Passivhaus Massiv Holzbauweise

Passivhaus: Massivbauweise oder Holzbauweise?

Aufgrund der steigenden Energiepreise entscheiden sich immer mehr Häuslebauer bei der Planung für das eigene Zuhause für eine energieeffiziente Bauweise.

Passivhäuser gelten aufgrund ihrer guten Wärmedämmung als besonders energiesparend. Hinsichtlich der Bauweise ist zu unterscheiden zwischen einem massiv gebauten Passivhaus und der Holzbauweise mit ihren jeweils spezifischen Vor- und Nachteilen.

Bei einem Passivhaus handelt es sich um ein Baukonzept, das zur Kategorie der Niedrigenergiehäuser zählt. Aufgrund der spezifischen Planung und Bauweise benötigt dieser Gebäudetypus keine konventionelle Gebäudeheizung. Es versorgt sich komplett selbst mit Energie, die Bewohner eines Passivhauses können sich somit von steigenden Energiepreisen abkoppeln und bei der benötigten Raumtemperatur fast unabhängig machen. Bei Passivhäusern wird der größte Teil des Energiebedarfs zum Heizen über den solaren Lichteintrag durch Fenster sowie die Abwärme gedeckt, die von der Körperwärme der Bewohner sowie den betriebenen elektrischen Geräten im Haushalt erzeugt wird. Die darüber hinaus benötigte Heizenergie kann über verschiedene Quellen bezogen werden:

Passivhaus – Selbstversorgend und unabhängig von der Entwicklung der Energiepreise

Wärmedämmung eines Daches Thermal insulation of a roof

Wärmedämmung eines Daches:
Beim Bau eines Passivhauses spielt ausreichende Wärmedämmung eine zentrale Rolle.
© Alterfalter / fotolia.com


Der zusätzliche Bezug von Heizenergie soll lediglich an kalten Tagen erforderlich werden. Für die restliche Zeit des Jahres sollen Passivhäuser so effizient gedämmt sein, dass allein die Körperwärme der im Haus lebenden Menschen ausreicht, um ein behagliches Raumklima zu erzeugen. Definierendes Merkmal eines Passivhauses ist der Verbraucherzentrale Niedersachsen zufolge die Begrenzung des Heizenergiebedarfs auch höchstens 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter pro Jahr, dies entspricht etwa dem Energiegehalt von 1,5 Liter Heizöl. Dies kann nur mit einer besonderen Konzeption und Bauweise gelingen, bei der die folgenden Aspekte eine zentrale Rolle spielen:

  • Effiziente Verglasung für einen ausreichenden Wärmeschutz
  • Effiziente Lüftungssysteme für eine funktionierende Zu- und Abluft

Passivhäuser in Massivbauweise

pixabay.com © Ben-Kerckx (CC0 1.0)

Die Massivbauweise zeichnet sich durch hohe Stabilität und Belastbarkeit aus.
pixabay.com © Ben-Kerckx (CC0 1.0)

Der wesentliche Unterschied zwischen Massiv- und Leichtbau (z.B. Holzbau) liegt im Aufbau der Schichten. Bei einem Passivhaus sind gut gedämmte Wände entscheidend. Hierbei geht es fachlich gesprochen um die Reduzierung der sogenannten Transmissionswärmeverluste. Hierunter sind die Wärmeverluste zu verstehen, die beim Heizen eines Gebäudes aus der Energieabgabe an die Umgebung resultieren. Dies bedingt den Einsatz von Baustoffen mit hohen Dämmstoffstärken, wobei diese in Abhängigkeit zur Wärmeleitfähigkeit des gewählten Dämmstoffs stehen. Um eine hohe Dämmung der Wände gewährleisten zu können, spielen die verwendeten Wandbaustoffe eine wesentliche Rolle. Häufig eingesetzte Dämmstoffe bestehen aus Polystyrol, Glas- oder Steinwolle.

Wände fungieren als Wärmespeicher

Ein Massivhaus wird aus stabilen Materialien wie Beton oder Stein gebaut. Die Außenwand eines Passivhauses wird bei einer Massivbauweise in vielen Fällen aus Mauerziegeln errichtet, dieser Wandbaustoff ist aufgrund seiner massiven Beschaffenheit wärmedämmend und energieeffizient. Der Einsatz nachhaltiger Baumaterialien (z.B. zertifizierte Passivhaus-Ziegel) ist nicht nur energieeffizient, sondern leistet darüber hinaus einen Beitrag für die Verbesserung der Wohngesundheit. Mineralische Mauerziegel erzielen einen hohen Wirkungsgrad bei der Wärmedämmung.

Mit der richtigen Außendämmung kann zudem die Bausubstanz langfristig geschützt werden. Eine weitere Möglichkeit besteht im Einsatz von einer sogenannten transparenten Wärmedämmung. Hierbei handelt es sich um eine Heiztechnik, bei der die Energie aus der Sonneneinstrahlung ohne Einsatz von Solarkollektoren direkt ins Innere eines Wohnhauses übertragen wird. Hierzu wird eine Fläche der Hauswand mit lichtdurchlässigen Materialien gedämmt. Dies hat den Effekt, dass die Energie aus den einfallenden Sonnenstrahlen von einer dunkel beschichteten Fläche, die auf der Außenwand angebracht ist, absorbiert wird. Dabei erwärmt sich diese sogenannte Absorberschicht und führt die Wärme an die Wohnräume ab.

Erhalt der luftdichten Gebäudehülle

Zu den essentiellen Eigenschaften eines Passivhauses zählt die Luftdichte. Dies bedeutet, dass die Gebäudehülle keine Risse oder Stellen aufweisen darf, an der Luft unkontrolliert nach außen strömt. Der Fachausdruck hierfür lautet: Reduzierung der Infiltrationswärmeverluste. Darüber hinaus darf auch keine Außenluft ins Innere gelangen, dies kann die Belüftungstechnik beeinträchtigen.

Aufgrund der massiven Bauform ist es vergleichsweise einfach, eine luftdichte Gebäudehülle zu schaffen. Dies sorgt dafür, dass die erzeugte Wärme im Innern des Hauses bleibt. Eine intelligente und effiziente Lüftungsanlage reduziert den Wärmeverlust zusätzlich, sorgt gleichzeitig für eine ausreichende Belüftung und trägt somit zu einem behaglichen Wohngefühl bei.

Stabilität und Belastbarkeit

Ein Massivhaus zeichnet sich durch eine kompakte Bauweise auf. Neben der wichtigen Funktion als Wärmespeicher gewährleisten typische Baumaterialien wie Ziegel, Kalksandstein oder Beton eine größere Stabilität und Belastbarkeit als dies beispielsweise bei einem Holzbau der Fall ist. Massivhäuser unterscheiden sich laut diesem Ratgeberbeitrag von Fertighäusern einerseits durch einen höheren Preis aufgrund höherer Baukosten, andererseits weisen sie aufgrund der langen Lebensdauer der verwendeten Baumaterialien eine höhere Wertbeständigkeit und demnach auch einen deutlich höheren Wiederkaufswert auf.

Besserer Schall- und Brandschutz als beim Holzbau

Je schwerer ein Baustoff ist, desto besser fallen seine Schallschutzeigenschaften aus. Unter den verschiedenen Baustoffen bei der Massivbauweise ermöglicht Kalksandstein den effektivsten Schallschutz.

Nachteile eines Passivhauses in Massivbauweise

Den aufgezeigten Vorteilen stehen bei der Errichtung eines Passivhauses in Massivbauweise auch einige Nachteile gegenüber. Hier sind zum einen der höhere Arbeits- und Zeitaufwand anzuführen. Zum anderen muss während der Bauarbeiten ein hoher Primärenergiebedarf gedeckt werden.


Passivhäuser in Holzbauweise

Abbildung 4 Passivhaus-Holzbauweise

Holz erzeugt als natürlicher Baustoff ein gesundes Raumklima.
pixabay.com © valuz (CC0 1.0)

Die Holzbauweise zählt zur Kategorie der Leichtbaukonstruktionen. Den Großteil der heutzutage errichteten Holzhäuser machen Holzrahmen- oder Holztafelhäuser aus. Bei dieser Fertigbauweise besteht die tragende Konstruktion zur Aufrechterhaltung der Stabilität aus Holz. Im Anschluss an die Errichtung des Grundgerüsts wird dieses mit Platten aus Gipskarton oder Holzwerkstoffen verkleidet, die Zwischenräume werden mit Dämmstoffen gefüllt. Somit hängen die tragende Konstruktion und die dämmende Ebene in einer Schicht, diese beiden Funktionen werden somit zusammengeführt.

Holz – Natürliches Baumaterial und nachwachsender Rohstoff

Des Weiteren ist anzuführen, dass Holz im Vergleich zu massiven Baustoffen ein deutlich geringeres Gewicht aufweist und dadurch geringere Ansprüche an die Tragfähigkeit des Bodens und an die Belastbarkeit des Fundaments stellt.Holz ist ein natürlicher Baustoff und darüber hinaus ein nachwachsender Rohstoff. Während der Bauphase wird weniger Energie als bei der Massivbauweise verbraucht, demnach weist ein Passivhaus in Holzbauweise eine bessere Öko-Bilanz auf. Darüber hinaus lässt sich in einem Holzhaus durch die natürlichen Baumaterialien ein gesundes Raumklima erzeugen. Naturbaustoffe wie Holz sind atmungsaktiv und stoßen in der Regel keine Schadstoffe aus, somit ist ein Holzbau auch für Allergiker gut geeignet.

Effektive Dämmung von Wärmebrücken

Für die Herstellung der luftdichten Gebäudehülle ist die Reduktion von Wärmebrücken besonders wichtig. Bei Wärmebrücken handelt es sich um die Bereiche, die mehr Heizwärme nach außen abgeben als angrenzende Bereiche und Bauteile. Ein Balkon und Fugen (schmale Zwischenräume, die zwischen verschiedenen Bauteilen liegen) sind Beispiele für klassische Wärmebrücken. Wenn die dämmende Hülle der Außenwand von den Verlängerungen der Balkonplatte durchbrochen wird, fördert dies die Entstehung von Wärmebrücken. Aus diesem Grund sollten Balkone stets nachträglich von außen an der Gebäudewand angebracht werden.

Die Stellen, an denen Wärmebrücken auftreten, weisen bei niedrigen Temperaturen eine deutlich kühlere Oberfläche als die angrenzenden Wandflächen und Bauteile auf. Wenn Flüssigkeit an den betroffenen Stellen kondensiert, sammelt sich dort Staub an. Dies begünstigt in Verbindung mit einer hohen Luftfeuchtigkeit die Bildung von Schimmel. Um Wärmebrücken zu vermeiden, sollten unter anderem folgende Bereiche sowie Bauteile bei der Dämmung besonders berücksichtigt werden:

  • Balkon- oder Terrassenplatten sowie Vordächer
  • Fugen
  • Fensterrahmen
  • Rollladenkästen
  • Ecken innerhalb des Hauses
  • Mauersohlen
  • Heizkörperbefestigungen

Bei einem Passivhaus in Holzbauweise entstehen vor allem bei der Holzrahmenbauweise kaum Wärmebrücken. Durch das Anbringen einer zusätzlichen Dämmschicht an der Außen- oder Innenwand lässt sich die Energieeffizienz zusätzlich erhöhen, hierdurch lassen sich mehr Heizkosten einsparen als bei Massivhäusern mit vergleichbarer Wandstärke.

Kurze Bauzeit

Beim Bau eines Holzhauses fällt die Bauzeit aufgrund der vorgefertigten Bauteile kürzer aus als bei Massivhäusern. Zudem entfällt die Trockenphase, die im Falle eines gemauerten Haus einzuhalten ist.

Nachteile eines Passivhauses in Holzbauweise

Bei Holzhäusern besteht vor allem das Risiko der Verformung durch Schrumpfen oder Dehnen der Bausubstanz. Dies lässt sich vor allem bei wechselnden Temperaturen praktisch nicht verhindern und kann zu Luftundichtigkeiten in der Gebäudehülle führen. Ursachen hierfür sind beispielsweise das Schwinden des Holzes, nicht passgenaue Konstruktionen oder die Entstehung von Setzungsrissen bei Fugen aufgrund einer zu großen Belastung.

Hohe Temperaturunterschiede zwischen den Räumen

Im Holzbau treten typischerweise starke Temperaturdifferenzen zwischen den verschiedenen Räumen auf. Dies führt dazu, dass ein Holzhaus heizungstechnisch schwieriger zu regulieren ist als ein Massivbau.

Relativ empfindliches Baumaterial

Holz ist als Baumaterial recht witterungsempfindlich, deshalb sollte die Lasur, der Lack oder der aufgetragene Wachs durch regelmäßiges Streichen geschützt werden. Außerdem ist ein Holzhaus anfälliger gegen Feuchtigkeit und Schädlingsbefall als ein Massivbau. Bei der Errichtung eines Holzhauses sind Ablaufrinnen und Dachüberstände anzubringen, um Regenwasser von den Außenwänden fernzuhalten.

Geringerer Schallschutz

Ein weiterer Nachteil der Holzbauweise ist, dass Holz als Baustoff einen geringeren Schallschutz als Stein und Ziegel bietet. Mithilfe einer zusätzlichen Geräuschdämmung kann der Geräuschpegel von außen jedoch reduziert werden.


Fazit – Passivhaus: Massivbauweise oder Holzbauweise? Keine eindeutige Empfehlung möglich

Grundsätzlich besitzt jede Bauweise ihre spezifischen Vor- und Nachteile. Dies ist auch bei einem Passivhaus der Fall, aus diesem Grund kann keine eindeutige Empfehlung hier ausgesprochen werden. Wenn die aufgeführten spezifischen Risiken und Schwachstellen berücksichtigt und weitestgehend vermieden werden, lassen sich die Anforderungen an die Gebäudehülle bei Passivhäusern in Massiv- und in Holzbauweise zu vertretbaren Kosten realisieren.

Grafik 1 - Passivhaus-vor-und-nachteile-massiv-und-holzbauweise

Bildverzeichnis:
Titelbild, bearbeitet, © pixabay.com / e-gabi (CC0 1.0)

Stephan Thies

"Für eine erfolgreiche Energie- und Wärmewende ist eine realistische und unabhängige Informationsbereitstellung wichtig. Bei Energieheld ist dies unser tägliches Bestreben."

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert