienzhaus 55

Achtung: Die Förderung für das Effizienzhaus KfW 55 im Neubau steht ab 01.02.2022 nicht mehr zur Verfügung. Anträge auf Förderung für einen Neubau mit Effizienzhaus-Standard KfW 55 müssen dementsprechend spätestens bis zum  31.01.2022 gestellt werden.

Hinsichtlich der baulichen Anforderungen muss das KfW Effizienzhaus die Vorgaben für das Referenzhaus nach GEG um mindestens 45 Prozent unterschreiten. Außerdem darf keine Heizung auf Basis des Brennstoffs Öl installiert werden (auch keine Kombination mit Solarthermie). Das lässt sich durch verschiedene Maßnahmen erreichen.

  • luftdichte Bauweise mit zentraler Lüftungsanlage und einer Anlage für Wärmerückgewinnung.
  • moderne Heizungsanlage mit regenerativen Energiequellen.
  • gute Wärmedämmung der Außenwände, von Dach und Fenstern.
  • entsprechende Ausrichtung des Hauses (Sonneneinstrahlung).
  • Gebäudenahe Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien.
  • Heizungsunterstützung und Trinkwassererwärmung mit Solarenergie.

Diese Maßnahmen sind allerdings nicht als abschließend zu sehen. Sie bilden jedoch einen wesentlichen Teil eines Gesamtkonzeptes, das zu mehr Energieeffizienz beitragen soll.

Bauliche Umsetzung für die Einhaltung der KfW Effizienzstandards

Wärmedämmung und Heizungen die auf Basis erneuerbarer Energien arbeiten sind die wesentlichen Bestandteile, um die KfW Standards zu erreichen. Dabei sind die jeweiligen technischen Mindestanforderungen der Förderrichtlinie des Bundesministeriums für Wirtschaft (BMWi) zu beachten und einzuhalten.

Alternative Heizsysteme

Wärmepumpen, Solarthermie und moderne Pelletheizungen sorgen dafür, dass die Warmwassererzeugung sehr kostengünstig ist. Normalerweise verbraucht ein Haushalt den größten Teil der Energie für Heizung und Warmwasser. Gas- und Ölheizungen arbeiten heute zwar sehr effizient, geraten aber immer mehr unter Druck: Steigende Einkaufspreise und die Einführung der CO-2-Steuer treiben den Preis für fossile Energieträger mehr und mehr in die Höhe und machen entsprechende Heizungskonzepte zunehmend unrentabel. Da anzunehmen ist, dass die Energiepreise auch zukünftig weiter steigen, ist es sinnvoll, sich von fossilen Brennstoffen unabhängig zu machen. Als alternative Energiequelle kann die Sonne dienen.

Sind die Fenster nach Süden ausgerichtet, senkt die Sonneneinstrahlung im Winter die Heizkosten erheblich. Eine Wärmepumpe nutzt die vorhandene Umgebungswärme aus Erde, Luft und Wasser und wandelt sie in einem technischen Prozess in Heizenergie um. Eine eigene Photovoltaikanlage ist dazu eine sinnvolle Ergänzung, um die Heizkosten zu senken.  Zudem kann die PV-Anlage auch Strom zum Laden eines Elektroautos liefern. Alternativ dazu ist aber auch eine Solarthermie-Anlage eine sinnvolle Investition. Auch sie senkt die Kosten für Heizungsbetrieb und die Brauchwassererwärmung. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie erläutert ausführlich die Möglichkeiten, um energieeffizient zu bauen und zu sanieren.

Wärmedämmung

Wärmedämmung auf dem neusten Stand der Technik stoppt Wärmeverluste. Dazu zählen

  • Dämmmaterialen aus Polystyrol
  • Holzfaserdämmstoffe
  • Kork-, Hanf- oder Schafwolle-Platten
  • Steinwolle
  • Glaswolle
  • Hartschaumplatten aus Polyurethan
  • Zellulose
  • vulkanisches Gestein

Bei der Wärmedämmung sollten Bauherren allerdings nicht nur an die Außenhülle des Hauses denken, sondern auch die Leitungen für Heizung und Warmwasser entsprechend ausrüsten. Eine gute Dämmung hält ein Haus im Winter warm und im Sommer kühl.

Moderne Technologien

Im Bereich Energieeffizienz steckt noch viel Forschungspotenzial. Jüngste Innovationen, die teilweise noch nicht ganz produktionsreif, aber sehr vielversprechend sind:

  • stromproduzierende Fassadenelemente
  • wärmeproduzierende Bauteile
  • kühlende Wachskügelchen als Klimapuffer
  • Spezial-Fensterglas, das wärmedämmend wirkt, gleichzeitig kühlt und vor Überhitzung schützt
  • Vakuumwärmedämmung

Fazit

Wer heute baut, sollte an die Zukunft denken und sich nicht mit den Standards der aktuell gültigen Energieeinsparverordnung zufrieden geben. Denn sobald das Haus fertig gestellt ist, können diese Standards schon längst überholt sein. Außerdem lohnen sich die Mehrkosten für eine höhere Energieeffizienz gleich zweimal. Zum einen gibt es passende Förderprogramme. Zum anderen ist eine hohe Energieeffizienz angesichts ständig steigender Energiepreise die Spardose von morgen.

Bildverzeichnis:
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Pixabay @ Lernestorod (CCO public domain)

Stephan Thies

"Für eine erfolgreiche Energie- und Wärmewende ist eine realistische und unabhängige Informationsbereitstellung wichtig. Bei Energieheld ist dies unser tägliches Bestreben."

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