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Energetische Altbausanierung: Geht’s auch ohne moderne Optik?

Wenn man Besitzer eines denkmalgeschützten Altbaus ist, ist die Sachlage klar: Dann muss man zahllose vom Gesetzgeber abgesegnete und meist ziemlich teure Extrameilen gehen, um seinen immobilen Schatz auf ein zeitgenössisches, energetisches Niveau zu bringen.

Unterhalb der Denkmalschwelle jedoch hat man als Altbaubesitzer zahllose Freiheiten – die jedoch oftmals damit kollidieren, dass gefühlt alles, was energetisch hochwertig ist, dem patinierten Charakter des Hauses abträglich ist – muss man unbedingt eine in würden gealterte Basaltfassade unter einem WDVS-Dämmpaket verbergen?

Geht es also nicht ohne modernen Look?
Doch. Und der folgende Artikel gibt dazu Tipps.

1. Dachbodendämmung

Was das Dachgeschoss anbelangt, scheint es für viele eine durch die EnEV abgeleitete Handlungsvorgabe zu geben: Das Dach selbst muss gedämmt werden; mit allen sich daraus ergebenden Nachteilen.

Das wird spätestens dann problematisch, wenn die alten Balken nicht ausreichend dimensioniert sind, um das zusätzliche Gewicht zu tragen. So mancher trägt sich dann mit dem Gedanken, das Gesetz einfach zu unterlaufen…

Zudem gibt es ja auch noch das Risiko, dass sich der Bebauungsplan geändert hat und die alte Dacheindeckungsart und -farbe nicht mehr gültig ist. Ein zwar geringes Risiko, aber eines, das beim Befolgen natürlich nach sich zöge, dass der äußere Look nachhaltig verändert würde.

Was also tun? Ganz einfach: Nur den Fußboden des Dachbodens dämmen. Das ist aus gleich mehreren Blickwinkeln eine sinnvolle Maßnahme:

  1. Es wird weniger Dämmmaterial benötigt.
  2. Der Boden kann begehbar gestaltet werden (durch Balken zwischen den Dämmmatten und aufgeschraubte OSB-Platten).
  3. Das zu beheizende Raumvolumen wird verringert – der Dachboden muss ja nicht mehr mitbeheizt werden.

So bleibt die Optik des Daches erhalten und man erreicht trotzdem eine höhere Wärmedämmung des Daches.

2. Fenster

Fenster bereiten vielen Altbauherren oftmals großes Kopfzerbrechen, weil sie der Ansicht sind, dass die meisten Fenster auf modernem Energieniveau zwingend auch einen modernen Look hätten. Viele suchen ihr Heil deshalb darin, die alten Fenster durch neue Gläser moderner zu machen – und zahlen so mehr Geld für ein geringeres energetisches Niveau, weil Glas nur ein Teil der Energetik-bestimmenden Faktoren eines Fensters ist.

Allerdings stimmt diese Ansicht ebenfalls nicht, energiesparende Fenster sind in vielen Designs erhältlich. Konkret:

  • Auch Kunststofffenster können heute so gestaltet werden, dass sie Holzoptik täuschend echt nachbilden
  • Zwischen Sprossenfenstern, solchen mit mehreren Flügeln und Oberlichtern ist ebenfalls praktisch alles, was früher stilprägend war, heute erhältlich.
  • Sie sind seriengefertigt. Es braucht also nicht zwingend teure Einzelanfertigungen.

Das einzige, was bleibt, ist die Tatsache, dass heutige Rahmen durch die energetischen Anforderungen etwas dicker sind – was sich im Alltag aber kaum nachteilig zeigt.

3. Fassadendämmung

Die Fassadendämmung ist mit Sicherheit im Verbund mit der Dachdämmung das mächtigste Schwert im Köcher gegen überbordenden Energieverbrauch. Aber sie ist gleichzeitig auch am überdeutlichsten sichtbar.

Viele denken: „Egal auf welche Technik man auch setzt, die ursprüngliche Fassade wird dahinter unsichtbar verschwinden.“

Doch muss sie das? Nein, denn immerhin muss man ja bedenken, dass es vollkommen ausreicht, das Gebäudeinnere klimatisch besser abzukapseln. Ob das die Wände miteinschließt oder nicht, ist letzten Endes zweitrangig.

Neben der Dämmung der Fassade von Außen bestehen nämlich noch zwei weitere Methoden der Fassadendämmung:

Die Kerndämmung und die Innendämmung.

Bei der Kerndämmung wird der Hohlraum eines Zweischaligen Mauerwerkes mit Dämmstoff „eingeblasen“. Diese Art der Fassadenkonstruktion ist vor allem in der nördlichen Hälfte Deutschlands häufig gegeben. Falls dies nicht der Fall ist, bleibt immernoch die Dämmung der Fassade von innen.

Das wiederum führt uns zur Innenwanddämmung. Dazu einige Fakten:

  1. Die Heizlast wird reduziert, weil zwischen „kalt“ und „warm“ nicht noch die Wände mitbeheizt werden müssen.
  2. Wird eine diffusionsoffene Dämmung oder eine Dampfbremse in Verbindung mit einem hohlraumvermeidenden Unterputz verwendet, gibt es praktisch kein Risiko für Schimmelbildung.
  3. Weil kein Mauerwerk aufgestemmt werden muss, vereinfacht es auch die Sanierung der Elektrik.
  4. Die Dämmung kann ohne Gerüst sowie Raum für Raum realisiert werden. Das macht ein Sanieren im bewohnten Zustand möglich.

Es bleibt als echter Nachteil bei korrekter Durchführung (dazu bitte unbedingt an einen Experten für Innenwanddämmung wenden) die Tatsache, dass die Wohnfläche geringer wird. Allerdings sprechen wir hier bei modernen Dämmstoffen von weniger als zehn Zentimetern; zudem eben nur an Außenwänden.

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4. Öfen und Kamine

Kaminofen, Kachelofen, Kamin. Über all diesen drei Dingen, die sich mit Festbrennstoffen beheizen lassen, hängt seit einiger Zeit für Altbaubesitzer ein Damoklesschwert: Betriebsverbot.

Nicht ganz unschuldig daran sind diverse Medienberichte – die jedoch einige Tatsachen unberücksichtigt lassen:

  1. Die aktuelle zweite Stufe der Bundes-Immissionsschutzverordnung gibt lediglich Grenzwerte und davon ausgehend Daten vor. Außerbetriebnahme ist jedoch nur eine Variante. Die andere lautet Nachrüstung.
  2. Es haben sich genügend Ofenbauer und ähnliche Firmen etabliert, die alte Öfen egal welcher Bauweise, so umrüsten können, dass sie den modernen Anforderungen entsprechen, ohne dass das Äußere maßgeblich beeinflusst wird.
  3. Kann glaubhaft gemacht werden (und dazu reichen mitunter sogar alte Fotos, es braucht nicht zwingend ein Typschild), dass die Feuerungsanlage schon vor 1950 eingebaut wurde, greifen die Grenzwerte auch gar nicht.

Summa summarum also: Es wird längst nicht so heiß gegessen, wie es der Ofen kochen mag.

Und besonders Kaminofenbesitzer sollten sich auch eines vor Augen halten: Moderne Öfen gibt es ebenso auch im Retro-Look. Man muss nicht zwingend auf modern-gebürsteten Stahl setzen.

5. Heizung

Dass alte Zentralheizungen weichen müssen, sehen die meisten Altbaubesitzer schon aus Gründen der Brennstoffkostenersparnis ein. Dann aber gibt es das nächste Hindernis: Bei den heute gern verwendeten Wärmepumpen hält sich ein Gerücht – das, wonach damit zwingend eine Fußbodenheizung verbunden sei und demensprechend der Todesstoß für patinierte Dielen und Parkett. Fußbodenheizungen sind bei Neubauten mit Wärmepumpen überaus sinnvoll, jedoch sind sie im Altbau nicht zwingend notwendig.

Es kommt primär darauf an, ob bestehende Radiatoren genügend Abstrahlfläche haben. Das kann einem ein Energiefachberater verraten. Und: Sofern es auch nur um die Tatsache geht, überhaupt Radiatoren zu verwenden, es aber kein Muss ist, auch die alten Stücke beizubehalten (was wegen Jahrzehnten der Kalkablagerungen sowieso kritisch ist), ist es auch gar kein Problem.

In dem Fall können moderne Heizkörper (Tipp: Die gibt es auch im Retro-Design) in Zusammenarbeit mit einer Wärmepumpe durchaus verwendet werden. Ganz besonders gilt das für die Pumpen mit höherem Effizienzgrad, etwa solche mit Erdwärmesonde. Und Wärmepumpen können größtenteils auch unsichtbar innen aufgestellt werden. Etwa im Keller.

Fazit

Auch wenn es so wirken mag, aber man muss für energetische Sanierungen nicht nur auf neu wirkende Dinge zurückgreifen. Tatsächlich gibt es viele, dabei nicht mal teure Wege, um eine bessere Energiebilanz zu erzielen, ohne dass der Charme der Jahrzehnte leidet – und selbst wenn das geringere Reduktionen zufolge haben sollte, sollte man auch immer eines bedenken: Ein bisschen Einsparung ist wesentlich besser als gar keine Einsparung.

Bildquelle: Titelbild von Pixabay.com © lapping

Stephan Thies

"Für eine erfolgreiche Energie- und Wärmewende ist eine realistische und unabhängige Informationsbereitstellung wichtig. Bei Energieheld ist dies unser tägliches Bestreben."

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