Kerndämmung: ein Überblick
Von Mike KinderEine Kerndämmung lohnt sich immer: Wenn Sie ein Haus bauen, stellt die Kerndämmung eine sinnvolle Option dar und wenn Sie einen Altbau sanieren wollen, gibt es keine Alternative, die vergleichbar günstig und effizient ist.
Erfahren Sie alles rund um Materialien, Kosten & Effizienz der Kerndämmung. Finden Sie heraus, was der Unterschied zu der verwandten Einblasdämmung ist. Lesen Sie außerdem, welche Möglichkeiten der Förderung es gibt.
Kern Dämmung: Allgemeines
Kerndämmung bedeutet im Kern nichts weiter, als dass eine Dämmung nicht auf einer Fläche (Wand, Dachstuhl, Geschossdecke) angebracht wird, sondern innerhalb einer zweischaligen Konstruktion installiert wird.
Während WDVS auf der Innen- oder Außenseite einer Wand angebracht wird und dadurch verschiedene Einschränkungen mit sich bringt (gestalterische Einschränkung außen, leichte Beschädigung innen), gibt eine Kerndämmung dem Bewohner innen wie außen die maximale gestalterische Freiheit. Prinzipiell lassen sich verschiedene Teile des Hauses mit einer Kerndämmung dämmen. Neben der Fassade lassen sich auch Bodenbeläge oder Geschossdecken auf diese Weise dämmen.
Eine Kerndämmung lässt sich im Nachhinein oder auch im Zuge eines Neubaus realisieren. Durch den geringen baulichen Aufwand eignet sie sich besonders für die nachträgliche Dämmung. Hierfür werden Löcher in die Wände gebohrt, durch die dann der Dämmstoff hineingeblasen wird.
Kerndämmung: im Neubau
Im Neubau werden für gewöhnlich Matten aus Mineralwolle oder pflanzlichen Fasern als Kerndämmung verwendet. Der große Vorteil gegenüber harten Materialien wie WDVS ist, dass die Matten sich perfekt aneinander anpassen und kleinere Fehler im Zuschnitt verzeihen.
Die Matten werden beim Bau des Hauses einfach auf der Innenschale der Mauer aufgebracht, bevor die Außenschale (Klinker oder andere) zur Versiegelung der Dämmung hochgezogen wird. Alternativ gibt es auch noch die Möglichkeit, Dämmstoffe einzublasen, nachdem die Außenschale hochgezogen wurde.
Einsatzbereiche, Vorteile und Nachteile
Während Ihnen im Neubau natürlich alle Alternativen zur Dämmung offen stehen, bietet die Nutzung einer Kerndämmung neben der gestalterischen Freiheit vor allem einen Kostenvorteil. Auch mit einer hinterlüfteten Vorhangfassade sind Sie gestalterisch frei, diese kostet aber deutlich mehr als eine Kerndämmung. Mit der Nutzung der ebenfalls teureren WDVS-Dämmung sind Sie mehr oder minder auf eine verputzte Außenwand festgelegt.
Mögliche Dämmstoffe
Die gängigsten Dämmstoffe, die bei einer Kerndämmung genutzt werden, sind synthetische Materialien wie EPS / Styropor, Mineralwolle oder aber biologisch abbaubare Materialien wie Holzfaser oder Stroh. All diese Dämmstoffe werden für die Kerndämmung zu Matten gepresst und mit einer Dampfbremse versehen.
Kerndämmung: im Altbau (Einblasdämmung)
Im Altbau ist die Kerndämmung mit Matten nicht möglich, weswegen alternativ auf eine Einblasdämmung zurückgegriffen werden kann. Hierfür werden Löcher in die Innen- oder Außenschale der Mauer gebohrt und das lose Füllmaterial durch diese in den Hohlraum geblasen.
Auch Dachstühle, Geschossdecken und Keller lassen sich auf diese Art und Weise im Altbau dämmen. Eventuell ist in diesen Fällen die zusätzliche Installation eines Dämmsacks oder die Konstruktion einer hölzernen Verschalung notwendig, um den Dämmstoff aufzunehmen.
Einsatzbereiche, Vorteile und Nachteile
Während eine Einblasdämmung nicht ganz so effektiv ist wie eine nachträgliche Dämmung mit WDVS, kostet sie nur einen Bruchteil des Preises. Der entscheidende Punkt bei der Sanierung eines Altbaus mit Einblasdämmung ist das Vorhandensein eines zweischaligen Mauerwerks.
Während in Norddeutschland die meisten Altbauten auf diese Art errichtet wurden, sieht dies im Süden des Landes anders aus. Ohne zweischaliges Mauerwerk ist zumindest die Fassadendämmung mit einer Einblasdämmung nicht möglich. Im Dachstuhl oder bei Geschossdecken gibt es die Möglichkeit, eine extra Verschalung zu bauen.
Ablauf einer Einblasdämmung
Quelle: © Energieheld / NordDämm (Jan Janzen) / youtube.com
Mögliche Dämmstoffe
Die Dämmstoffe bei einer Einblasdämmung sind letztlich dieselben wie bei einer Kerndämmung im Neubau. Der Unterschied ist, dass die Dämmstoffe in diesem Fall nicht zu Matten gepresst, sondern lose verarbeitet werden.
EPS / Styropor wird in einzelnen Kügelchen geliefert, Mineralwolle und Pflanzenfasern in einfachen Flocken. Im Mauerwerk setzen sich diese Stoffe ab und bilden selbstständig eine dämmende Schicht.
Kerndämmung: Übliche Kosten
Die nachträgliche Dämmung Ihrer Fassade kostet mindestens 4.500 bis 6.500 Euro bei einem Einfamilienhaus. Die Dämmung von Geschossdecke oder Dachstuhl liegen in ähnlichen Preiskategorien, können aber auch etwas günstiger ausfallen. Zwischen 1.300 und 6.600 Euro müssen Sie hierfür einplanen. In der nachfolgenden Tabelle finden Sie die genauen Preise:
Maßnahme | Kosten pro m² | Kosten Gesamt |
---|---|---|
Fassadendämmung | 35 - 55 € | 4.5000 - 6.500 € |
Dachdämmung | 66 € | 6.600€ |
Geschossdecke (begehbar) | 55 - 77 € | 3.300 - 4.620 € |
Geschossdecke (nicht begehbar) | 22 - 44 € | 1.320 - 2.640 € |
Keller | 22 - 44 € | 1.320 - 2.640 € |
Flachdach | 33 - 75 € | 2.640 - 6.640 € |
Im Neubau lassen sich diese Kosten nicht so genau abschätzen, da Sie am ehesten für das Gesamtpaket bezahlen werden und die einzelnen Kostenpunkte des Baus nicht genau trennbar sind. Die reinen Materialkosten liegen aber in einem ähnlichen Bereich wie bei der Einblasdämmung.
Energieheld-Whiteboard zur Fassadendämmung
In diesem Energieheld-Whiteboard informieren wir über die 3 gängigen Arten, die Kosten und die Förderungen der Fassadendämmung. Wir beziehen uns hierbei auf durchschnittliche Werte für ein bereits bestehendes Ein- bzw. Mehrfamilienhaus. Alle Zahlen und Kosten sind als ungefähre Näherungswerte zu verstehen.
Achtung: Die Angaben zu Förderungen beziehen sich in den Energieheld-Whiteboards immer auf den aktuellen Stand bei Videoveröffentlichung und haben sich zuletzt im Januar 2024 geändert. Alle Veränderungen im Überblick finden Sie in unserem Artikel zur BEG Förderung.
Quelle: © Energieheld / youtube.com
Kern-Dämmung: Förderung & Zuschüsse
Für die Kerndämmung gibt es verschiedene Förderungen. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gibt Hausbesitzern im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) mit Einzelmaßnahmen (BEG EM) einen Zuschuss von mindestens 15 Prozent der förderfähigen Kosten (30.000 Euro).
Wenn die neue Dämmung zuvor bereits in einem individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) eines für die Erstellung zertifizierten Energieberaters empfohlen worden ist, gibt es sogar 20 Prozent Förderung für eine Kerndämmung. In diesem Fall steigen die förderfähigen Kosten auf 60.000 Euro. Sie erhalten mit iSFP also bis zu 12.000 Euro Förderung für eine Kerndämmung.
Auch wenn die Kosten für Kerndämmungen nicht auch nur annähernd so hoch ausfallen, ist es gut zu wissen, dass ein iSFP deutlich höhere Förderung für einzelne Sanierungsmaßnahmen ermöglicht.
Sollten Sie nicht über das nötige Kapital für eine Kerndämmung verfügen, können Sie den KfW Ergänzungskredit 358/359 beantragen. Für bereits bezuschusste Sanierungen können Sie einen Kredit von bis zu 120.000 Euro aufnehmen. Für Haushalte mit weniger als 90.000 Euro Jahreseinkommen gibt es einen Zinsvorteil.
Sie haben auch die Möglichkeit, die Kerndämmung anteilig an den Kosten einer Komplettsanierung zum Effizienzhaus mit fördern zu lassen. Mehr zu dieser Option lesen Sie in unserem Artikel über den KfW Kredit 261.
Wichtig: Egal für welches der genannten Programme Sie sich entscheiden, ist die Einbindung eines Energie-Effizienz-Experten (zertifizierter Energieberater der dena-Expertenliste) vor Baubeginn vorgeschrieben. Ohne seine Mitwirkung erhalten Sie keine Förderung. Zudem kann der Förderantrag erst gestellt werden, wenn bereits ein Handwerkerangebot angenommen wurde. Die Optionen in der Übersicht:
Programm | Maßnahme | Förderung für Dämmung |
---|---|---|
BAFA BEG EM (Zuschuss) | Sanierung | 15 % der förderfähigen Ausgaben (zwischen min. 2.000 € und max. 30.000 € - also bis zu 4.500 €) + 5 % Bonus mit Individuellem Sanierungsfahrplan (20 % von max. 60.000 € - also bis zu 12.000 €) |
KfW 358/359 (BEG EM)* | Sanierung | Kredit bis 120.000 €; ggf. Zinsvergünstigung |
KfW 261 (Kredit) | Komplettsanierung (Effizienzhaus) | Fördersatz bis zu 45 % des Darlehensbetrags (max. 150.000 €), also bis zu 67.500 € pro Wohneinheit |
*Der Ergänzungskredit gilt nur für selbst nutzende Eigentümer und nicht für vermietete Objekte
Fenstern & Türen: nachträglicher Einbau
Bei einer bestehenden Kerndämmung sind nachträgliche Mauerdurchbrüche und somit Türen und Fenster problemlos zu realisieren. Die genutzten Matten können mit wenig Aufwand zugeschnitten werden und Fehler können einfach ausgeglichen werden. Bei einer Einblasdämmung existiert das Problem des losen Dämmmaterials. Um ein Herausrieseln bei späteren Bauarbeiten zu verhindern, kann es aber auch im Nachhinein verdichtet werden.
Zum Autor: Mike Kinder
Mike Kinder hat einen Master of Engineering im Bereich „Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen“ und ist seit 2017 in der Bau- und Sanierungsbranche tätig. Als zertifizierter Energieeffizienz-Experte für Wohngebäude setzt er sich leidenschaftlich für innovative und nachhaltige Sanierungslösungen ein.
Wenn er nicht gerade für Energieheld schreibt, trägt er dazu bei, Ansätze zu entwickeln, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Hier gelangen Sie zu Mikes LinkedIn Profil.