Nachhaltiges Bauen und nachhaltig Sanieren
Von Nina GrimmeißNachhaltigkeit spielt im Bauwesen eine immer größere Rolle. Dadurch soll beim Bau von Gebäuden die ökologische Qualität gesichert werden. Doch was verbirgt sich hinter nachhaltigem Bauen und ökologischem Bauen oder Sanieren eigentlich genau?
Welche Methoden und Baustoffe kommen zum Einsatz und welche Kriterien müssen sie erfüllen, um als nachhaltig und ökologisch zu gelten? Diesen Fragen wollen wir im folgenden Artikel auf den Grund gehen.
Nachhaltiges Bauen: was ist das?
Nachhaltiges Bauen wird vielen Menschen immer wichtiger, obwohl dabei häufig nicht ganz klar ist, was damit eigentlich ganz genau gemeint ist. Häufig steckt dahinter eine bewusste Abkehr von Konsum und Massenware, aber auch der Wunsch nach Beständigkeit und einem gesünderen Leben.
Eben weil der Begriff des nachhaltigen Bauens häufig so plakativ verwendet wird, möchten wir an dieser Stelle einige Erläuterungen auf den Weg geben, die einen differenzierten Blick auf die gesamte Materie ermöglichen. Ziel soll es sein, die Vorteile und Nachteile nachhaltigen und ökologischen Bauens ganz nüchtern vorzustellen, damit Sie als Leser die Möglichkeit bekommen, sich ein eigenes begründetes Urteil über das Thema zu bilden.
Themenbereich | Erläuterung |
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Nachhaltig bauen und sanieren | Nachhaltiges Bauen dreht sich nicht vordergründig um Stroh, Lehm und Holz. Gesamtziele sind die Senkung des Energiebedarfs, die Nutzung regionaler Rohstoffe und die Möglichkeit zum Rückbau bzw. Recycling. |
Ökologisch bauen und sanieren | Das ökologische Bauen lässt sich nicht klar vom nachhaltigen Bauen abgrenzen. Insgesamt wird ein stärkerer Fokus auf die Baubiologie gelegt. |
Selbstversorgung und autark leben | Autarkie und geschlossene Kreisläufe spielen für nachhaltiges Bauen eine Rolle, sind aber keine absolute Bedingung. |
Wohngesund und allergikerfreundlich | Viele Maßnahmen beim nachhaltigen Bauen zielen häufig, aber nicht ausschließlich darauf ab, ungesunde Stoffe aus dem Wohnumfeld zu verbannen. |
Gesundes Schlafen | Besonders beim Schlafen gibt es potentielle Störfaktoren, die zumindest beim wohngesunden Bauen abgeschirmt werden sollen. |
Materialien sinnvoll kombinieren | Besonders bei Altbausanierungen wird auf die Vereinbarkeit von Baustoffen geachtet. Das hat eher bauphysikalische Gründe, aber bedient sich ähnlicher Materialien wie beim ökologischen Bauen. |
Was bedeutet Nachhaltigkeit?
Es wäre falsch, Nachhaltigkeit als intrinsisch gut, gesund oder gar ursprünglich und natürlich zu definieren. Das menschliche Handeln ist meist nur wenig natürlich - weder das Wohnen in Häusern, noch die Zubereitung von Dingen wie zum Beispiel Brot kommt ohne unser Zutun in der Natur vor. Nachhaltiges Bauen bezieht sich also tatsächlich eher auf einen effizienten Ressourceneinsatz und die Vermeidung von Stoffen, die später einmal schlecht recycelt werden können.
Zwar ist auch das „baubiologisch gesunde Wohnen“ eng mit dem nachhaltigen Bauen verknüpft, aber das bedeutet nicht automatisch, dass die verwendeten Baustoffe alle vollkommen unbedenklich oder gar essbar sind. Kalk wirkt zum Beispiel in unverarbeiteter Form stark ätzend und Hölzer oder Dämmstoffe müssen mit feuerhemmenden Stoffen wie Bor behandelt werden.
Früher war nicht alles besser
Im Kontext des nachhaltigen Bauens liest man besonders in vielen Onlineforen immer wieder, dass „früher ja alles besser und nachhaltiger war“, weil diffusionsoffene Materialien wie Holz, Kalk- und Lehmputz quasi zum Standard gehörten. Auch werden die noch existierenden alten Gebäude gerne als Beweis dafür herangezogen, dass frühere Bauweisen quasi unkaputtbar sind. Hierzu sei angemerkt, dass die noch bestehenden alten Gebäude eher die Ausnahme als die Regel darstellen, weil sie außerordentlich fachmännisch errichtet und / oder stets gut gepflegt wurden.
Ebenso falsch ist es auch, alten Gebäuden eine pauschale Nachhaltigkeit zu unterstellen. Der Begriff der Nachhaltigkeit geht nämlich genau auf die Zeit zurück (18. Jahrhundert), als Holz einer der wichtigsten Rohstoffe war und in Europa aufgrund der beständigen Nutzung immer knapper wurde. Als Beispiel können hier die sogenannten Pfostenhäuser gelten, die vor dem Aufkommen der heute eher bekannten Fachwerkhäuser auf eine maximale Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren ausgelegt waren und danach abgerissen wurden.
Nachhaltiges Bauen (oder Sanieren) basiert im Wesentlichen auf drei Grundsätzen, die gleichermaßen wichtig sind: ökologische Qualität (effiziente, umweltverträgliche Ressourcennutzung und Produktion / Bau / Rückbau) ökonomische Qualität (allgemeine Finanzierbarkeit, Spareffekte durch niedrigen Energieverbrauch) und soziokulturelle Qualität (bedarfsgerechte und wohngesunde Bauweise, sozialverträgliche Produktion von Baustoffen).
Mythos: Wände müssen atmen
Immer wieder liest und hört man davon, dass „Wände atmen“ müssen. Das ist jedoch unzutreffend und irreführend. Zwar können diffusionsoffene Materialien den in Haushalten entstehenden Wasserdampf (z. B. durch Schwitzen, Kochen, Duschen oder Baden) kurzzeitig aufnehmen, sie geben diese Feuchtigkeit aber auch wieder ab - und zwar in den Innenraum und nicht wie so häufig fälschlicherweise behauptet durch die Wand nach außen.
Sie wirken also sozusagen nur als Puffer. Die eigentliche Diffusion von Feuchtigkeit von Innen nach Außen kann nur durch aktives Lüften bzw. durch das Lüften mit einer Lüftungsanlage stattfinden. Atmende Wände sind also bis auf sehr kleine Ausnahmen ein Mythos.
Nachhaltiges Bauen: Baumaßnahmen, Kosten und Förderung
Nun wollen wir einen Blick auf die gängigen Maßnahmen samt Kosten und Förderung werfen, die beim nachhaltigen und ökologischen Bauen und Sanieren zum Einsatz kommen. Diese sind häufig an Prüfsiegeln wie dem blauen Engel erkenntlich.
Grundsätzlich können alle notwendigen Einzelmaßnahmen, die im Zusammenhang mit einer förderfähigen energetischen Sanierung stehen, als sogenannte Umfeldmaßnahmen ebenfalls gefördert werden (BEG EM), solange die Kosten nicht die förderfähige Höchstsumme überschreiten. So kann z. B. bei der Installation einer Wärmepumpe auch das nachträgliche Fräsen einer Fußbodenheizung inklusive neuem Bodenbelag und Einbau oder die Leistungen eines Energieberaters mit gefördert werden.
Im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) gibt es von dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) Zuschüsse für einzelne Sanierungsmaßnahmen (bis auf den Heizungstausch) in der Höhe von 15 Prozent der maximal förderfähigen Investitionskosten von 30.000 Euro – pro Jahr und Wohneinheit.
Wenn die durchzuführenden Maßnahmen allerdings zuvor in einem individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) empfohlen wurden, gibt es einen zusätzlichen iSFP-Bonus von 5 Prozent und die förderfähigen Investitionskosten stiegen auf 60.000 Euro. Somit können Sie mit einem iSFP einen Zuschuss von maximal 12.000 Euro für Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle und der Anlagentechnik (BAFA BEG EM) erhalten, was einen iSFP besonders lohnenswert macht.
Der Heizungstausch als Einzelmaßnahme wird seit 2024 von der KfW bezuschusst (KfW 458). So können Sie für den Einbau einer neuen Heizung einen Zuschuss von bis zu 70 Prozent der förderfähigen Investitionskosten von 30.000 Euro erhalten, also maximal 21.000 Euro. Diese 70 Prozent setzen sich aus einer Grundförderung von 30 Prozent sowie weiteren möglichen Boni zusammen.
Die Förderung für die Heizungssanierung gilt in dieser Höhe alle 10 Jahre für dieselbe Wohneinheit an einem Standort.
Seit 2024 können selbst nutzende Eigentümer einen Ergänzungskredit für BEG EM von maximal 120.000 Euro bei der KfW beantragen. Dazu gibt es von der KfW eine Zinsvergünstigung, wenn das zu versteuernde Jahreseinkommen des Haushalts unter 90.000 Euro liegt.
Für die Sanierung zu einem Effizienzhaus bietet die KfW einen zinsgünstigen Kredit (KfW 261) von maximal 150.000 Euro an. Zusätzlich dazu gibt es einen Tilgungszuschuss von bis zu 45 Prozent, wobei die genaue Höhe des Zuschusses von dem Effizienzhausstandard abhängig ist, der nach der Sanierung erreicht wird. Somit ist eine Förderung von maximal 67.500 Euro für eine energetische Sanierung möglich.
Im Rahmen der BEG EM kann die Fachplanung und Baubegleitung ebenfalls gefördert werden. Somit können Sie für Ein- und Zweifamilienhäuser einen Zuschuss von 50 Prozent der förderfähigen Kosten von maximal 5.000 Euro bekommen. Für Mehrfamilienhäuser ist eine Förderung von bis zu 20.000 Euro möglich, wobei die Förderung auf 2.000 Euro per Wohneinheit begrenzt ist.
Achtung: Seit 2024 gilt das für den Heizungstausch nicht mehr. Die Energieberater Leistungen werden hier nur noch als Umfeldmaßnahme zu dem gleichen Fördersatz der Heizung mit gefördert. Die förderfähigen Kosten erhöhen sich dabei nicht.
Des Weiteren ist es seit Januar 2024 wieder möglich, Förderungen der KfW (BEG WG) und des BAFA (BEG EM) zu kumulieren. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass Sanierungsmaßnahmen nicht doppelt gefördert werden dürfen.
Nachhaltiges Bauen | Maßnahme/ Lösung | Kosten | Förderung |
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Energetische Sanierung (BEG WG) | Kredit KfW 261 | ab ca. 400 € / m² | Zinsgünstiger Kredit inkl. Tilgungszuschuss von bis zu 150.000 € inkl. Fördersatz bis zu 45 %; max. 67.500 € |
Einzelmaßnahmen | KfW-Ergänzungskredit (KfW 358/359) | Von der Einzelmaßnahme abhängig | Kreditsumme bis zu 120.000 €; Zinsvergünstigung (bei jährlichem zu versteuernden Einkommen bis 90.000 €) |
Fachplanung und Baubegleitung | BAFA BEG EM | ab 600 € | Zuschuss-Förderung von 50 % der förderfähigen Kosten von max. 5.000 € bei Ein- bzw. Zweifamilienhäusern; max. 2.000 € für Mehrfamilienhäusern mit drei oder mehr Wohneinheiten; insgesamt max. 20.000 € |
Dacheindeckung | Schiefer | 75 - 100 € / m² | Bei gleichzeitigem Einbau einer Dämmung: Zuschuss-Förderung vom bis zu 20 %* der förderfähigen Kosten von max. 60.000 €; max. 12.000 € (BAFA BEG EM) |
Titanzink | 50 - 112 € / m² | ||
Dachbegrünung | 31 - 125 € / m² | ||
Fassade | Vorhangfassade aus naturbelassenem, regional verfügbarem Holz | ab ca. 210 € / m² | Zuschuss-Förderung von bis zu 20 %* der förderfähigen Kosten von max. 60.000 €; max. 12.000 € wenn z. B. gleichzeitig eine Dämmung verbaut wird (BAFA BEG EM) |
Dämmung | Schafwolle | ca. 25 € / m² | Zuschuss-Förderung von zu 20 %* der förderfähigen Kosten von max. 60.000 €; max. 12.000 € (BAFA BEG EM) |
Steinwolle | ca. 38 € / m² | ||
EPS | ca. 30 € / m² | ||
Kork | ca. 31 € / m² | ||
Putze | Lehm-Putz | ca. 40 € / m² | Bei gleichzeitigem Einbau einer Dämmung: Zuschuss-Förderung von bis zu 20 %* der förderfähigen Kosten von max. 60.000 €; max. 12.000 € (BAFA BEG EM) |
Kalk-Putz | ca. 16 € / m² | ||
Gips-Putz (nur innenbereich trocken) | ca. 11 € / m² | ||
Farben | Caparol PlantaGeo | ca. 1,25 € / m² | Bei gleichzeitigem Einbau einer Dämmung: Zuschuss-Förderung von bis zu 20 %* der förderfähigen Kosten von max. 60.000 €; max. 12.000 € (BAFA BEG EM) |
Auro (Kalkfarbe) | ca. 0,62 € / m² | ||
Alpina (weiß) | ca. 1,06 € / m² | ||
Heizung | Wärmepumpe | ab ca. 18.750 € | Zuschuss-Förderung von bis zu 70 %** der förderfähigen Kosten von höchstens 30.000 €; max. 21.000 € (KfW BEG EM) |
Pelletheizung | ab ca. 25.000 € | Zuschuss-Förderung von bis zu 20 %* der förderfähigen Kosten von höchstens 60.000 €; max. 12.000 € (BAFA BEG EM) | |
Hackschnitzelheizung | ab ca. 27.500 € | ||
Scheitholzvergaser | ab ca. 12.500 € | ||
Solaranlagen | Solarthermie-Anlage (WW***) | ab ca. 5.600 € | Zuschuss-Förderung von bis zu 70 %** der förderfähigen Kosten von höchstens 30.000 €; max. 21.000 € (KfW BEG EM) |
Solarthemie-Anlage (HU****) | ab ca. 13.800 € | ||
Photovoltaik-Anlage | ab. ca. 10.000 € | n / a | |
Lüftungsanlage | Zentrale Lüftungsanlage | ab ca. 10.000 € | Zuschuss-Förderung von bis zu 20 %* der förderfähigen Kosten von max. 60.000 €; max. 12.000 € (BAFA BEG EM) |
Wärmepumpe | ab ca. 18.750 € | Zuschuss-Förderung von bis zu 70 %** der förderfähigen Kosten von höchstens 30.000 €; max. 21.000 € (KfW BEG EM) | |
Reversible Wärmepumpe | ab ca. 21.900 € | ||
Klimaanlage | Reversible Wärmepumpe | ab ca. 21.900 € | Zuschuss-Förderung von bis zu 70 %** der förderfähigen Kosten von höchstens 30.000 €; max. 21.000 € (KfW BEG EM) |
Bodenbelag | Parkett (naturbelassenes, zertifiziertes Holz aus nachhaltigem Anbau) | ca. 80 - 195 € / m² | Zuschuss-Förderung von bis zu 70 %** der förderfähigen Kosten von höchstens 30.000 €; max. 21.000 € (wenn die Installation des Bodenbelags Teil einer Umfeldmaßnahme ist z. B. Installation einer Fußbodenheizung für eine Wärmepumpe) (KfW BEG EM) |
Holzdielen (naturbelassen, aus zertifiziertem, nachhaltigem Anbau) | ca. 80 - 168 € / m² | ||
Kork | ca. 38 - 100 € / m² | ||
Fliesen | ca. 88 - 190 € / m² | ||
geschliffener / polierter Beton | 88 - 120 € / m² | ||
Laminat | ca. 60 - 95 € / m² | ||
Linoleum | ca. 50 - 75 € / m² | ||
Möbel | Sofa | ca. 560 - 6.440 € | n / a |
Bett (Gestell ohne Matratze) | ca. 125 - 1.310 € | ||
Matratze | ca. 125 - 1.750 € | ||
Tisch | ca. 375 - 2.250 € | ||
Stuhl | ca. 15 - 940 € | ||
Schrank | ca. 560 - 3.500 € | ||
komplette Kücheneinrichtung (ohne Technik) | ab ca. 6.250 € | ||
komplette Wohnzimmereinrichtung (ohne Technik) | ab ca. 2.000 € | ||
Wasser-Nutzung | Zisterne | ab ca. 4.750 € | n / a |
Verlegung von Rohren / Anschluss an die Wasserleitungen der Immobilie | |||
Wasserfilter | |||
Pumpen |
* Grundförderung von 15 Prozent + iSFP-Bonus von 5 Prozent; ** inklusive aller möglicher Förderungen, Förderung für den Heizungstausch ist bei 70 Prozent gedeckelt; *** Warmwasserbereitung; **** Heizungsunterstützung
Ein Beispiel: Ein Hausbesitzer entschließt sich, seine alte Gasheizung durch eine Wärmepumpe für 18.750 Euro zu ersetzen. Damit die Wärmepumpe auch möglichst effizient arbeitet, lässt er den Fußbodenbelag entfernen und eine Fußbodenheizung nachträglich in den Estrich fräsen. Die Kosten dafür liegen inkl. Einbau bei ca. 10.000 Euro.
Anschließend wird der Estrich wieder geschlossen und für 8.750 Euro werden neue Fliesen gelegt. Insgesamt entstehen also Kosten von 37.500 Euro. Fußbodenheizung und Fliesen werden als Umfeldmaßnahmen genau wie die Wärmepumpe von der KfW mit mindestens 30 Prozent bezuschusst. Für den Tausch der alten Gasheizung gibt es durch den Klimabonus eine zusätzliche Förderung von 20 Prozent. Dieser kann beansprucht werden, wenn eine alte Öl-, Kohle- oder Nachtspeicherheizung gegen eine neue energieeffiziente Heizung ausgetauscht wird und gilt ebenfalls für Gasheizungen, die bereits älter als 20 Jahre sind.
Zusammen mit der Grundförderung von 30 Prozent und dem Klimabonus von 20 Prozent ergibt sich also ein Zuschuss von insgesamt 50 Prozent der förderfähigen Investitionskosten von bis zu 30.000 Euro. Der Bauherr erhält also eine Förderung von 15.000 Euro und muss noch 22.500 Euro bezahlen.
Bei der Antragsstellung für Einzelmaßnahmen (BEG EM) sollte beachtet werden, dass seit 2024 erst dann ein Förderantrag gestellt werden kann, wenn das Angebot eines Handwerksbetriebes bereits angenommen wurde. Dieses Angebot ist gültig, sobald der Antrag genehmigt wurde und alle Sanierungsmaßnahmen müssen innerhalb von 36 Monaten nach Bewilligung des Antrages umgesetzt werden.
Ein solcher Antrag kann in der Regel von jeder Bürgerin und jedem Bürger gestellt werden, solange es sich dabei um den Eigentümer der Immobilie handelt, Mieter sind dazu nicht berechtigt. Neben selbst nutzenden Eigentümern sind Unternehmer, Kommunen, gemeinnützige Einrichtungen und auch Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs) antragsberechtigt.
Dächer und Fassaden
Tatsächlich ist eine klassische Dacheindeckung mit gebrannten Tonziegeln relativ energieaufwendig. Wer hier wirklich nachhaltig sein möchte, sollte auf Schiefer oder wiederverwertbares Titanzink setzen. Beim Flachdach gibt es keine hundertprozentig grünen Lösungen, aber hochwertige Produkte aus Kunststoff haben eine enorm lange Lebensdauer und können auch mit einer Dachbegrünung kombiniert werden.
Für die Fassade sind viele nachhaltige Lösungen verfügbar – es muss auch nicht gleich ein Haus aus Stroh sein. Achten Sie besonders bei der Dämmung und den Fassadenfarben auf die Inhaltsstoffe! Diesbezüglich sei auch angemerkt, dass eine Fassade ohnehin nicht atmet und nach modernen Baustandards auch sehr luftdicht sein muss.
Dämmungen, Putze und Farben
Bei dem Thema Dämmstoffe gilt es abzuwägen, welchen Nutzen Sie aus dem jeweiligen Material ziehen können. Organische Dämmstoffe sind nicht per se nachhaltig, wenn sie unter dem Einfluss von Feuchtigkeit verrotten. Besonders im Sockel und Kellerbereich sind synthetische Dämmungen durchaus sinnvoll, weil sie eben enorm haltbar sind. Bei Putzen und Farben wird besonders im Innenbereich beim nachhaltigen Bauen auf diffusionsoffene Materialien gesetzt.
Ganz klassisch gehören dazu echte natürliche Kalk- oder Lehmputze mit den passenden Farben. Anders als Tapeten können diese Putze viel Luftfeuchtigkeit aufnehmen und auch wieder abgeben. Das sorgt für ein besseres Raumklima und beugt Schimmel vor. Auch hierzu sei noch einmal angemerkt, dass ein Wandaufbau nicht nach außen atmet, es sei denn, die Wand hat ein Loch.
Heizungen und Solaranlagen
Bei der Wahl einer nachhaltigen Heizung müssen viele Faktoren berücksichtigt werden. Ölheizungen und Gasheizungen sind im Prinzip keine Option, obgleich immer die gesamte Ökobilanz betrachtet werden muss. Besonders im ökologischen Neubau ist die Wärmepumpe zu empfehlen. Aber auch im Altbau finden sie inzwischen häufiger Verwendung, da sie immer effizienter werden.
Auch Holzheizungen sind eine gute Option, aber wenn theoretisch jeder Deutsche mit Holz heizen würde, gäbe es hinsichtlich der Ressourcen wieder ein Problem mit der Nachhaltigkeit. Ist ein Gebäude extrem gut gedämmt und wird zudem noch Ökostrom bezogen (z. B. auch aus der eigenen PV-Anlage), können selbst Elektro- oder Infrarotheizungen eine nachhaltige Heizung sein.
Bei den Solaranlagen haben Sie die Wahl zwischen Solarthermie für Heizwärme und Photovoltaik für Strom. Eine wirkliche Autarkie erreichen Sie allerdings nur mit extrem großen und teuren Anlagen. Entscheidend für die Nachhaltigkeit sind hier vor allem Aspekte wie der Energieaufwand für die Produktion in Relation zu den späteren Energieeinsparungen sowie die Recycling-Fähigkeit der benutzten Materialien.
Lüftungsanlagen und Klimaanlagen
Kein Mensch lüftet so effizient wie moderne Lüftungsanlagen, daher gehören auch Sie zum nachhaltigen Bauen dazu. Klimaanlagen müssen etwas gesondert betrachtet werden, aber sind im Prinzip kein Widerspruch zum Nachhaltigkeitsgedanken. Das gilt vor allem dann, wenn es sich dabei um Wärmepumpen handelt, die aktiv bzw. passiv kühlen können.
Mit Wärmepumpen, die aktiv kühlen, lassen sich gegenüber klassischen Lüftungs- bzw. Klimaanlagen immerhin 20 Prozent der Kühlkosten sparen. Mit einer Wärmepumpe mit passiver Kühlung sind es sogar bis zu 80 Prozent der Kosten, die sie einsparen. Dazu kommt, dass die Mehrkosten gegenüber einer normalen Wärmepumpe deutlich niedriger sind, als die Kosten, die für die Anschaffung einer Lüftungs- bzw. Klimaanlage anfallen. Und man kann damit im Winter kostengünstig heizen.
Bodenbelag und Möbel
Nachhaltige Bodenbeläge zeichnen sich vor allem durch Eigenschaften wie Strapazierfähigkeit, lange Lebensdauer, niedrigen Energieaufwand bei der Herstellung, nachhaltige Ressourcennutzung sowie den Verzicht auf umwelt- bzw. gesundheitsschädliche Materialien aus. Außerdem müssen sie leicht zu recyceln sein.
Zudem muss der Bodenbelag unter sozial- und umweltverträglichen Bedingungen erzeugt worden sein. Hier kommen Naturmaterialien wie Holz aus nachhaltigem, zertifiziertem Anbau, Kork, Naturstein, Fliesen, Linoleum und Teppiche z. B. aus Sisal, Jute oder Hanf infrage. Aber auch ein polierter Betonboden bzw. ein geschliffener Betonboden erfüllt das Kriterium der Nachhaltigkeit.
Möbel müssen ebenfalls aus natürlichen Rohstoffen, die unter sozial- und umweltverträglichen Bedingungen gewonnen wurden, hergestellt werden oder aus recycelten Materialien bestehen. Zudem müssen Sie langlebig, stabil und leicht zu recyceln sein. Meist kommen hier Materialien wie Massivholz (aus Europa) und Textilien aus Naturstoffen wie Sisal oder Jute zum Einsatz. Aber auch gebrauchte Möbel gelten als nachhaltig, wenn sie die anderen genannten Kriterien erfüllen. Und selbst Möbel aus Pappe können nachhaltig sein.
Wasser-Nutzung
Bei der Nutzung von Wasser ist Nachhaltigkeit von besonderer Bedeutung, denn es handelt sich um ein knappes Gut (nur 3 Prozent des Wassers auf der Erde ist Trinkwasser). Deshalb ist eine nachhaltige Verwendung von Wasser in Privathaushalten wichtig. Neben der verantwortungsvollen Nutzung von Wasser (Duschen statt Baden, Waschmaschine und Spülmaschine ordentlich füllen, Spülmaschine statt Abwaschen per Hand) kann man aber auch durch die Verwendung von Regenwasser zur Schonung der Ressourcen beitragen. Hierzu benötigen Sie eine Zisterne, die z. B. von der Dachrinne gespeist wird.
Das Wasser kann dann über Rohrleitungen zum Duschen, für die Waschmaschine, die WC-Spülung oder als Trinkwasser genutzt werden. Wichtig: Insbesondere wenn Sie das Wasser als Trinkwasser nutzen wollen, brauchen Sie eine sehr gute Filteranlage. Außerdem sollten Sie beachten, dass die Einleitung des Regenwassers in die öffentlichen Abwasserleitungen angemeldet werden muss und zusätzliche Kosten verursacht. Wenn Sie das Wasser nur zur Bewässerung des Gartens nutzen wollen, kommen Sie auch ohne Filter und Gebühren aus. Die Höhe der Gebühren variiert je nach Gemeinde bzw. Verband der Wasserwirtschaft.
Unterschiede zwischen Neubau und Altbau
Hinsichtlich der Nachhaltigkeit von Altbauten und Neubauten gibt es viele Gemeinsamkeiten. Die Gebäude sollten so gut wie möglich gedämmt werden und über eine daran angepasste, sparsame Heizungsanlage verfügen, die zumindest teilweise erneuerbare Energien zum Betrieb nutzt.
Außerdem sollten die verwendeten Baustoffe und Technologien sozial- und umweltverträglich hergestellt worden sein. Grundsätzlich unterscheidet sich die Definition für Nachhaltigkeit in Altbau und Neubau aber auch in vielerlei Hinsicht. Welche Unterschiede es hier gibt, können Sie nachfolgend erfahren.
Ökologischer und nachhaltiger Neubau
In einem Neubau ist ein gewisses Maß an Nachhaltigkeit durch die Vorschriften des Gebäude-Energie-Gesetzes (GEG) vorgeschrieben. Zusätzlich kann man durch die Wahl der verwendeten Materialien und Technik aber weit darüber hinaus zur Nachhaltigkeit beitragen. So viel Nachhaltigkeit wird dann auch staatlich gefördert, wenn Sie eine sogenannte NH-Klasse erreichen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet mit dem Kredit KfW 297/298 einen Kredit von bis zu 150.000 Euro für Neubauten, die den Effizienzhausstandard EH 40 Nachhaltigkeits-Klasse mit dem „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“ (QNG) erreichen.
Allerdings kommen dabei neue Bauteile zum Einsatz, die im Produktionsprozess zunächst einmal einen gewissen Energiebedarf haben und auch der Hausbau selbst verschlingt meist mehr Ressourcen als die Sanierung eines Altbaus. Im Neubau liegt der Fokus für Nachhaltigkeit also vor allem auf der Auswahl umweltfreundlicher und sozialverträglich hergestellter Materialien und Technologien, um die CO2-Emissionen der Immobilie möglichst niedrig zu halten.
Ökologische und nachhaltige Sanierungen
Natürlich gilt es auch im Altbau, den Energieverbrauch der Immobilie durch umweltverträgliche Dämmung und den Einbau einer umweltfreundlichen Heizung zu senken. Im Altbau liegt der Fokus der Nachhaltigkeit aber auch stark auf dem Erhalt der alten Bausubstanz bzw. der Wiederverwendung und / oder der nachhaltigen Sanierung von Bauteilen bzw. alter Materialien. Dadurch müssen sie nicht neu produziert werden und sparen so Ressourcen ein. Ein weiterer wichtiger Faktor für die Nachhaltigkeit eines Altbaus bzw. einer Altbau-Sanierung ist die Lage.
Wenn man sein Haus fernab des Arbeitsplatzes und von Einrichtungen des täglichen bzw. des kulturellen Lebens gebaut hat und immer erstmal weit mit dem PKW fahren muss, hilft die saubere Ökobilanz eines Neubaus wenig. Und Altbauten liegen meist gut. Zudem hat man auch im Altbau ein gewisses Gestaltungspotenzial und kann durch die Auswahl von Technik und Material, die bzw. das neu beschafft werden muss, gleichzeitig gestalten und nachhaltig sanieren. Dabei sollten Material und Technik auch bei Sanierungen sozial- und umweltverträglich hergestellt worden sein, um das Kriterium der Nachhaltigkeit zu erfüllen.
Wohngesund leben: ein Überblick
Heutzutage verbringen Menschen hierzulande die meiste Zeit ihres Lebens in geschlossenen Räumen - einen Großteil davon in den eigenen vier Wänden. Dementsprechend wollen sie sich im Eigenheim wohlfühlen.
Das Wohnumfeld spielt aber auch eine wichtige Rolle für die Gesundheit der Bewohner. Neben Hitze und Kälte, die vorwiegend den Wohlfühlfaktor negativ beeinflussen, sind vor allem Gerüche, Geräusche und Strahlungen häufige Auslöser gesundheitlicher Probleme.
Potenziell ungesunde Stoffe und Strahlung
Hinter unangenehmen Gerüchen stecken neben biogenen Stoffen wie Keimen und Schimmelpilzen häufig Giftstoffe, die den Brandschutz und / oder die Haltbarkeit von Materialien verbessern sollen und / oder zu deren Produktion benötigt werden. Hierzu zählen z. B. Formaldehyd, Lösungsmittel und Schwermetalle in Bodenbelägen, Möbeln, Farben, Lacken, Holzschutzmitteln, Klebstoffen und sonstigen Baustoffen. Außerdem können Weichmacher aus Kunststoffen und Beschichtungen ausdünsten. Diese Stoffe sind gesundheitsschädigend und können von leichten Allergien bis Krebs alle möglichen Krankheitsbilder verursachen. Aber auch Lärm bzw. Schall kann zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.
So kann neben hörbarem Lärm z. B. auch Infraschall die Gesundheit schädigen. Ausgelöst werden kann dieser von unterschiedlichen Quellen im und um das Haus, z. B. von Pumpen, Generatoren, Küchengeräten oder anderen technischen Geräten. Als eine weitere mögliche Ursache von Gesundheitsproblemen wird häufig Elektrosmog genannt. Er steht im Verdacht, das Nervensystem, Hormone und Chromosomen zu schädigen und krebserregend zu sein. Studien, die dies wissenschaftlich belegen, gibt es bislang allerdings nicht. Ein Haus komplett ohne Elektrosmog ist allerdings nur schwer realisierbar und Geräte, die eine Filterung oder Abschirmung von Elektrosmog versprechen, sind von fragwürdiger Wirksamkeit. Einzelne Räume ohne Elektrosmog lassen sich aber umsetzen.
Nachhaltiges Bauen: Unser Fazit
Nachhaltiges und ökologisches Bauen oder Sanieren ist vor dem Hintergrund des Klimawandels ein hochgradig aktuelles Thema, dessen Bedeutung in der Zukunft noch weiter zunehmen wird. Es trägt zu einer besseren Energiebilanz von Wohngebäuden und somit zum Klimaschutz bei. Außerdem sorgt es für sozial- und umweltgerechte Herstellungsprozesse. Es führt aber auch dazu, dass Immobilienbesitzer angesichts steigender Energiepreise künftig finanziellen Nutzen aus einer nachhaltigen und ökologischen Bauweise bzw. Sanierung ziehen. Unter anderem trägt es – auch wegen des niedrigeren Energiebedarfs – zur Steigerung des Gebäudewertes und damit zur Wirtschaftlichkeit bei und ermöglicht ein wohngesundes Leben.
Dabei ist zu beachten, dass es nicht die „EINE“ richtige Methode des nachhaltigen und ökologischen Bauens oder Sanierens gibt. Es gilt immer den individuellen Fall zu betrachten und dann die geeigneten, auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnittenen Lösungen und Vorgehensweisen zu finden. Die Ansätze können also durchaus sehr unterschiedlich sein. Hier ist gründliche Recherche gefragt, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ggf. sollten Sie sich dafür die professionelle Hilfe eines Beraters suchen. Nutzen Sie hierzu unser Kontaktformular. Unsere zertifizierten Energieberater helfen Ihnen gerne.
Zur Autorin: Nina Grimmeiß
Nina Grimmeiß ist ausgebildete Redakteurin und studierte Kommunikationswissenschaftlerin. Seit 2023 bei Energieheld, begeistert sie sich dafür, Themen rund um erneuerbare Energien verständlich zu vermitteln. Ihr Engagement für Umweltschutz und Nachhaltigkeit sowie der enge Austausch mit Energieberatern und Sanierungsmanagern sind ein wichtiger Teil ihrer Arbeit. Hier gelangen Sie zu Ninas LinkedIn Profil.