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Was ist klimafreundlicher: Fertig- oder Massivhäuser?

Wer in der heutigen Zeit vor der großen Aufgabe steht, ein neues Haus zu bauen, hat dabei grundsätzlich die Wahl zwischen einem Fertig- und einem Massivhaus. Es gibt zahlreiche Faktoren, die die Entscheidung für eine dieser beiden Möglichkeiten mehr oder weniger stark beeinflussen. Immer mehr Personen legen dabei Wert auf die Themen Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit. Die entscheidende Frage lautet: Gibt es dabei einen klaren Favoriten? Die Antwort darauf gibt es in diesem Artikel.

Für das Fertighaus sprechen unter anderem die schnelle Aufbauzeit sowie die hohe Energieeffizienz. | © 2211438 / Pixabay.com

Fertighaus vs. Massivhaus: Was ist der genaue Unterschied?

Fertighäuser sind aktuell so beliebt wie noch nie. Mehr als 22 Prozent der neugebauten Ein- und Zweifamilienhäuser werden mittlerweile in dieser Bauweise errichtet. Die meisten Laien verstehen darunter ein schlüsselfertiges Haus, das innerhalb kurzer Zeit aufgebaut und bereit zum Einzug ist.  

Im Detail handelt es sich dabei jedoch um eine bestimmte Bauart. Ein Fertighaus besteht aus vorgefertigten Wand-, Dach- oder Deckenelementen, die auf der Baustelle innerhalb von wenigen Tagen zusammengesetzt werden. Mit dem Typ des Hauses oder den verwendeten Baumaterialien hat die Bezeichnung grundsätzlich nichts zu tun. Fertighäuser gibt es vom Bungalow bis zur Stadtvilla aus Holz, Stein oder Beton. Das Klischee vom billigen Fertighaus ist mittlerweile längst nicht mehr zutreffend. Fertighäuser der neuesten Generation sind in der Regel hochwertige Immobilien.

Beim Massivhausbau handelt es sich hingegen um die „traditionelle“ Bauweise eines Hauses. „Stein auf Stein“ ist in diesem Fall die Devise. Doch mittlerweile gibt es auch noch eine Vielzahl anderer Bauweisen, bei denen gezielt vormontierte Teile verwendet werden. Beispielsweise die Ziegelelement-Bauweise, bei der die einzelnen Ziegel-Element-Wände und -Decken bereits im Werk nach Maß vorgefertigt werden und dadurch die Bauzeit auf der Baustelle erheblich reduzieren.

Egal ob Fertig- oder Massivhaus: Bis zum Einzug gilt es jedenfalls viele kleine und große Aufgaben zu erledigen. Für Neulinge gibt es dafür zahlreiche Checklisten für den Hausbau, mit denen sie alle Tätigkeiten von der Grundstückssuche über die Bewertung der Baufirmen bis zur Bauabnahme erfolgreich bewältigen können.

Bei der Energieeffizienz haben Fertighäuser die Nase vorn

Beim „klassischen“ Massivhaus wird „Stein auf Stein“ gelegt. Doch es gibt auch hier mittlerweile effizientere Bauweisen, die die Projektdauer erheblich verringern können. | © ajjua / Pixabay.com

Das Umweltbundesamt definiert Energieeffizienz als das Verhältnis eines bestimmten Nutzens zu dessen Energieeinsatz. Je weniger Energie beispielsweise für die Bereitstellung von Licht oder Wärme eingesetzt werden muss, desto energieeffizienter ist ein bestimmtes Produkt.

Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Stromverbrauch in Deutschland bis zum Jahr 2050 im Vergleich zum Jahr 2008 um insgesamt 25 Prozent zu senken. Deshalb spielt das Thema Energieeffizienz neben dem Verkehr vor allem beim Hausbau eine wichtige Rolle.

Moderne Fertighäuser sind grundsätzlich als Energiesparhäuser konzipiert und erreichen dadurch hohe KfW-Standards. Das ist ein wichtiger Aspekt, um für den Bau des Hauses eine entsprechende Förderung zu erhalten. So ist bei der KfW ein Fördersatz von bis zu 45 Prozent möglich, wenn es sich dabei um ein sogenanntes Effizienzhaus mit der höchsten Stufe handelt.

Der Vorteil bei Fertighäusern ist, dass sie luftdicht gebaut und mit perfekt auf das Haus abgestimmter Haustechnik ausgestattet sind. Die sogenannte Luftdichtungsebene verhindert, dass die warme Luft im Winter aus dem Gebäude dringt und so für einen Wärmeverlust sorgt. Gleichzeitig werden dadurch Bauschäden aus Tauwasserbildung und Schimmel vermieden. Das bedeutet jedoch nicht, dass deshalb gleich alle Massivhäuser wenig energieeffizient sind. Vor allem bei der Wärmespeicherung können sie gegenüber den Fertighäusern punkten.

Die Wärmespeicherung spricht für Massivhäuser

Wer wissen möchte, welchen Einfluss die Wärmespeicherung auf die Klimafreundlichkeit eines Hauses hat, der muss sich ein wenig mit dem Thema Bauphysik auseinandersetzen. Grundsätzlich gilt: Je höher die Dichte eines bestimmten Baustoffs ist, desto mehr Wärme kann er im Normalfall auch speichern. Vor allem schwere Innenwände aus Beton oder Kalksandstein sind besonders dazu geeignet, die Wärme im Innenraum zu speichern.

Bei einem Massivhaus werden genau solche Materialen verwendet, während bei einem Fertighaus die Außenwände oftmals aus Holz konstruiert sind. Ein Massivhaus hat deshalb gegenüber einem Fertighaus den großen Vorteil, dass es sich im Sommer nicht so schnell aufheizt. Da die Wärme nicht so leicht eindringen kann, ist es deshalb auch nicht erforderlich, das Haus „künstlich“, also beispielsweise mit Hilfe einer Klimaanlage, zu kühlen.

Im Winter sorgt dieser Effekt dafür, dass die Wände die Wärme speichern und das Gebäude nicht so schnell auskühlt wie ein Fertighaus. Der Auskühleffekt macht es beim Fertighaus wesentlich früher erforderlich, die Heizung zu aktivieren. Das sorgt im direkten Vergleich zu einem Massivhaus deshalb für eine wesentlich höhere Heizleistung und damit für einen höheren Energieverbrauch, der auch mit erhöhten Kosten verbunden ist.

Auch die Haltbarkeit spielt eine wichtige Rolle in der Gesamtbeurteilung

Neben der Wärmespeicherung und der Energieeffizienz spielt auch die Haltbarkeit eine wichtige Rolle beim Thema Klimafreundlichkeit. Denn die Fertigung von neuen Baustoffen erfordert immer einen Energieaufwand. Je länger diese eingesetzte Energie in weiterer Folge für das Haus verwendet werden kann, desto nachhaltiger und energieeffizienter ist es auch.

Aus historischer Sicht betrachtet haben Massivhäuser hier eine bessere Bilanz. Sie gelten seit jeher als besonders widerstandsfähig und langlebig. Doch in den letzten 20 Jahren haben die Fertighäuser stark aufgeholt. Entsprechende Modelle, die nach den „Richtlinien Deutscher Fertigbau“ konstruiert und aufgebaut werden, sind mindestens genauso stabil wie Massivhäuser. Laut Gutachtern haben sie eine Lebensdauer von mehr als 100 Jahren und bieten somit gleich mehreren Generationen ein Dach über dem Kopf.

Beim Thema Haltbarkeit kann demnach keine allgemeine Aussage darüber getroffen werden, ob grundsätzlich Massiv- oder Fertighäuser hier die bessere Wahl sind. Wofür sich Bauherren letztendlich entscheiden, ist deshalb auch immer von mehreren Faktoren abhängig. Dazu gehören neben den persönlichen Vorlieben vor allem das Budget sowie das Wohnumfeld. All jene, die noch unsicher sind, sollten sich im Vorfeld entsprechende Musterhäuser ansehen, die mittlerweile für beide unterschiedliche Bauweisen in einer riesigen Auswahl verschiedener Haustypen zur Verfügung stehen. Die meisten Menschen bauen in ihrem Leben maximal ein Haus. Da lohnt es sich, im Vorfeld ein wenig Zeit zu investieren und sich Gedanken darüber zu machen, welche Bauart den eigenen Präferenzen am ehesten entspricht.

Bildverzeichnis
Titelbild: pixabay.com © Brigitte Werner| Zeichnung eines Hauses

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