Interview Rwe Effizienz Carsten Welge Batteriespeicher Photovoltaik

Interview: Carsten Welge (RWE Effizienz)

In der Blog-Reihe energieheld fragt – Experten antworten, interviewt energieheld regelmäßig Experten und interessante Personen aus den verschiedensten Bereichen der Energiewende. 

Diverse wichtige Punkte zur Technik, zum alltäglichen Umgang mit Energie oder zur aktuellen energiepolitischen Lage werden angesprochen. Anschließend wird ein Ausblick auf Trends sowie Tipps gegeben, wie im Alltag etwas für die Umwelt getan werden kann. In der Reihe kommen Blogger, Politiker, Unternehmen, Prominente und viele mehr zu Wort. Kriterium für die Auswahl der Interviewpartner ist: Sie müssen etwas Interessantes zu der Energiewende zu sagen haben.

Heute im Interview: Carsten Welge – Verantwortlicher bei RWE Effizienz für die Sparte Speichersysteme

Carsten Welge studierte Maschinenbau und hat einen Master in Energiewirtschaft. Nach einigen Jahren in verschiedenen Unternehmen der Informations- und Kommunikations-technologie ist er seit 2010 bei der RWE Effizienz GmbH in Dortmund beschäftigt.

Dort engagierte sich Carsten Welge zunächst im Produktmanagement für RWE SmartHome und wandte sich dann den Themengebieten Smart Energy und dezentrale Energieversorgung zu.

Heute arbeitet er als Produktmanager für intelligente Lösungen rund um Photovoltaik und Speichersysteme.

Themen in diesem Interview:


Beginn des Interviews:

energieheld:
Hallo Herr Welge, vielen Dank dafür, dass Sie sich die Zeit genommen haben unsere Fragen zu beantworten.

Carsten Welge (RWE Effizienz):
Herzlichen Dank für die Einladung!

Die Nachrüstung von bestehenden PV-Anlagen verläuft noch etwas schleppend, da die meisten noch von hohen Einspeisevergütungen profitieren.“

Thema: Photovoltaik Batteriespeicher

Batteriespeicher:
RWE Homepower Solar, modularer Photovoltaik Speicher von 4 – 13 kWh.
© RWE Effizienz GmbH

energieheld: Sie sind Referent bei RWE Effizienz und Experte für Solarspeicher. Deshalb wird der Fokus dieses Interviews auf der Technik der Batteriespeicher für Photovoltaikanlagen stehen. Die RWE (Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG) ist einer der größten Energieversorger Deutschlands.

Kurz zusammenfassend, Batteriespeicher ermöglichen das Speichern von PV-Strom vor Ort, also im Gebäude auf dem die PV-Anlage montiert ist. Ohne einen solchen PV-Batteriespeicher wird der erzeugte PV-Strom in das öffentliche Stromnetz eingespeist und entsprechend der Einspeisevergütungssätze vergütet. Doch das Speichern des Stromes ermöglicht nun auch den Verbrauch zu einem späteren Zeitpunkt. Während der Mittagssonne wird z.B. viel PV-Strom erzeugt und in den Abendstunden können die Bewohner diesen Strom dann aus der Batterie nutzen.

Herr Welge, woran arbeiten Sie bei RWE genau?

Carsten Welge (RWE Effizienz):
RWE befindet sich auf dem Weg vom Energieversorger zum Energiemanager. Dazu entwickeln wir verschiedene Produkte, mit denen Haushalte dezentral Energie erzeugen und speichern können. Das Management der lokalen Energieflüsse und –verbräuche ist dabei ein wichtiger Aspekt. Deshalb sind unsere Bausteine für eine dezentrale Stromerzeugung, nämlich PV und Speichersysteme, in unser Energiemanagement RWE SmartHome eingebunden. Damit lässt sich der Eigenverbrauch selbst erzeugter Energie erhöhen – zum Nutzen des Haushalts, beispielsweise durch reduzierte Stromkosten.

energieheld:
Im ersten Quartal des Jahres 2015 wurde der angestrebte Zubaukorridor an PV-Leistung des EEGs nicht erreicht. Was denken Sie, werden Batteriespeicher den PV-Markt wieder anheizen, so wie zu Zeiten der höheren Einspeisevergütungen?

Carsten Welge (RWE Effizienz):
Das Potential für PV-Anlagen auf Dächern deutscher Ein- und Mehrfamilienhäuser ist nach wie vor sehr groß. Allerdings werden heute in diesem Segment PV-Anlagen gebaut, die primär auf Eigenverbrauch ausgelegt sind. Um den Eigenverbrauch zu erhöhen sind Batteriespeicher hilfreich. Insofern werden – und das sehen wir ja auch – immer mehr neue PV-Anlagen mit Speichern gekoppelt. Die Nachrüstung von bestehenden PV-Anlagen verläuft noch etwas schleppend, da die meisten noch von hohen Einspeisevergütungen profitieren. Hier steht also die Einspeisung im Vordergrund und man benötigt keine Batteriesysteme.

energieheld:
In diesem kurzen Video äußert sich Dr. Andreas Gutsch vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sehr positiv zur Zukunft der Batteriespeicher. Wie schätzen Sie seine Äußerungen ein? Decken sich Ihre Meinungen, zum Beispiel zur optimalen Größe der Batterie und zum Durchbruch der Technik im nächsten Jahr?

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Carsten Welge (RWE Effizienz):
Ja absolut. Auch wir sehen die Wirtschaftlichkeit von gekoppelten PV- und Batteriesystemen vor dem Durchbruch, wobei die optimale Auslegung der Systeme mitentscheidend für den Erfolg ist. Deswegen bieten wir verschiedene PV- und Batteriesysteme in unterschiedlichen Leistungsklassen und Kapazitäten an. Interessant ist natürlich weiterhin der Blick auf das Preis-Leistungsverhältnis und die Qualität von Batteriesystemen. Der junge Markt lockt ja mittlerweile eine ganze Reihe von Anbietern an.

energieheld:
Worin sehen Sie die derzeit größte Herausforderung für einen Durchbruch der Batteriespeicher?

Carsten Welge (RWE Effizienz):
Durch die Weiterentwicklung der Lithium-Ionen-Technologie haben wir eigentlich schon den entscheidenden Schritt getan. Letztlich entscheidet jedoch die Wirtschaftlichkeit, die zum Beispiel durch Förderprogramme noch weiter verbessert wird.


Thema: Energetische Gebäudesanierung

Neben der PV-Anlage betreibe ich übrigens auch eine Solarthermie-Anlage. Beides klappt völlig reibungslos.“

energieheld:
In welchem Sektor liegt das größere Potential für Batteriespeicher, im privaten (Eigenheim/Mehrfamilienhaus) oder in der Industrie, für Fabriken etc.?

Carsten Welge (RWE Effizienz):
In beiden Sektoren sind Potentiale vorhanden. Allerdings sind im Gewerbebereich häufig die PV-Erzeugungs- und Stromverbrauchsprofile deckungsgleich. Im privaten Bereich wird häufig Energie benötigt, wenn die Sonne bereits untergegangen ist. Hier ist ein Ausgleich über einen Batteriespeicher sinnvoll.

energieheld:
Nutzen Sie selber eine Photovoltaikanlage oder gar einen Batteriespeicher zu Hause?

Carsten Welge (RWE Effizienz):
Ja, ich habe gemeinsam mit meinem Nachbarn eine PV-Anlage errichtet. Aus rechtlichen Gründen speisen wir als GbR zu 100 Prozent ein. Daher macht ein Batteriespeicher bei mir persönlich leider keinen Sinn. Neben der PV-Anlage betreibe ich übrigens auch eine Solarthermie-Anlage. Beides klappt völlig reibungslos.

energieheld:
Seit kurzem ist die RWE AG auch im Thema Smart Home tätig. Was sind hier die Ziele? Gibt es da interessante Entwicklungen.

Carsten Welge (RWE Effizienz):
Wir bauen die offene Plattform von RWE SmartHome immer weiter aus und integrieren nach und nach mehr Produkte ausgewählter Hersteller. Erfolgreiche Kooperationen bestehen aktuell mit Premium-Herstellern wie Buderus für die Heizungssteuerung, Miele-Haushaltsgeräten, die LED-Farblichtsteuerung Philips hue oder auch Samsung für Innen- und Außenkameras. Außerdem lassen sich PV-Anlagen problemlos einbinden. Unsere Batteriespeicher liefern wir sogar inklusive SmartHome-Paket aus. RWE SmartHome kann elektrische Geräte automatisch gezielt dann einschalten, wenn viel Sonnenstrom produziert wird oder viel Energie im Batteriespeicher bereitsteht. Dadurch lässt sich der Eigenverbrauch des selbst erzeugten Solarstroms weiter steigern.


Thema: RWE und die Energiewende?

„Offshore testen wir gemeinsam mit Partnern, ob das Einrütteln von Offshore-Fundamenten effizienter und umweltverträglicher ist als das konventionelle Rammen der Pfähle in den Meeresboden.“

energieheld:
Was kann RWE für die Energiewende tun? Was wird bereits für Energieeffizienz und Erneuerbare Energien getan und was können wir noch von RWE erwarten?

Carsten Welge (RWE Effizienz):
RWE gestaltet die Energiewende aktiv mit, im Großen wie im Kleinen. Aktuell vertreibt RWE im Privatkundensegment Bausteine für die Energiewende zu Hause: PV-Anlagen, Batteriespeicher, Energiemanagementsysteme, Energieberatungen, Wärmeprodukte oder auch die Ladebox fürs Elektroauto. Darüber hinaus steht fürs uns die effiziente Erzeugung, Speicherung und Nutzung von Energie im Vordergrund. In Forschungsprojekten wird dabei ausprobiert, wie Privathaushalte in netzdienliche Leistungen einbezogen werden können. Denn zukünftig muss ja der Stromverbrauch verstärkt auf die fluktuierende Erzeugung mit erneuerbaren Energien abgestimmt werden.

Wir haben außerdem mit RWE Innogy eine eigene Gesellschaft, die die erneuerbaren Aktivitäten europaweit ausbaut. Mit Gwynt y Môr (567 MW) und Nordsee Ost (295 MW) haben dieses Jahr gleich zwei neue Offshore-Windparks ihren Betrieb aufgenommen. Weitere Projekte sind in der Planung. Auch zu Lande bauen wir die Windkraft aus. Aktuell haben wir gleich acht Onshore-Windparks mit einer Gesamtkapazität von 220 MW in vier Ländern (Deutschland, Großbritannien, Polen, Niederlande) im Bau. Darunter ein Partnerschaftsprojekt mit der Stadt Bedburg (49%) auf rekultivierter Fläche des Tagebaus Garzweiler und den Windpark Zuidwester (90 MW), in dem mit jeweils 7,5 MW die größten Onshore-Turbinen weltweit installiert werden. Technischer Fortschritt ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, um die Energiewende in Europa zu stemmen. In Summe werden wir zukünftig über 4,5 Million Euro jährlich in eine Vielzahl von Forschungsprojekten investieren. Im Bereich Onshore-Wind untersuchen wir beispielsweise das Flugverhalten von Uhus oder setzen Videoanalysen zur Untersuchung des Schwingungsverhaltens von Rotorblättern ein.

Offshore testen wir gemeinsam mit Partnern, ob das Einrütteln von Offshore-Fundamenten effizienter und umweltverträglicher ist als das konventionelle Rammen der Pfähle in den Meeresboden. Ein weiteres Projekt ist die Erprobung innovativer Windmessbojen in den Niederlanden und Großbritannien.

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RWE setzt stark auf Windkraft:
Nördlich von Helgoland entsteht hier gerade der Offshore-Windpark „Nordsee Ost“.
© RWE AG

energieheld:
Wie hoch ist bei RWE aktuell der Anteil an Erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung?

Carsten Welge (RWE Effizienz):
Rund 7 Prozent der installierten Leistung im RWE-Konzern kam 2014 aus erneuerbaren Energien. 2014 erzeugten wir mit Kraftwerken aus dem Bereich der erneuerbaren Energien 10,1 Mrd. KWh Strom.

energieheld:
Damit nutzt RWE im Vergleich zu anderen großen Energiekonzernen eher wenig Erneuerbare Energienquellen. Wie stehen Sie dazu und was glauben Sie woran dies liegt?

Carsten Welge (RWE Effizienz):
Wir müssen uns nicht verstecken. Offshore sind wir nach der Inbetriebnahme von Gwynt y Môr und Nordsee Ost unter den Top 3 im europäischen Vergleich und spielen in der Champions-League. In Deutschland sind wir einer der größten Betreiber von Onshore-Windparks (539 MW), europaweit verfügen wir über eine Kapazität von rund 2 Gigawatt. Und wir wollen hier weiter wachsen und unsere langjährige Erfahrung nutzen.

Thema: Energiesparen im Alltag

energieheld:
Am Ende des Interviews freuen wir uns immer über drei bis fünf Tipps für einen energiesparenden Alltag. Was sind Ihre Tipps Herr Welge?

Carsten Welge (RWE Effizienz):
Energieeffizient Lüften, das heißt kurz bei weit geöffnetem Fenster stoßlüften und dabei die Heizung ausschalten. Besonders einfach ist das übrigens mit RWE SmartHome. Es schaltet die Heizung automatisch aus und verringert so die Verluste beim Lüften. Damit komme ich gleich zum nächsten Tipp: Alle Räume dem tatsächlichen Bedarf entsprechend zu temperieren. Auch das funktioniert mit RWE SmartHome ganz leicht und automatisch. Jeder Raum wird so beheizt wie man es wünscht. Zudem können Geräte zentral ein- und ausgeschaltet werden, die sonst oft im Bereitschaftsmodus laufen. Beim Verlassen von Haus oder Wohnung genügt ein Knopfdruck, und alle Verbraucher sind aus. Auf diese Weise lässt sich ohne großen Aufwand Energie und damit Geld sparen. Und letztlich sollte der Gerätepark von Zeit zu Zeit erneuert werden, da neue Generationen von Haushaltsgeräten deutlich weniger Energie verbrauchen. Und bei größeren Sanierungsvorhaben empfehle ich einen unabhängigen Berater ohne Verkaufsinteressen mit ins Boot zu nehmen. Es gibt zunehmend mehr Technik, die immer komplexer wird. Eine Fehlinvestition wäre da immer die teuerste Lösung.

energieheld:
Lieber Herr Welge, haben Sie vielen Dank für dieses ausführliche Interview und die Einblicke in die RWE Effizienz GmbH!

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ich mag es immer, wenn wir auch mal mit großen Herstellern oder Versorgern in Kontakt treten können. Im Mai hatten wir ja schon den Pressesprecher von E.On, Markus Nitschke hier. Diese Interview-Reihe soll eben interessante Personen von kleinen, unabhängigen Bloggern bis hin zu Stellvertretern großer Konzerne zu Wort kommen lassen. Bei den größeren Unternehmen merkt man im Gespräch immer schnell die wirtschaftliche Orientierung, so auch hier. Wir haben viel über RWE SmartHome und RWE Innogy gehört.

stephan-guenther-hannover-energieheld-sw - KopieIm Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit von Batteriespeichern konnten wir hingegen nicht viel Neues erfahren. „Auch wir sehen die Wirtschaftlichkeit von gekoppelten PV- und Batteriesystemen vor dem Durchbruch, wobei die optimale Auslegung der Systeme mitentscheidend für den Erfolg ist.“ Es bleibt also weiter abzuwarten wann genau der Batteriespeichermarkt durchstarten wird. Für die Energiewende und die Dezentralisierung der Energieversorgung wäre dies mit Sicherheit ein sehr großer Beitrag.

Als ich oben danach fragte, was RWE für die Energiewende tun kann, erklärte Herr Welge, „RWE gestaltet die Energiewende aktiv mit, im Großen wie im Kleinen.“ und damit hat er Recht. Es ist leider eine Tatsache das lediglich sieben Prozent der von RWE erzeugten Energie aus Erneuerbaren Energiequellen stammt. Die Investitionen in Windparks und RWEs Einsatz im privaten Sektor, zum Beispiels durch Forschungen zu Batteriespeichern, macht hingegen Mut. Davon brauchen wir unbedingt mehr!

Stephan Thies

"Für eine erfolgreiche Energie- und Wärmewende ist eine realistische und unabhängige Informationsbereitstellung wichtig. Bei Energieheld ist dies unser tägliches Bestreben."

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