Dämmstoffe Vergleich: Wie dick dämmen?
Von Mike Kinder
Wenn Sie die Dämmung Ihres Hauses planen, ist die richtige Dicke des Dämmmaterials entscheidend – denn sie beeinflusst direkt die Energieeffizienz und die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben nach GEG (vormals EnEV) oder den Förderkriterien der KfW. Welche Dicke notwendig ist, hängt vom jeweiligen Dämmstoff und dem zu dämmenden Bauteil ab – eine pauschale Lösung gibt es nicht.
In diesem Beitrag erklären die Energieheld-Experten, welche Faktoren bei der Berechnung eine Rolle spielen – und warum es sich lohnt, dabei auf die Unterstützung eines erfahrenen Energieberaters zu setzen.
Dämmung: Dicke und U-Wert einfach erklärt

Wer sein Haus dämmen möchte, stößt früher oder später auf den sogenannten U-Wert. Von ihm hängt ab, wie dick Ihre Dämmung sein muss. Der U-Wert gibt an, wie viel Wärme pro Quadratmeter durch ein Bauteil verloren geht, wenn zwischen innen und außen ein Temperaturunterschied von einem Grad besteht. Je kleiner der U-Wert, desto besser die Dämmwirkung.
Seit November 2020 schreibt das Gebäudeenergiegesetz (GEG) vor, wie hoch der U-Wert für einzelne Bauteile nach der Durchführung einer Maßnahme zur Dämmung sein darf – vorher waren die Anforderungen in der Energieeinsparverordnung (EnEV) festgelegt, geändert haben sich die konkreten Werte aber nicht.
Ein Beispiel: Eine ungedämmte Ziegelwand mit 24 cm Dicke erreicht einen U-Wert von etwa 1,99 W/(m²K). Nach dem GEG darf dieser Wert nach einer Dämmung nur noch maximal 0,24 W/(m²K) betragen. Um diesen Wert zu erreichen, muss die neue Dämmschicht entsprechend stark ausgelegt sein – abhängig vom verwendeten Material.
Allerdings werden die einzelnen Gebäudeteile als Ganzes betrachtet: Für die korrekte Berechnung der benötigten Dicke eines Dämmstoffs müssen also auch andere Elemente wie Holzbalken, Putz oder Steinwände berücksichtigt werden. Um den vorgeschriebenen U-Wert von 0,24 W/(m²K) zu erreichen, muss die Dämmwirkung aller Schichten zusammengenommen ausreichen.

Bei einer Dämmung zählt immer das gesamte Bauteil für den anzusetzenden U-Wert. Weitere Baustoffe wie Holz, Lehm, Stroh oder Gipskarton können also dazu führen, dass Sie weitaus weniger Dämmung (in cm) benötigen. Die notwendige Berechnung sollte allerdings immer ein Experte vornehmen!
Dämmung: Dicke in cm nach GEG & KfW

Bei Dämmmaßnahmen müssen grundsätzlich zwei verschiedene Anforderungen berücksichtigt werden: die gesetzlichen Vorgaben gemäß Gebäudeenergiegesetz (GEG) und die strengeren Richtlinien der KfW, sofern eine Förderung beantragt wird. Wichtig ist dabei: Es zählt immer der gesamte Bauteilaufbau, nicht nur die Dämmschicht an sich.
Das GEG – Nachfolger der früheren Energieeinsparverordnung (EnEV) – gibt für gedämmte Bauteile einen maximalen U-Wert von 0,24 W/(m²K) vor. Wird dieser Wert nicht erreicht, können Bußgelder drohen – allerdings nur dann, wenn tatsächlich eine Dämmpflicht besteht, etwa im Zuge eines Neubaus oder einer umfangreichen Sanierung.
Noch niedrigere U-Werte fordert die KfW, allerdings nur bei geförderten Maßnahmen. Je nach Bauteil sind hier Zielwerte zwischen 0,20 W/(m²K) und 0,14 W/(m²K) üblich.
Im Folgenden zeigen wir konkrete Beispiele für typische Bauteilaufbauten und wie sich deren U-Werte durch verschiedene Dämmstoffe verbessern lassen:
Beispiel: Außenwand mit monolithischem Mauerwerk
Ein häufiger Wandaufbau ist etwa ein monolithisches Mauerwerk, bestehend aus 17,5 cm Kalksandstein, 12 cm Klinker (ohne Hohlraum) und 10 mm Gipsputz. Im ungedämmten Zustand ergibt sich ein U-Wert von rund 1,7 W/(m²K). Durch eine 15 cm dicke Mineralwolldämmung lässt sich dieser auf die geforderten 0,24 W/(m²K) senken.
Beispiel: Kellerdecke aus Stahlbeton und Estrich
Die Kellerdecke besteht häufig aus 12 cm Stahlbeton plus 10 mm Estrich – mit einem U-Wert von etwa 2,4 W/(m²K). Wird eine 13 cm dicke EPS-Dämmung ergänzt, lässt sich auch hier der Zielwert von 0,24 W/(m²K) erreichen.
Beispiel: Oberste Geschossdecke mit Gipsfaserplatten und Holzfaser
Auch die oberste Geschossdecke ist meist aus Stahlbeton, etwa 15 cm dick. Kommen zwei Gipsfaserplatten (je 12,5 mm) sowie eine 6 cm starke Holzfaserdämmung hinzu, ergibt sich zunächst ein U-Wert von ca. 0,53 W/(m²K). Eine zusätzliche 14,5 cm starke Dämmschicht aus Holzfaser reduziert diesen auf den GEG-konformen Wert.
Beispiel: Dach mit Zwischensparrendämmung
Im Dachbereich liegt oft eine erste Zwischensparrendämmung mit 4 cm Mineralwolle vor. Die Sparren bestehen meist aus Fichte, sind 18 cm hoch und 12 cm breit, bei einem Abstand von 65 cm. Da Fichte eine vergleichsweise hohe Wärmeleitfähigkeit aufweist, ist hier eine 18 cm starke Zwischensparrendämmung mit Mineralwolle (λ = 0,032 W/mK) nötig, um auf 0,24 W/(m²K) zu kommen.
Übersicht: Erforderliche Dämmdicken für verschiedene Bauteile
Die folgende Übersicht zeigt beispielhafte Bauteile mit typischen Dämmaufbauten – inklusive eines Vergleichs der Dämmstoffe und ihrer erforderlichen Dicke, um die Vorgaben des GEG oder der KfW zu erfüllen:
Bauteil | Dämm-Maßnahme | Dämmstoff | Dicke GEG: (Vorschrift) |
Dicke KfW: (Förderung) |
---|---|---|---|---|
Dach (Aufbau): Gipskarton, Fichte | Zwischensparrendämmung | Kork | 14 cm | (0,24 W/(m²K)) | 21,5 cm | (0,14 W/(m²K)) |
Schafwolle | 15 cm | (0,24 W/(m²K)) | 23,5 cm | (0,14 W/(m²K)) | ||
Aufsparrendämmung | PUR | 8 cm | (0,24 W/(m²K)) | 12,5 cm | (0,14 W/(m²K)) | |
Holzfaser | 16 cm | (0,24 W/(m²K)) | 25 cm | (0,14 W/(m²K)) | ||
Oberste Geschossdecke (Aufbau): Stahlbeton, Gipsfaserplatten, Holzfaserdämmung | Begehbare Geschossdecke | Steinwolle | 15 cm | (0,24 W/(m²K)) | 23,5 cm | (0,14 W/(m²K)) |
Stroh | 17,5 cm | (0,24 W/(m²K)) | 27,5 cm | (0,14 W/(m²K)) | ||
Wand (Aufbau): Klinker, Kalksandstein, Gipsputz | Innendämmung | Seegras | 17 cm | (0,24 W/(m²K)) | 21 cm | (0,20 W/(m²K)) |
Kalziumsilikat | 22 cm | (0,24 W/(m²K)) | 26 cm | (0,20 W/(m²K)) | ||
Kellerdecke (Aufbau): Stahlbeton, Estrich | Einblasdämmung | Schaumglas | 16 cm | (0,24 W/(m²K)) | 15,5 cm | (0,25 W/(m²K)) |
PIR | 8 cm | (0,24 W/(m²K)) | 7,5 cm | (0,25 W/(m²K)) |


Geringe Wärmeleitfähigkeit bei wenig Platz nutzen
In manchen Fällen bleiben nur wenige Zentimeter zur Grundstücksgrenze, um zum Beispiel eine ordentliche Fassadendämmung anzubringen.
Hier sollten Sie entweder auf die Dämmung verzichten und lieber in eine gute Heizung investieren oder Dämmstoffe mit einer guten Dämmwirkung wählen, um den Aufbau möglichst flach zu halten. Infrage kommen dafür unter anderem VIP (Vakuumisolationspaneele) oder Resolharz.
Dicke der Dämmung selber berechnen

"Wie dick dämmen?" Im Internet gibt es viele kostenlose Werkzeuge, die einem dabei helfen sollen, die richtige Dicke für die eigene Dämmung zu berechnen. Es sprechen jedoch einige Punkte gegen die selbstständige Berechnung der Dämmstärke.
Wenn Sie beispielsweise die benötigten Zentimeter eines Dämmstoffs falsch berechnen oder Bauteile vernachlässigen, wird der vom GEG vorgesehene U-Wert eventuell nicht eingehalten.
Die Folge können hohe Bußgelder sein. Wurde beispielsweise ein Neubau nicht nach den Vorgaben des GEG errichtet – diese schließt die Maßnahmen zur Dämmung mit ein – ist eine Strafe von bis zu 50.000 Euro möglich.
Auch Bauschäden durch Schimmel sind keinesfalls ausgeschlossen, wenn Sie sich mit der Wechselwirkung zwischen verschiedenen Stoffen nicht wirklich auskennen.
Es ist also dringend anzuraten, einen zertifizierten Energieberater hinzuzuziehen. Neben der Vermeidung von Schäden und Bußgeldern hat das aber noch weitere Vorteile: Nur unter Einbeziehung eines solchen Experten erhalten Sie Förderung für Ihre Dämmung.
Unser Fazit zur Dicke von Dämmungen
Die richtige Dicke der Dämmung spielt eine entscheidende Rolle, um die gesetzlichen Vorgaben und Förderkriterien zu erfüllen. Eine präzise Berechnung der Dämmdicke ist unerlässlich, um sowohl den U-Wert als auch die Energieeffizienz zu optimieren.
Dabei sollten Sie unbedingt einen Energieberater hinzuziehen, da dieser nicht nur die korrekten Werte ermittelt, sondern auch hilft, Bußgelder und Bauschäden zu vermeiden. Unsere Energieberater helfen Ihnen gerne dabei, das richtige Dämmmaterial in der richtigen Dicke für Sie zu bestimmen und professionelle Handwerksbetriebe aus Ihrer Nähe für Sie zu koordinieren.
Die Wahl der richtigen Dämmung und deren Dicke kann auch die Eignung und Effizienz anderer energetischer Maßnahmen beeinflussen. Beispielsweise ist die Dämmung besonders relevant, wenn Sie eine Wärmepumpe im Altbau in Betracht ziehen.
Eine ausreichende Dämmung kann entscheidend dafür sein, ob der Einsatz einer Wärmepumpe sinnvoll ist und optimal funktioniert.
Zum Autor: Mike Kinder

Mike Kinder hat einen Master of Engineering im Bereich „Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen“ und ist seit 2017 in der Bau- und Sanierungsbranche tätig.
Als zertifizierter Energieeffizienz-Experte für Wohngebäude setzt er sich leidenschaftlich für innovative und nachhaltige Sanierungslösungen ein.
Wenn er nicht gerade für Energieheld schreibt, trägt er dazu bei, Ansätze zu entwickeln, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Hier gelangen Sie zu Mikes LinkedIn Profil.