Die Nachtspeicherheizung - lieber sofort ersetzen?

Die Nachtspeicherheizung bereitet Besitzern von Eigenheimen regelmäßig Kopfschmerzen, wenn wieder einmal eine hohe Stromrechnung eintrudelt. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Kosten sparen können und wann sich ein Austausch lohnt.
Lesen Sie hier zudem alles über laufende Kosten, Wirtschaftlichkeit, die richtige Entsorgung einer Nachtspeicherheizung und Förderungen für alternative Heizungen.
Was ist eine Nachtspeicherheizung?
Nachtspeicherheizungen gehören zu den Elektroheizungen und stammen aus einer Zeit, als besonders Nachtstrom (Niedertarifstrom) enorm günstig war. In den 50er- und 60er-Jahren sollten möglichst viele Stromkraftwerke auch nachts ausgelastet werden, sodass man Endkunden für diesen Zeitraum sehr günstige Tarife anbot.
Um diesem Szenario gerecht zu werden, speichern die Heizungen über Nacht Wärme und geben diese tagsüber bei Bedarf wieder ab. Dafür werden zum Beispiel auch kein Lagerraum für Brennstoff und keine aufwendige Haustechnik benötigt - eine Nachtspeicherheizung braucht im Grunde nur einen Stromanschluss und wird meist über ein Thermostat gesteuert.

Eine Nachtspeicherheizung ist im Jahr 2023 keine adäquate Heizung mehr für die ganze Wohnung oder das ganze Haus - da können Hersteller versprechen, was sie möchten. Teilweise liegen die laufenden Kosten bei mehr als 9.000 Euro pro Jahr und unter solchen Umständen amortisiert sich selbst eine Ölheizung innerhalb von anderthalb Jahren.
Nachtspeicherheizungen: Verboten oder erlaubt?
Immer wieder stellt sich die Frage nach einem Verbot von Nachtspeicherheizungen. Tatsächlich hatte der Gesetzgeber bereits im Jahr 2009 über die Energieeinsparverordnung (EnEV 2009) ein solches Verbot erlassen, das den Betrieb bestimmter Geräte u. a. abhängig von ihrem Installationsjahr untersagen sollte. Dies galt hauptsächlich für große Gebäude mit mehreren Wohneinheiten, die gleichzeitig schlecht gedämmt waren.
2013 folgte schließlich die komplette Kehrtwende. Die vom Bundestag beschlossene Novelle des Energieeinspargesetzes (EnEG 2013) hatte die Gültigkeit des entsprechenden Paragraphen in der EnEV 2009 wieder aufgehoben. In der anschließend neu gefassten EnEV 2014 war das Nachtspeicherheizungs-Verbot dann gar nicht mehr aufgeführt. Das gilt auch für das Gebäudeenergiegesetz (GEG), das im November 2020 unter anderem die EnEV ersetzt hat.
Fakt ist: Im neuen GEG sind die Schlagwörter „Nachtspeicherheizung“ und „Elektroheizung“ nicht ein einziges Mal erwähnt - ein entsprechendes Verbot von Nachtspeicherheizungen ist damit vorerst vom Tisch. Die Randbedingungen des Gesetzes sollen erst 2023 nochmals hinterfragt und ggf. auf die dann aktuellen Klimaschutzziele angepasst werden, sodass Speicher-Elektroheizungen wenigstens bis zu diesem Zeitpunkt ausdrücklich erlaubt bleiben.
Vorteile und Nachteile einer Nachtspeicherheizung

Eine Nachtspeicherheizung hat wenige Vorteile und viele Nachteile. Besonders nachteilig sind die laufenden Kosten und der schlechte Gesamtwirkungsgrad.
Nach vielen Jahren Betriebsdauer funktioniert das Speichern der Wärme auch nicht mehr wirklich gut, aber Wärme wird tagsüber trotzdem benötigt - so steigen die Betriebskosten tagsüber noch weiter, weil mit Strom zum Hochtarif nachgeheizt wird.
Von Vorteil ist eigentlich nur die einfache Technik, die praktisch nie gewartet werden muss und auch keinen Schornstein inklusive Schornsteinfeger benötigt. Das war es dann jedoch auch schon mit den Vorteilen.
Vorteil | Nachteil |
---|---|
Einfache Technik | Hohe laufende Kosten |
Keine Wartung notwendig | Nachtstrom ist recht teuer geworden (wenn er denn überhaupt angeboten wird) |
Schlechter Gesamtwirkungsgrad | |
Keine Zentralheizung | |
Warmwasser muss gesondert erwärmt werden | |
Ggf. kostspielige Entsorgung |
Ein weiterer Nachteil ergibt sich möglicherweise bei der Entsorgung der Nachtspeicherheizung, wenn diese besonders alt ist. In dem Fall könnten asbesthaltige Stoffe verarbeitet worden sein. Wie alle belasteten Bauteile muss anschließend auch der asbesthaltige Heizkörper besonders entsorgt werden.
Wirtschaftlichkeit und laufende Kosten

In Sachen Wirtschaftlichkeit schneidet eine Nachtspeicherheizung ganz schlecht ab. Vielen Hausbesitzern fehlt natürlich nach vielen Jahren ein echter Vergleich und sie haben sich einfach mit den hohen laufenden Kosten abgefunden.
Zieht man jedoch ein vergleichbares Szenario mit einer echten Zentralheizung heran, dann wird deutlich, wie unwirtschaftlich Elektroheizungen und Nachtspeicher im Speziellen sind. Sofern Sie Ihr Haus noch einige Jahre bewohnen, lohnt sich der Austausch also in jedem Fall.
Laufende Kosten einer Nachtspeicherheizung
Wir gehen bei unserer Berechnung von einem Wärmebedarf (inklusive Warmwasser) von etwa 28.000 Kilowattstunden und einem Strombedarf von etwa 4.500 Kilowattstunden pro Jahr aus. Das entspricht einem Altbau, der bisher wenig oder überhaupt nicht saniert wurde.
Mit einer Nachtspeicherheizung beziehen Sie gewöhnlich Strom zum Hochtarif (tagsüber) und zum Niedertarif (nachts). Dafür zahlen Sie im Durchschnitt ca. 34,464 Cent pro Kilowattstunde. Somit bezahlen Sie für das Heizen jedes Jahr etwa 9.650 Euro. Pro Nachtspeicherheizkörper sind das im Durchschnitt ca. 800 Euro pro Jahr.
Gebäude | Stromverbrauch Nachtspeicherheizung | Heizkosten |
---|---|---|
140 m², Baujahr 1955 | 28.000 kWh | ca. 9.650 € pro Jahr |
140 m², Baujahr 1975 | 20.000 kWh | ca. 6.900 € pro Jahr |
Zwar sind Nachtspeicherheizungen im Vergleich mit anderen Heizungen in der Anschaffung deutlich günstiger, wegen der hohen laufenden Kosten (im Beispiel oben Heizkosten von ca. 800 Euro pro Monat) kehrt sich dieser anfangs positive Effekt jedoch nach wenigen Jahren um. Unsere nachfolgende Infografik zeigt dies sehr anschaulich.
Kosten & Förderung: Nachtspeicherheizung austauschen

Täuschen Sie sich nicht! Der Austausch einer Nachtspeicherheizung ist durchaus mit hohen Kosten verbunden, aber das Ganze wird durch staatliche Förderungen abgefedert. Wirklich günstig wird es erst später, wenn die niedrigen Heizkosten zum Tragen kommen. Insgesamt stehen Ihnen verschiedenste Möglichkeiten zur Verfügung.
Entscheiden Sie sich für eine richtige Zentralheizung, die auch das Warmwasser erwärmen kann, dann müssen im ganzen Haus passende Heizkörper oder eine Fußbodenheizung installiert werden. Bei einem direkten Ersatz durch neue Elektroheizungen fällt dieser Schritt zwar weg, aber die laufenden Kosten dürften nur minimal geringer sein.
Nachtspeicherheizung ersetzen | Kosten mit Einbau & Heizkörper |
---|---|
Ölheizung (mit Tank) | 23.750 - 27.500 € |
Gasheizung (mit Gasanschluss) | 21.250 - 25.000 € |
Holzheizung | 21.250 - 47.500 € |
Wärmepumpe | 23.700 - 43.750 € |
Alte Nachtspeicherheizung entsorgen
An erster Stelle beim Heizungstausch steht immer die Entsorgung der alten Heizung. Eine Besonderheit bei der Entsorgung von Nachtspeicherheizungen ist die Tatsache, dass Geräte aus den 60er- und 70er-Jahren oft Asbest enthalten. In Nachtspeicherheizungen aus den 80er-Jahren können giftige PCB (Polychlorierte Biphenyle) vorkommen.
Entsprechend kann die Entsorgung der alten Heizung einen nicht zu vernachlässigenden Kostenfaktor darstellen. Weil es um Ihre Gesundheit geht, sollten Sie unbedingt einen Profi mit der Entsorgung beauftragen, der sicherstellt, dass beim Abbau keine schädlichen Stoffe (Asbest) freigesetzt werden. Rechnen Sie dann mit Entsorgungskosten zwischen 150 und 250 Euro pro Gerät inklusive Abbau und Abtransport.
Auch heute gibt es noch Nachtspeicherheizungen zu kaufen. Rechnen Sie pro Heizkörper etwa mit 750 bis 1.250 Euro und pro Raum etwa mit 1 bis 2 Heizkörpern. Zu empfehlen ist diese Variante allerdings nicht. In diesem Szenario sparen Sie pro Jahr vielleicht ein paar hundert Euro.
Sollten Sie sich dennoch dafür entscheiden und aktuelle Modelle kaufen wollen, denken Sie darüber nach, ob eine Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage sinnvoll sein könnte. So könnten Sie Stromkosten sparen, indem Sie die Nachtspeicherheizung mit Solarstrom versorgen - umweltfreundlich vom eigenen Dach.
Zu Infrarotheizungen wechseln
Beim Verkauf von Infrarotheizungen wird viel getrickst. Fallen Sie nicht darauf herein! Das Heizen mit Strom ist einfach sehr teuer und die versprochenen Einsparungen wirken selbst für Laien sehr unglaubwürdig. Strom kostet mindestens 3 mal so viel wie zum Beispiel Heizöl, aber einige Anbieter werben damit, dass Infrarotheizungen 50 Prozent weniger Heizkosten verursachen. Die Anschaffung für ein ganzes Haus kostet zwischen 5.000 und 8.750 Euro.
Auf eine richtige Zentralheizung umstellen
Ein Wechsel auf eine richtige Zentralheizung ist die beste Lösung für Eigenheimbesitzer. Dabei fallen zwar inklusive Heizkörper bis zu 30.000 Euro an, aber diese Investition zahlt sich schon nach ein paar Jahren aus. Selbst eine Ölheizung steht aus ökonomischer und ökologischer Sicht deutlich besser als eine Nachtspeicherheizung da.
Kosten für Heizkörper oder Fußbodenheizung
Wenn Sie von einer Elektroheizung auf eine richtige Zentralheizung umsteigen, werden im ganzen Haus neue Heizkörper benötigt, da alle modernen Heizungen Wasser als Wärmeträgermedium nutzen. Pro Heizkörper können Sie inklusive Einbau mit etwa 300 bis 500 Euro rechnen und pro Raum mit 2 bis 3 Heizkörpern. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollten Sie für die Heizkörper 6.000 bis 10.000 Euro einplanen (zusätzlich zur eigentlichen Heizung).
Wird ohnehin das ganze Haus saniert, können Sie auch über den Einbau einer Fußbodenheizung nachdenken (auch Kombinationen mit Heizkörpern sind möglich). Eine Fußbodenheizung ist energieeffizienter als normale Heizkörper und lässt sich zum Beispiel gut mit einer Wärmepumpe kombinieren. Rechnen Sie bei einer Sanierung mit 40 bis 170 Euro pro Quadratmeter (je nach Bauart; inklusive Entfernung des alten Bodens/Estrich).
Förderung für den Austausch von Nachtspeicherheizungen
Stand 2023: Wenn Sie Ihre alte Nachtspeicherheizung ersetzen, können Sie dafür vom Staat Förderung erhalten. Beachten Sie unbedingt die notwendigen Fristen und die Antragstellung im Vorfeld! Für den Einbau der meisten Heizungen erhalten Sie vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) den sogenannten Heizungstausch-Bonus in Höhe von 10 Prozent der förderfähigen Kosten, wenn Ihre neue Heizung eine alte Öl-, Kohle- oder Nachtspeicherheizung ersetzt. Der Bonus gilt auch für alte Gasheizungen, deren Inbetriebnahme mindestens 20 Jahre zurückliegt. Gasetagenheizungen fallen unabhängig vom Datum ihrer Inbetriebnahme ebenfalls in diese Kategorie. Beachten Sie, dass gasbetriebene Heizungsanlagen seit dem 28.07.2022 nicht mehr gefördert werden.
Wenn Sie beispielsweise eine Wärmepumpe kaufen, erhalten Sie mindestens 25 Prozent Förderung auf die maximalen Kosten von 60.000 €, also 15.000 €. Ersetzt die Wärmepumpe Ihre alte Nachtspeicherheizung, erhalten Sie zudem den vorhin erwähnten Heizungstausch-Bonus in Höhe von 10 Prozent. Das ergibt eine Förderung von 35 Prozent auf die maximalen Kosten von 60.000 €, also bis zu 21.000 €.
Beachten Sie auch, dass Umfeldmaßnahmen wie die Installation von Heizkörpern oder einer Fußbodenheizung bei Sanierungen mit dem gleichen Fördersatz der jeweiligen Heizung mit gefördert werden.
Nachtspeicherheizung ersetzen | Institution | Förderung |
---|---|---|
Ölheizung | KfW | erhält keine Förderung mehr |
Gas-Hybridheizung | BAFA | erhält seit der BEG Novelle vom Juli 2022 keine Förderung mehr |
Holzheizung | BAFA | mindestens 10 % der förderfähigen Investitionskosten von höchstens 60.000 €, max. 6.000 €
20 % der förderfähigen Investitionskosten von höchstens 60.000 € mit Heizungstausch Bonus, max. 12.000 € |
Wärmepumpe | BAFA | mindestens 25 % der förderfähigen Investitionskosten von höchstens 60.000 €, max. 15.000 €
35 % der förderfähigen Investitionskosten von höchstens 60.000 € mit Heizungstausch Bonus, max. 21.000 € |
Nachtspeicherheizung mit Photovoltaik betreiben
Auf den ersten Blick erscheint die Kombination aus Nachtspeicherheizung und Photovoltaik-Anlage als sehr vielversprechend. Auf der einen Seite wird Strom gewonnen und auf der anderen Seite genutzt - praktisch, oder? In der Realität benötigt eine Elektroheizung aber deutlich mehr Strom, als eine normale Photovoltaik-Anlage liefern kann.
Hinzu kommt, dass der Strom besonders abends benötigt wird, weil viele Menschen tagsüber arbeiten sind. Gerade abends liefert die PV-Anlage jedoch keinen Strom und auch mit einem Stromspeicher wird das Ganze nicht wirtschaftlicher. Anders sieht das wiederum bei energieeffizienten Wärmepumpen aus. Hier ist die Kombination aus Wärmepumpe und Photovoltaik sehr zu empfehlen!