PV-Anlage Mit Windrädern Im Hintergrund

Erneuerbare Energien ab 2025 wichtigste Stromquelle

Weltweit gesehen ist Kohle derzeit noch der wichtigste Energieträger zur Stromproduktion. Das könnte sich aber bald ändern – genauer gesagt bereits 2025. Das sagt zumindest die Internationale Energieagentur voraus. Laut deren Bericht stieg der weltweite jährliche Zuwachs an Erneuerbaren Energien im Jahr 2023 um fast 50 Prozent – die schnellste Wachstumsrate der letzten zwei Jahrzehnte. Das ist nicht zuletzt China zu verdanken.

Der weltweite Strommix aktuell

Der weltweite jährliche Ausbau an Erneuerbaren Energien stieg 2023 um fast 50 Prozent – die schnellste Wachstumsrate der letzten zwei Jahrzehnte. Das geht aus deren Bericht „Renewables 2023 – Analysis and forecast to 2028“ der Internationalen Energieagentur (IEA) hervor.

Momentan ist Kohle mit einem Anteil von 37 Prozent des weltweiten Strommixes noch führend. Erneuerbare Energien stellen immerhin einen Anteil von 30 Prozent dar. Mit einer solchen Entwicklung dürften nach Einschätzung der IEA Erneuerbare Energien die Kohle als weltweit wichtigsten Energieträger zur Produktion von Strom schon ab 2025 ablösen.

Der globale Strommix transformiert sich

Aus dem Bericht der IEA zeichnet sich ab: Die Zukunft der Erneuerbaren Energien steht kurz bevor. In den kommenden fünf Jahren sagt der Bericht viele Meilensteine im Bereich der Erneuerbaren Energien voraus:

  • Im Jahr 2025 werden Erneuerbaren Energien Kohle überholen und größte Stromerzeugungsquelle werden
  • Im Jahr 2025 wird Windenergie die Stromerzeugung aus Kernenergie übertreffen
  • Denoch wird 2025 auch die Kernenergie ein Allzeithoch erreichen. Grund: die steigende AKW-Leistung in Frankreich, die Reaktivierung japanischer Atomkraftwerke und die Inbetriebnahme neuer Reaktoren etwa in China, Indien und Korea
  • Im Jahr 2026 wird Photovoltaik die Stromerzeugung aus Kernenergie übertreffen
  • Im Jahr 2028 werden Erneuerbare Energiequellen über 42 Prozent der weltweiten Stromerzeugung ausmachen

Die IEA erwartet, dass die globale Kapazität an Erneuerbaren Energien von 2023 bis 2028 um nahezu 3.700 GW auf 7.300 GW steigen wird. Damit würde das Ziel, das auf der Weltklimakonferenz in Dubai im Dezember 2023 gesetzt wurde – trotz zahlreicher positiver Prognosen – verfehlt werden.

Warum die Ziele der Weltklimakonferenz verfehlt werden

Auf der UN-Klimakonferenz 2030 wurde beschlossen, bis 2030 die Kapazität der Erneuerbaren Energien zu verdreifachen. Laut Prognosen ist die aktuelle Entwicklung demnach nicht ausreichend.

Vier Gründe sieht die IEA für den zu langsamen Anstieg:

  • Politische Unsicherheiten und langsame politische Reaktionen auf die Änderungen der wirtschaftlichen Bedingungen
  • Unzureichende Investitionen in die Netzinfrastruktur verhindern einen schnelleren Ausbau der Erneuerbaren Energien
  • Komplizierte Verwaltungsprozesse, langwierige Genehmigungsverfahren und mangelnde gesellschaftliche Akzeptanz
  • Unzureichende Finanzierung in Schwellen- und Entwicklungsländern

Das Ziel einer Verdreifachung der weltweiten Kapazität an Erneuerbaren Energien bis 2030 doch noch zu erreichen, hängt laut IEA nun von der Politik ab.

Chinas Rolle im Anstieg Erneuerbarer Energien

Angetrieben wurde der sprunghafte Anstieg der Erneuerbaren Energien laut IEA vor allem durch den chinesischen PV-Markt.

Im Jahr 2023 nahm China so viel Photovoltaik in Betrieb, wie die gesamte Welt im Jahr 2022 und steigerte den Ausbau von Solar um 116 Prozent. Auch der Ausbau von Windkraftanlagen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 66 Prozent.

Auch für die Zukunft spielt China eine wichtige Rolle: Für fast 60 Prozent der Erneuerbaren Kapazitäten, die bis 2028 in Betrieb gehen sollen, soll China einmal verantwortlich sein. Chinas nationales Ziel für die Installation von Wind- und Solarenergie soll das Land bereits 2030 erreichen – sechs Jahre früher als geplant.

Auch in anderen Regionen der Welt, insbesondere im Nahen Osten und in Nordafrika, beginnt sich der Ausbau der Erneuerbaren Energien dank politischer Anreize langsam zu beschleunigen.

Ausbau von Windenergie und Wasserstoff verhalten

Die Neuinstallationen von Erneuerbaren-Kapazitäten in der Europäischen Union, in den USA sowie in Indien und Brasilien verzeichneten 2023 neue Höchststände. Der Ausbau von PV- und Onshore-Windkraftanlagen sollen sich hier bis 2028 im Vergleich zu den letzten fünf Jahren verdoppeln.

Aber: Die Projektentwicklung verlief schleppender als erwartet. Die Windindustrie, insbesondere in Europa und Nordamerika, steht aufgrund einer Kombination aus anhaltenden Unterbrechungen der Lieferkette, höheren Kosten und langen Genehmigungsfristen aber vor Herausforderungen.

Auch der Ausbau von Wasserstoff soll zwar steigen, aber laut IAE nicht genug, um gesetzte Ziele erreichen zu können.

Die Rolle von Kohle im Energiemix

Obwohl der Bericht alles in allem positiv ausfiel für den Anstieg Erneuerbarer Energien, war 2023 die Nachfrage nach Kohle laut IEA so hoch wie nie und noch immer die Nummer Eins der weltweiten Stromversorgung.

Denn während in Europa der Kohlebedarf deutlich sinkt, steigt der Bedarf vor allem in den Schwellenländern. Dort ist Kohle reichlich vorhanden und relativ kostengünstig zu fördern. Zudem verfügen viele Länder über eine gut entwickelte Infrastruktur für die Kohleverstromung, der Wechsel zu anderen Energiequellen ist kostenintensiv und zeitaufwendig. In vielen Regionen bietet die Kohleindustrie Arbeitsplätze und trägt erheblich zur lokalen Wirtschaft bei.

Doch fossile Brennstoffe wie Kohle, Erdöl oder Erdgas sind nicht nur endlich, sondern teilweise auch ineffizient. Etwa kann über die Hälfte der in Kohle enthaltenen Energie nicht in nutzbare Energie umgewandelt werden. Zudem enthält Kohle viel Kohlenstoff, der bei der Verbrennung als CO2 freigesetzt wird und den Klimawandel anheizt. 

Forscher der IEA erwarten aber, dass der Scheitelpunkt jetzt erreicht ist und prognostizieren erstmals einen Rückgang von Kohle und dafür einen Anstieg Erneuerbarer Energiequellen.

Situation in Deutschland: Erneuerbare Energien bereits Vorreiter

Länder wie die Niederlande, Schweden, Dänemark oder Deutschland sind Vorreiter im Ausbau Erneuerbarer Energien und zeigen, dass ein hoher Anteil an Erneuerbaren Energien im Energiemix möglich ist. 56 Prozent des erzeugten Stroms stammt in Deutschland aus Erneuerbaren Energieträgern. Der Anteil von Kohlestrom an der Gesamterzeugung sank von 33,2 Prozent auf 26,1 Prozent. Kohle ist in Deutschland damit noch immer der zweitwichtigste Energieträger für die Stromerzeugung.

Die Stromeinspeisung aus Erdgas stieg 2023 um 3,9 Prozent auf einen Anteil von 13,6 Prozent und durch die Abschaltung der letzten Kernkraftwerke ist die Stromeinspeisung aus Kernenergie im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um fast 5 Prozent gesunken und machte nur noch 1,5 Prozent an der eingespeisten Strommenge aus.

Bis 2030 sollen Erneuerbare Energien mindestens 80 Prozent unseres Stromverbrauchs decken. Die Ausbaugeschwindigkeit muss sich also deutlich erhöhen.

Fazit

In den letzten Jahren hat der Anteil der Erneuerbaren Energien am globalen Energiemix stetig zugenommen. Technologien wie Solar- und Windkraft haben enorme Fortschritte gemacht, was ihre Effizienz und Kosteneffektivität betrifft. Länder wie Deutschland zeigen, dass ein hoher Anteil an Erneuerbaren Energien im Energiemix möglich ist. Insgesamt sieht das IEA sieht gerade einen Wendepunkt in der Energieversorgung.

Das ist auch notwendig, denn: Der Stromsektor verursacht mehr Emissionen als jeder andere Weltwirtschaftsbereich. Eine Umstellung der Stromerzeugung ist ein entscheidender Faktor bei der Bekämpfung des Klimawandels.

Laut IEA-Chef Fatih Birol ist es daher „ermutigend, dass das rasche Wachstum der Erneuerbaren Energien und der stetige Ausbau der Kernenergie zusammen auf dem besten Weg sind, den gesamten Anstieg der weltweiten Stromnachfrage in den nächsten drei Jahren zu decken.“

Um die klimapolitischen Ziele – ob auf nationaler oder internationaler Ebene – zu erreichen, ist allerdings vor allem auf politischer Ebene noch mehr Anstrengung nötig.

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Titelbild: freepik.com © frimufilms | Sonnenkollektoren und Windmühlen bei Sonnenuntergang nachhaltige Energie Ökoumgebung

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